Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

  
94. Blasenstrauch. 
Das Innere ist hohl oder mit lockerem Marke erfüllt. Frisch haben sie einen 
starken widerlichen Geruch, der durch Trocknen vergeht. Der Geschmack ist 
anfangs bitter, dann eigentümlich anhaltend reizend, süss. 
Wesentliche Bestandteile. Das Alkaloid Solanin und ein eigentüm- 
licher bittersüsser Stoff (Dulcarin, Pikroglycion, Dulcamarin), von 
GEISELER rein als gelblichweisses Pulver erhalten und als stickstofffreies Glykosid 
erkannt. Ausserdem enthalten die Stengel nach Prarr noch balsamisches Harz, 
Stirkmehl etc. und nach WrrTsTEIN viel milchsauren Kalk. 
Anwendung. Im Aufguss und in der Abkochung. 
Geschichtliches. Die alten griechischen und rómischen Aerzte scheinen 
Solanum Dulcamara nicht gekannt zu haben; doch vermutet FRAAs in ihm den 
Zxpuyvoc Örvwrtıxos des DIOSKORIDES. Hieron. Trajus nennt die Pflanze Amara 
dulcis und im Deutschen Hyndschkraut oder Jelingerjelieber. Doponakus führt 
sie zuerst als Dulcamara auf. In àlteren Büchern findet man nicht die Stengel, 
sondern die Wurzel als Mittel gegen Wassersucht empfohlen. 
Solanum ist abgeleitet von so/azum (Trost, Beruhigung, von so/azi) in Bezug 
auf die schmerzstillende und einschläfernde Wirkung mehrerer Arten. 
Blasenstrauch. 
Folia Coluteae, Sennae germanicae. 
Colutea arborescens L. 
Diadelphia Decandria. — Papilionaceae. 
Grosser, 2—4 Meter hoher und höherer schöner Strauch mit brauner glatter 
und warziger Rinde, abwechselnden, gestielten, ungleich gefiederten, 75—150 Millim. 
langen Blättern, aus 7—11:, r2 Millim. langen und 5— 8 Millim. breiten, verkehrt 
eifórmigen, mehr oder weniger ausgerandeten, ganzrandigen, oben glatten, hoch- 
grünen, unten graugrünen, mit kurzen anliegenden glänzenden Härchen besetzten 
zarten Blättchen bestehend. Die Blüten stehen achselig gegen das Ende der 
Zweige in lockeren, 5—7 blütigen Trauben, die kürzer als die Blätter sind. 
Krone gelb, das Fähnchen an der Basis mit 2 Höckern. Hülse 40 Millim. lang 
und länger, 12—18 Millim. dick, aufgeblasen, mit dünner weisslicher durch- 
scheinender Haut, vielsamig, die Samen fast nierenfôrmig, schwarzbraun, glatt. — 
Im südlichen Europa und selbst in einigen Gegenden Deutschlands auf Bergen, 
auf Felsen wachsend, bei uns häufig in Anlagen. 
Gebräuchlicher Teil. Die Blätter; sie schmecken widerlich bitter und 
wirken abführend, doch weniger als die gewöhnlichen Sennesblätter des Handels. 
Wesentliche Bestandteile. Bitterstoff, die Analysen von Jouw und von 
BucHorz gaben aber über diesen (purgierenden) Stoff keinen nühern Aufschluss. 
Die Luft in den Hülsen wurde von Ziz, TRowMspoRrFF und ERDMANN untersucht, 
und in ihrer Zusammensetzung übereinstimmend mit der atmosphärischen Lutt 
gefunden. 
Anwendung. Ehemals als Purgans. Der bitterliche Samen wirkt emetisch. 
Geschichtliches. Der Blasenstrauch ist die Koloutex des '"THEOPHRAST, 
während dessen Kolvtea, des PLINIUS Spina appendix, eine andere Pflanze, Ber- 
beris cretica L. ist. 
Colutea von xoAouevy (verstümmeln), weil die abgebrochenen, nicht abge- 
schnittenen Zweige zu Grunde gehen. 
      
  
   
  
  
      
    
      
   
   
   
   
   
   
   
  
  
  
  
  
   
   
   
    
   
    
    
    
     
   
   
  
   
  
       
    
    
   
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