Full text: Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie (2. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band)

78 Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 
6—8 Meter Höhe an Bäumen hinaufklimmender Strauch mit stielrunden an den 
Gelenken verdickten Aesten und blattgegenständigen, 7—10 Centim. langen 
Blüthenkolben. Blätter oval, vorn zugespitzt, ganzrandig, lederig. Nervation 
fiederig, Seitennerven bogig und weit gegen die Spitze vorlaufend. 
Man kennt aus Europa und Nord-Amerika noch keine fossilen Piperaceen, 
wohl aber fand GôPPERT in der tertiären, wahrscheinlich miocänen Flora von 
Java Blätter und Stengel von einigen Arten von Piperites. Man muss also nach 
dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse annehmen, dass die Piperaceen — wie 
auch die Casuarinen — nicht zur nordpolarischen Ausstrahlung gehören, 
sondern in den Tropen entstanden. Ein Mehreres liegt noch im Dunkeln. 
Wir müssen uns nach Erörterung der für Geologie und Paläontologie besonders 
wichtigen Amentaceen für die übrigen Monochlamydeen und die Choripetalen 
kürzer fassen und betreffs der zahlreichen Einzelheiten auf Lehrbücher und Mono- 
graphien verweisen, 
Wir schalten hier die erloschene und nach ihrer genaueren systematischen 
Stellung seit Jahrzehnten unsichere Gattung Credmeria ein. Sie ist nur nach 
Blüttern bekannt, die sich in ziemlich vielen Arten in der mittleren und oberen 
Kreide-Formation von Sachsen, Bóhmen, dem Harz u. a. O. z. B. im Schiefer- 
thon von Niederschóna in Sachsen und im Quadersandstein von Blankenburg 
am Harz finden und neuerdings auch in der mittleren Kreideformation von Grón- 
land (7o? B.) nachgewiesen worden sind. 
Diese Credneria-Blitter sind gross und fest, grobmervig, und werden 10 bis 
20 Centim. lang. Sie sind mehr oder weniger breitgerundet, oft umgekehrt ei- 
formig, am Grunde meist etwas ausgeschnitten und oft deutlich zweilappig, am 
Vorderrand buchtig gezähnt. Der Blattstiel ist dick. Die Nervation ist fiederig 
und ungewöhnlich stark ausgebildet. Von der Mittelrippe gehen 2—4 Paar starke, 
etwas gebogene Seitennerven ab. Das erste Paar entspringt etwas oberhalb vom 
Blattgrund, ist gegenstindig und ziemlich stark. Zwischen diesem unteren Paar 
und dem Blattgrund verlaufen aber noch ähnlich wie bei manchen Pappeln 
jederseits einige unter rechtem Winkel abgehende schwache Seitennerven. Die 
Nerven des Adernetzes sind verhältnissmässig deutlich ausgebildet, verlaufen 
zwischen dem Mittelnerv und den Seitennerven meist unter rechtem Winkel und 
ordnen sich vom Blattgrund gegen die Spitze zu einer sehr regelmässigen Folge 
von Bogenlinien. Häufig finden sich diese Blätter zusammengerollt, ähnlich wie 
abgefallenes und verdorrtes Erlenlaub. Man stellt die für die mittlere und obere 
Kreide-Formation sehr bezeichnende Gattung Credneria meist zu den Amentaceen. 
Andere Paläophytologen stellen sie aber zu den Polygoneen oder in die Nähe 
der Linden u. s. w. 
Die Familie Zauraceae (Ordn. Polycarpicae) begreift einige hundert Arten 
von Sträuchern und Bäumen, welche meist den tropischen Regionen angehören, 
seltener in gemässigt-warmen Klimaten auftreten. Der gemeine oder edle Lorbeer 
ist davon die einzige europäische und überhaupt die am weitesten nach Norden 
reichende Art, 
Die Blüthen stehen in Trauben, Rispen oder Trugdolden, sie sind diöcisch 
bei Zaurus, zwitterig bei Cinnamomum und Camphora. Das Perigon ist kelchartig, 
am Grunde zu einer Rôhre verwachsen, besteht aus zwei alternirenden, zwei- bis 
dreizähligen Kreisen und erscheint daher vier- bis sechsspaltig. Es ist abfallend 
bei Zaurus, bleibt bei Cinnamomum am Grunde der Frucht stehen. Die Frucht 
ist einsamig und bald mehr eine Beere, bald mehr eine Steinfrucht. Die Blätter 
      
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
    
   
  
   
  
   
   
  
  
   
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