Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

    
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
     
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Agave. 
Griechen. Der Name ist zus. aus à (ohne) und spalkew (fehlen); die Alten 
sáeten nümlich das Gewüchs auf die Grüber, damit die Verstorbenen keinen 
Mangel leiden sollten. 
Agave. 
(Sogenannte hundertjährige Aloë.) 
Radix (Rhizoma) Agaves. 
Agave americana L. 
Hexandria Monogynia. — Bromeliaceac. 
Perennierende Pflanze mit dickem kurzem Wurzelstock, der lange starke 
ästige Fasern, und nach oben einen Büschel sehr grosser, oft 1,8 Meter langer, 
dicker, fleischiger, graugrüner Blätter treibt, die am Rande mit starken gebogenen 
Dornen gezähnt sind und sich in eine lange steife Spitze endigen. Der Schaft 
ist baumartig, 6—8 Meter hoch und bildet oben eine Krone mit armförmig aus- 
gebreiteten Zweigen, welche viele röhrig-glockige, gelbe, widerlich, faulen Eiern 
ähnlich riechende Blüten tragen, die viel Honigsaft enthalten. Sie blüht in ihrem 
Vaterlande binnen wenigen Jahren; bei uns in Tópfen gezogen, dauert es viele, 
oft so und mehr Jahre damit. Nach dem Blühen stirbt die Pflanze ab. — In 
Mittel- und Süd-Amerika einheimisch, im südlichen Europa kultiviert. 
Gebrüuchlicher Teil. Die Fasérn des Wurzelstocks; sie sind feder- 
kieldick, auch dicker, holzig, knotig, werden nach unten dünner und verästeln 
sich stark, sind aussen mit einer dünnen grauen Oberhaut bedeckt, unter welcher 
eine violette farbige Rinde sitzt. Der holzige Kern ist weiss und zähe, und lässt 
sich wie Sassaparille spalten. Ohne Geruch und fast ohne Geschmack. 
Wesentliche Bestandteile. Der Wurzelstock ist noch nicht untersucht. 
In dem Safte der Blütter fand KrrrEL 9292 Wasser, 1,2 Zucker, 2,4 Schleim 
und verschiedene Kalksalze. Nach LENOBLE enthalten die Blätter ein scharfes 
blasenziehendes ätherisches Oel, ein Gummiharz und Salze. Im Nektar der 
Blüten fand BucuwER Rohrzucker und ein übelriechendes ätherisches Oel. 
Anwendung. Wie die Sassaparrille; soll auch zuweilen statt derselben in 
den Handel gelangen, lüsst sich aber leicht an den angegebenen Merkmalen er- 
kennen. — Die Blätter schmecken süsssáuerlich, wirken diuretisch: ihr Mark 
wird roh und zubereitet gegessen; ihre Fasern dienen zu Stricken, auch zu Papier. 
Die Pflanze hat den Namen von dyapaı oder dyavopmaı (bewundern) wegen ihres 
stattlichen Ansehens bekommen. Für Mexiko (dort Maguey genannt) hat sie 
eine besondere Wichtigkeit, wird daher auch massenweise angebaut. Wenn sie 
im Begriff ist, den Blütenschaft zu entwickeln, was in sehr raschem Wachstum 
geschieht, so schneidet man den Büschel der Centralblátter heraus; es sammelt 
sich dann in der Vertiefung all der Saft, welcher zur Bildung des Schaftes und 
seiner Teile bestimmt war, an und zwar in solcher Menge, dass man 4 bis 
s Monate hindurch tüglich gegen 3 bis 4 Liter desselben gewinnen kann, der durch 
Gährung die sogen. Pulque, ein weinartiges Getrünk, liefert. Auch wird eine 
Art Branntwein daraus bereitet.
	        
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