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diesem gemählde ein ganz eigenes interesse giebt. WiıgE-
LAND 34, 128 (Aristipp 2, 21); da sie (die tragödie) aber ihren
zweck, die rührung, nur unter der bedingung der höchsten
übereinstimmung mit den gesetzen der natur zu erreichen
im stand ist, so steht sie, ihrer historischen freyheit unbe-
schadet, unter dem strengen gesetz der naturwahrheit, welche
man im gegensatz von der historischen die poetische wahr-
heit nennt. so läszt sich begreifen, wie bey strenger heob-
achtung der historischen wahrheit nicht selten die poetische
leiden, und umgekehrt bei grober verletzung der historischen
die poetische nur um so mehr gewinnen kann. SCcHILLER
10, 37, 15 (über die trag. kunst); man kann die poetische wahr-
heit überhaupt durch die übereinstimmung mit der natur,
als einem object der einbildungskraft, im gegensatz gegen
die historische, als die übereinstimmung mit derselben, als
einem object der heobachtung definiren. W. v. HumsoLDT über
Hermann u. Dorothea 300; wie bei der fabel, unbekümmert
um die traditionellen gesetze der dramatischen kunst und
die forderungen der bühne, einfach die wahrheit (der
geschichtliche hergang) festgehalten werden sollte. BIEL-
SCHUWSKY Gölhe 1, 177; oder wir folgen, wie Göthe in Werthers
leiden, blosz der erhöheten empfindung, und opfern die
logische wahrheit der ästhetischen auf, Möser vermischle
schriflen 1, 201.
sinnliche wahrheit im gegensatz zum ideengehalt: allgemein
geben die schönen wissenschaften den höhern licht, leben,
sinnliche wahrheit, reichthum. HERDER 9, 300 (ein/flusz d. schönen
in die höhern wissenschaften 1779) Suphan; jene (alten dichler)
rühren uns durch natur, durch sinnliche wahrheit, durch
lebendige gegenwart; diese (modernen) rühren uns durch ideen.
SCHILLER 10, 452, 16 (über naive u. senlim. dichlung).
wahrheit und dichtung: unsre sinnlichkeit erlangt aber
dieses übergewicht wirklich, wenn sich die vorstellungen des
leidens zu einem solchen grade der lebhaftigkeit erheben,
der uns keine möglichkeit übrig läszt, den mitgetheilten affekt
von einem ursprünglichen, unser eigenes ich von dem leiden-
den subjekt oder wahrheit von dichtung zu unterscheiden.
SCHILLER 10, 28, 25 (über die frag. kunst); dasz das erstere (das
ınschauungsvermögen) den stoff... auf eine ... weise bear-
beitet, in welcher ‚.. wahrheit und dichtung sich immer das
gleichgewicht halten. W.v. HumsoLDt an Schiller 6. nov. 1795
(briefwechsel 250).
14) die frage, was ist wahrheit? hat die philosophie von alters
ter beschäftigt. die deutschen philosophen haben sich, jeder von
seinem standpunkt uus, darum bemüht, theils den begriff der
wahrheit festzustellen, Lheils verschiedene arten der wahrheit von
einander zu unterscheiden. über die herkömmliche auffassung des
wortes hinausgehend , haben sie die möglichkeit und die voraus-
seizungen der wahrheit Liefer zu begründen versucht,
a) bestimmungen ? die warheit ist nichts anders als eine
übereinstimmung der menschlichen gedancken, und der be-
schaffenheit der dinge ausser denen gedancken. TnomAsıvs
»inleil. zu der vernunfft-lehre (1691) 139; wir haben demnach
zweyerley wege, dadurch wir zur erkäntnis der wahrheit ge-
langen, die erfahrung und die vernunfft, Cr. WoLrr vernünfft.
gedancken von gott, der welt elc. (1720) 202; wahrheit, sagt man,
besticht in der übereinstimmung der erkenntnisz mit dem
gegenstande. Kanr 1,376; wenn wahrheit in der überein-
stimmung einer erkenntnisz mit ihrem gegenstande hesteht,
so musz dadurch dieser gegenstand von anderen unterschieden
werden ... nun würde ein allgemeines kriterium der wahr-
heit dasjenige sein, welches von allen erkenntnissen ohne
unterschied ihrer gegeustände gültig wäre. es ist aber klar,
dasz, da man bei demselben von allem inhalt der erkenntnisz
(beziehung auf ihr object) abstrahirt und wahrheit gerade
diesen inhalt angeht, es ganz unmöglich und ungereimt sei,
nach einem merkmale der wahrheit dieses inhalts der er-
kenntnisse zu fragen, und dasz also ein hinreichendes und
doch zugleich allgemeines kennzeichen der wahrheit unmög-
lich angegeben werden könne. 2, 94 (kritik der reinen vernunfl);
wahrheit oder schein sind nicht im gegenstande, so fern er
angeschaut wird, sondern im urtheile über denselben, so
fern er gedacht wird. man kann also zwar richtig sagen,
dasz die sinne nicht irren, aber nicht darum, weil sie jeder-
zeit richtig urtheilen, sondern weil sie gar nicht urtheilen.
daher sind wahrheit sowohl als irrthum, mithin auch der
schein, als die verleitung zum letzteren nur im urtheile.
2, 276; wahrheit aber beruht auf der übereinstimmung mit
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lem objecte, in ansehung dessen folglich die urtheile eines
eden verstandes einstimmig sein müssen. 2, 612; wahrheit
ılso ist keine eigenschaft der idiome, sondern der schlüsse;
ıicht die ähnlichkeit des zeichens mit dem bezeichneten, des
‚egriffs mit dem gegenstand, sondern die übereinstimmung
dieses begriffs mit den gesetzen der denkkraft. SCHILLER 4,53, 14
‘philos. briefe); die wahrheit ist nichts, was so wie die wirk-
ichkeit oder das sinnliche daseyn der dinge von auszen
empfangen werden kann; sie ist etwas, das die denkkraft
zelbstthätig und in ihrer freyheit hervorbringt. 10, 354, 20 (über
lie ästhet. erziehung); diese (die wahrheit) ist das reine pro-
Jukt der absonderung von allem, was materiell und zufällig
‚st, reines Objekt, in welchem keine schranke des subjekts
zurückbleiben darf, 366, 22; übereinstimmung und zusammen-
aang in allem, was wir annehmen, ist wahrheit, sowie wider-
spruch in unserem denken irrthum und lüge ist. J. G. FıcarE
3,344; das durch die vernunft richtig erkannte ist wahrheit,
nämlich ein abstraktes urtheil mit zureichendem grunde,
SCHOPENHAUER? 1,58 Griscbach; folglich besteht in der über-
einstimmung der begriffe, also der abstrakten vorstellung,
mit dem in der anschaulichen vorstellung gegebenen, nach
der seite des objekts, die wahrheit, und nach der seite des
subjekts, das wissen. 2,122 (welt als wille u. vorstellung 2); die
wahrheit ist also die beziehung eines urtheils auf etwas von
‘hm verschiedenes, das sein grund genannt wird .. ein ur-
iheil kann ein anderes urtheil zum grunde haben. dann ist
seine wahrheit eine logische oder formale. 3,122; so hat die
‘acobische philosophie auch die ausdrücke wahrheit und
zlauben zur bedeutung der gemeinsten und empirischen
wirklichkeit herabgewürdigt; von welchen worlen das eine,
lie wahrheit allein von der gewiszheit des ewigen und nicht
mpirisch wirklichen im philosophischen verkehr gebraucht
‚u werden verdient. HEGEL 1, 84; unter wahrheit versteht
nan zunächst, dasz ich wisse, wie etwas ist. diesz ist je-
loch die wahrheit nur in beziehung auf das bewusztseyn,
»der die formelle wahrheit, die blosze richtigkeit. dahin-
jegen besteht die wahrheit im tiefern sinn darin, dasz die
»bjektivität mit dem begriff identisch ist. dieser tiefere sinn
ler wahrheit ist es, um den es sich handelt, wenn z. b. von
äinem wahren staat oder von einem wahren kunstwerk die
°ede ist. diese gegenstände sind wahr, wenn sie das sind,
was sie seyn sollen, d.h. wenn ihre realität ihrem begriff
entspricht. so aufgefaszt ist das unwahre dasselbe, was
3onst auch das schlechte genannt wird, 6, 386 (logik $ 218);
wenn die wahrheit, im subjectiven sinn, die übereinstimmung
ler vorstellung mit dem gegenstande ist: so heiszt das wahre
m Objectiven sinne die übereinstimmung des objects, der
;ache mit sich selbst, dasz ihre realität ihrem begriffe an-
zemessen ist. 27, 1, 22 (nalurphilos, $ 246); dasz es überhaupt
was gibt, was wahrheit zu nennen ist, nicht in dem be-
schränkten sinne einer übereinstimmung der vorstellung mit
‚hrem vorgestellten inhalt, sondern in der bedeutung einer
“olgerichtigkeit, durch die es erst einen vorstellbaren inhalt
zibt, durch die dem bunten flusse der wahrnehmungen
die verläszliche grundlage durchgehender wechselbedingtheit,
'eder bedingung die sicherheit ihrer folge... gegehen wird,
-OTZE Mikrokosmus? 2, 279; dem ganzen der wirklichkeit da-
jegen oder dem höchsten einen, aus dem sie flieszt, kann
aicht die gesammtheit der wahrheit als eine dann im leeren
Ur sich bestehende macht vorangehen; denn wahrheiten
ind nicht, sondern gelten nur. sie schweben nicht zwi-
schen, auszer oder über dem seienden; als zusammenhangs-
‚ormen mannigfaltiger zustände sind sie vorhanden nur
n dem denken eines denkenden, indem er denkt, oder in
lem wirken eines seienden in dem augenblick seines wirkens.
*3, 579.
die wahrheit gilt als ein und dieselbe: die warheit ist
sinerley, und also die richtschnur, die uns das falsche zu-
neiden lehret, aber eine warheit kan wohl hundert ihr ent-
zegen gesetzte irrthümer haben, dieweil sie alle von der
warheit abführen, uns dieselbige nicht weisen. THoMAsıus
*inleit. zu der vernunfft-Ichre (1691) 20; es kann zwischen den
rkenntnissen mehrerer kein widerstand entstehen, da die
wahrheit nicht theilbar ist, wie leiber und güter, sondern
ne und eben dieselbe, allen gemeinschaftliche. FıcaTE sillen-
ehre (1798) 406; die welt ist die eine und selbe, und so ist
»s die wahrheit; aber nicht in jedem spiegel kann sie das-
jelbe antlitz zeigen. PAULSEN elhik2 599.
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