Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
     
   
    
    
     
   
   
    
   
   
    
   
    
   
    
    
   
    
   
    
  
  
Jaborandi. 
Geschichtliches. Nach ScHELENZ ist der Name der Droge schon 100 Jahre achten: 
lang in Deutschland bekannt, wenn er auch damals etwas anderes bezeichnete, hilt, w 
A. CONRADUS ERNSTINGIUS (Ernsting) erwähnt nämlich in seinem Nucleus totius doch I 
medicinae (Lemgo 1770) eines Gewáchses unter dem Namen Jaborandi oder Yabo- schreib 
randi (brasilianisch) oder Mandragora, deren arabischer Name Yabora sei. Dass D: 
aber damit unsere Jaborandi nicht gemeint ist, folgt daraus, dass er hinzufügt: Die Bl 
das Gewüchse stehet in Spanien, Kreta, Gallia, Galiläa, und hat die bei einiger 10—15 
Phantasie menschenáhnlich zu nennende Gestalt der Wurzel, von welcher Mosrs trisch, 
in r. Buche, 3o Kap., 14— 16. Vers spricht (sie wird dort Dudazm genannt). Textur 
In GEIGER’s pharm. Botanik (2. Auflage von NEES-DIERBACH 1839) heisst es längsst 
pag. 282 wörtlich: »Unter dem Namen Radix Jaborandi oder Jambarandy girend, 
kommt aus Brasilien eine Pfefferart, die an ihrer verdickten Basis dünne Wurzel- Pi 
fasern hat. Der Stengel ist glatt, gestreift, knotig, von der Dicke einer starken ist 1— 
Feder und ohne Geruch und Geschmack. Die Wurzelfasern hingegen schmecken sich al 
aromatisch scharf, bertramähnlich. Die Mutterpflanze ist wohl ohne Zweifel die gegebe 
Jaborandi des MARCGRAF und Piso (um d. Mitte des 17. Jahrh.), die nach einigen 
Autoren zu Piper reticulatum L. gehôrt; auch erkennt man an den Stengeln 
die zusammengedrickten Aeste, welche bei dieser Art angegeben sind. 
Weitere Aufklärung über diese, Wurzel giebt GARCKE 1n der s. Auf. 
lage der BERG'schen Pharmakognosie, pag. 9o, in folgender Weise.  »Aadix 
Jaborandi von Offonia Anisum SPR., einer in Brasilien einheimischen Piperacee. 
Die Droge besteht aus dem horizontalen, mit wenigen langen, etwa 2 Millim, 
dicken, auseinanderstrebenden, holzigen Wurzeln besetzten Wurzelstock, der 
noch von dicht beisammenstehenden, etwa 15 Centim. langen, 3— 4 Millim. P 
dicken, knotigen Stengelresten begleitet ist. Der Wurzelstock wird durch die streifte 
sehr gendherten, knotig verdickten Stengelbasen gebildet, ist etwa 1 Centim. dick, laufen: 
holzig, braun. Auf dem Querschnitte zeigt er eine sehr dünne, braune, mit Harz- oder 1 
zellen versehene Rinde; ein starkes, blassbráunliches, fücherig-strahliges Holz, oft bu 
mit linienfórmigen, dunkleren, dicht hornartigen, mit helleren Gefüsssporen ver- den N 
schenen Gefüssbündeln und keilfórmigen, blassbraunen, markigen Markstrahlen; flache; 
ein blassbraunes, im Umfange wenige kleine, von einem grósseren Kanale be- ausgel 
gleitete Gefässbündel enthaltendes Mark. Die Stengel sind stielrund, gestreift, halbkı 
mit 1—2, 0—9 Centim. langen, durch verdickte Knoten getrennten Stengelgliedern. Stand 
Die Wurzeln haben gleichfalls eine dünne Rinde, einen schmalen, braunen, horn- feucht 
artigen Holzring ohne Markstrahlen und bräunliches amylumhaltiges Mark. C 
Náüher chemisch untersucht ist diese Wurzel bis jetzt nicht.« — und b 
Eine neue Aera für Jaborandi begann im Jahre 1873. Im November dieses v 
Jahres schickte nämlich Dr. S. CONTINHO in Pernambuko an RABUTEAU in Paris eine Y 
Quantität Blätter einer brasilianischen Pflanze,. deren er sich inıseiner Praxis als grau : 
Sudorifikum bedient hatte. Diese Blätter waren länglichoval, 8—-12 Centim. lang, lasse 
2—4 Centim. breit, fiedernervig, ganzrandig. RABUTEAU bestáttigte die angegebene A 
Wirkung. Es dauerte jedoch nicht lange, dass sich die Spekulation dieses neu q 
aufgetauchten Heilmittels in ungerechtfertigter Weise bemüchtigte, denn es'erschie- (strah 
nen im Handel unter obigem Namen bald verschiedene Drogen.  Mehrseitige wie d 
Prüfungen (von BAILLON, HOLMES, SCHELENZ) ergaben dann, dass man 3 Arten ] 
Jaborandi unterscheiden müsse: 1. Pilocarpus pennatifolius; 2. P. Selloa- (Ende 
nus und 3. eine Piperart, aber nicht Piper reticulatum, sondern eine neue Art, 
von BaILLON als Piper Jaborandi bezeichnet. 
Während nun Pilocarpus pennatifolius die eigentlich zunächst nur zu be- 
   
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