Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

     
   
    
     
    
   
     
  
  
  
     
   
  
   
    
  
    
  
   
   
    
  
   
    
    
  
   
     
  
    
   
   
    
   
  
   
   
76 Mineralogie, Geologie und Paläontologie 
Seeland über glacialem Schutt und unterhalb der Schicht mit Resten der Espe, 
Populus tremula 1.. 
Die Gattung Pappel, Zopu/us, begreift meist hohe Báüme, die ro bis 3o Meter 
Hóhe und darüber erreichen. Manche bleiben auch strauchartig. Die Blüthen 
sind zweiháusig und stehen in Küátzchen wie bei den Weiden, aber sie sind mit 
dachigen, geschlitzten, abfallenden Deckschuppen versehen und besitzen ein becher- 
fórmiges Perigon. Die Frucht ist wie bei den Weiden eine zweiklappige und 
vielsamige Kapsel. Die Blätter sind meist breit und langgestielt, oft lederartig 
und dazu noch mit verdicktem Rande versehen. Die Nerven derselben laufen 
theils fiedrig, theils auch rücken die unteren Seitenerven zum Blattgrund herab, 
womit ein stufenweiser Uebergang der fiedernervigen in die handnervige Blatt- 
bildung verknüpft ist. 
Die Pappeln lieben freie lichte Stellen und vertragen nur wenig Schatten, 
wohl aber zeitweise Nässe. Sie gedeihen daher besonders in sumpfigen Waldungen 
und an Waldrändern. Einige Arten gehen übrigens auch auf Gebirge. Man 
kennt etwa 20 oder 22 lebende Arten, darunter nur 2 oder 3 deutsche. Sie ge- 
hören der nördlichen Halbkugel an und sind hier besonders zwischen so und 
30° nôrdl. Br. zu Hause, die Espen gehen aber noch weiter in Nord. Ueber die 
Hälfte der Arten gehören Nord-Amerika an, sie finden sich besonders in den 
nordöstlichen Unions-Staaten und in Canada. 
Man kennt fossil etwa 62 Pappel-Arten in der Kreide-Formation und in den 
tertiären Formationen. 
Ein vereinzeltes Pappel-Blatt fand sich schon in der unteren Kreide-Stufe 
von Grónland (70? 4o' nórdl. Br.). Dies ist zur Zeit wohl der älteste Fund von 
Dicotyledonen-Resten. 
Die Gattung Populus findet sich auch in der mittleren Kreide-Formation 
(Et. cenomanien) von. Grónland (40° nórdl. Br.) vertreten. Ebenso mit mehreren 
Arten in der miocánen Flora von Grónland. Alles Beweise für den nordpolaren 
Ursprung der Pappeln. 
Populus Zaddachi HER gehört zu den Balsampappeln, balsamitae. Die 
Blätter sind eine der häufigsten Arten der baltischen Miocän-Flora oder der 
Braunkohle des Samlandes bei Königsberg. Sie finden sich auch im Miocän 
von Grönland, Grinnel-Land und Spitzbergen, ferner auf Sachalin und in Alaska. 
Die Blätter sind eiförmig und am Grunde meist leicht ausgerandet. Der Rand 
ist stumpf gezähnt. Die Nervenbildung ist handförmig, nervatio palmata, mit 
5—7 Hauptnerven. Vom Grunde des zur Blattspitze gehenden Mittel- und Haupt- 
nerven treten jederseits zwei sanft gebogene seitliche Hauptnerven, zezvi primarii 
laterales unter spitzem Winkel aus. Ferner gehen vom Mittelnerven nach beiden 
Seiten und von den seitlichen Hauptnerven nach der Aussenseite sanft gebogene 
Secundárnerven ab. 
Unsere lebende Schwarzpappel, Populus nigra L., ist der Typus der Arten- 
gruppe marginatae, die Blätter zeigen einen festeren, knorpligen, hellen Rand. 
Es ist ein ansehnlicher Baum, der 20—25 Meter Hóhe erreicht. Die Blätter sind 
dreieckig-eifórmig, am Grunde bald etwas abgestutzt, bald keilfórmig verdünnt, 
vorn zugespitzt. Nervation fiederig, aber die unteren Seitennerven stehen etwas 
gedrängt. Die Schwarzpappel findet sich in Mittel- und Süd-Europa an Fluss- 
ufern und feuchten Waldründern, überhaupt gern auf zeitweise überschwemmten 
Ebenen. Die Stammart der Æ zzegra ist nach UwcER die miocäne Æ Zatior 
AL. BRAUN. Sie findet sich im Miocán von Oeningen, Parschlug, Radoboj, Salz- 
  
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