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594. Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
geringer Durchtránkung erstarren jedoch auch basische, eisenreiche Laven glasig,
wofür die grossen Strome Hawaii's Zeugniss geben. Im Allgemeinen sind die
Tiefzanggesteine und die unter einer Belastung, welche das Entweichen der
Dämpfe hinderte, erstarrten Ergtsse (Batholithe) vollkrystallinisch, die an der
Oberfläche ergossenen Laven porphyrisch oder selbst glasig entwickelt. Da die
Gesteine der Tiefen-Bildung erst durch weitgehende Zerstörung der umhüllenden
Decke sichtbar werden, kennen wir vollkrystallinische Eruptivgesteine zumeist
aus den ältesten, porphyrische aus den mittleren Formationen. Dies war die
Ursache, weshalb man glaubte, dass die Structur der Massengesteine durch ihr
geologisches Alter bedingt sei, und Granit, Syenit, Diorit und Diabas als Palaeo-
lithe, Quarzporphyr, Porphyrit, Melaphyr und Augitporphyr als Mesolithe,
Trachyt, Andesit und Basalt aber als Kánolithe bezeichnete. Waàhrend jedoch
auf der einen Seite gezeigt werden konnte, dass zu Predazzo, im Banat, auf den
Hebriden u. s. w. mesozoische und tertiáre Granite und Syenite auftreten, hat
man andererseits auch sehr alte Eruptivgesteine kennen gelernt, welche mit den
modernen Laven die grósste Aehnlichkeit haben (Palaeo-Trachyte, Palaeo-Ande-
site.) DaNwaA hat schon vor làngerer Zeit die Ueberzeugung ausgesprochen, dass
die in der Tiefe der heutigen Vulkane erstarrenden Gesteine dieselbe Beschaffenheit
haben müssen, wie die álteren Haupt-Gang-Massen und dass demnach die ver-
schiedenen Arten der Eruptivgesteine nicht an bestimmte Epochen gebunden
sein können?) und v. CoTTA hat dieselbe Ansicht vertreten.?) Jupp’s Unter-
suchungen über die Vulkane der Hebriden, sowie diejenigen REvER's über die
Umgebung von Predazzo und die alten Eruptivgebilde des Erzgebirges erhoben
sie zur Sicherheit. Wir dürfen deshalb annehmen, dass die Erscheinungen des
irdischen Vulkanismus seit sehr langer Zeit dieselben waren wie heute, wenn
auch von den älteren Bildungen die oberflächlichen Aufschüttungskegel und
Lavaströme zum grössten "Theile durch Zerstörung verloren gegangen sind,
während uns von den heutigen Vulkanen nur diese, nicht aber die Tiefgang-
bildungen bekannt werden können.
Literatur: A. Allgemeine Werke über Vulkanismus: BUCH, L. v., Ueber die Zusammen-
setzung der basaltischen Inseln und über Erhebungskratere. Berlin 1818. — Ueber Erhebungs-
kratere und Vulkane. Berlin 1835. — DAUBENY, CH., Description of active and extinct Volca-
nos, London 1848. — Fuchs, C. W. C., Vulkane und Erdbeben.. Internat. wiss. Bibl. XVII.
Leipzig 1875. — Berichte über die vulkanischen Erscheinungen der Erde in den Jahren 1665— 71.
Neues Jahrb. f. Min. Jahrgänge 1866—72, von 73 an in TSCHERMAK's mineralogischen Mit-
theilungen. — HARTUNG, G., Betrachtungen über die Erhebungskratere, Leipzig 1832. — Huw-
BOLDT, A. v., Ueber den Bau und die Wirkung der Vulkane. Berlin 1824. — LANDGREBE, G.,
Naturgeschichte der Vulkane und der damit in Verbindung stehenden Erscheinungen. Gotha 1855. —
MALLET, ROoB., Ueber vulkanische Kraft (übersetzt von LASAULX). Bonn 1875. — REYER, ED.
Beitrag zur Physik der Eruptionen und der Eruptivgesteine. Wien 1877. — SCROPE, G. POULETT,
Ueber Vulkane, 2. Aufl. (übersetzt von G. A. v. KLoEDEN, welcher das Werk mit zahlreichen
Glossen zur Vertheidigung der von ScRoPE bekámpften HuMBoLDT-BUucH'schen Hypothese der
Erhebungskrater versah). Berlin 1872. — Die Bildung der vulkanischen Kegel und Krater
(übersetzt von C. L. GRrESBACH, mit Zurückweisung der KLoEDEN'schen Glossen). Berlin 1873. —
SEEBACH, Vorläufige Mittheilung über die typischen Verschiedenheiten im Bau der Vulkane und
über deren Ursache. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1866, pag. 643. — STRENG, A., Beitrag
1) G. SrAcHE und C. v. JouN, Geol. und petr. Beitr. z. Kenntniss der älteren Eruptiv- und
Massengesteine der Mittel- und Ost-Alpen, Jahrb. d. geolog. Reichs-Anstalt, Wien 1877 und 79.
2) Americ. journ. 1846, II, pag. 252.
3) Geologie der Gegenwart, 1866, pag. 20 u. 40.