Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

346 Ingber. 
Anwendung. Innerlich gegen Epilepsie empfohlen. Fast aller Indigo dient 
aber zum Färben. 
Geschichtliches. Der Indigo ist ein sehr altes Arzneimittel, dessen schon 
DIOSKORIDES als 'lyóuov (die Rômer PriNius, Vrrruv als Zndicum) erwähnt, und 
von der äusseren Anwendung gegen Geschwire und Entzündungen spricht; allein 
die wahre Natur dieses Farbstoffs blieb ihm unbekannt, da er ihn unter den 
fossilen Produkten aufzählt, eine Ansicht die. sich sehr lange erhielt, indem noch 
eine Urkunde vom Jahr 1705 existirt, vermöge welcher den Bergleuten im Fürsten- 
thum Halberstadt erlaubt wurde, auf Indigo zu bauen. Im 13. Jahrhundert gab 
Manko Poro Nachricht von der Bereitungsart, die er selbst mit ansah, und im 
16. Jahrh. lieferte GARCIAS AB HORTO eine freilich sehr unvollständige Beschreibung 
der Pflanze, die vielleicht CLusıus zuerst in Europa zog. Prof. v. STAHLY em- 
pfahl den Indigo zuerst innerlich gegen Epilepsie. 
Ingber. 
Radix (Rhizoma) Zingiberis. 
Amomum Zingiber L. 
(Zingiber officinale Rosc.). 
Monandria Monogynia. — Zingibereae. 
Perennirende Pflanze, aus deren kriechendem Wurzelstocke jährlich 
60—9o Centim. hohe krautartige glatte Stengel aufsteigen, die mit schmalen, 
linienlanzettlichen, lang zugespitzten glatten Blättern besetzt sind. Die Blüthen 
kommen spáter aus einem besonderen Schatte hervor, der etwa 3o Centim. hoch; 
stumpfe gelbe und blassgrüne scheidenartige Deckblüttchen und eine gelbliche 
Blume mit rothgelb und braun gefürbter Lippe trügt. — In Ost-Indien ein- 
heimisch, auch dort sowie in China und in West-Indien angebaut und verwildert. 
Gebráuchlicher Theil Der Wurzelstock; er ist handférmig veristelt 
(Ingberklauen), knollig, etwas plattgedrückt, gegliedert, 341—5 Centim. lang und 
breit, 12— 18 Millim. dick, aussen runzelig, weissgrau ins Gelbliche, mit dunklern 
Theien untermengt, innen hellbraun, z. Th. ins Róthliche oder Weissgraue und 
ins Gelbliche, mehr oder minder harzig glinzend, missig hart, ziemlich leicht 
pulverisirbar, giebt ein gelblich-weisses Pulver. Die aus Jamaika kommende 
Waare ist dort durch Einlegen in Kalkmilch (mit einem kleinen Zusatze von 
Chlorkalk) oder in schwefelige Sáure einer Art Bleichung unterworfen worden, 
sieht aussen ganz weiss, innen ebenfalls weiss oder gelblich weiss aus, wird 
dieses Ansehens wegen hóher geschützt und bezahlt und heisst jamaikanischer 
oder weisser Ingber zum Unterschiede von der naturellen Droge, welche daher 
auch wohl schwarzer oder gemeiner Ingber genannt wird. Beide Sorten 
riechen angenehm aromatisch, schmecken brennend scharf gewürzhaft. 
Wesentliche Bestandtheile. Nach BucHoLz 1,52 ätherisches Oel, dann 
Weichharz, Stärkmehl, Bassorin, Gummi, Bitterstoff etc. Das Oel, scharf brennend 
schmeckend, leichter als Wasser, ist nach PAPOUSEK ein Gemenge. Eine von THOM- 
SON angeblich erhaltene eigenthümliche krystallinische Sáure (Ingbersäure) ist 
noch problematisch. Die neueste Analyse des Ingbers ist von TRESH; er fand in 
allen Sorten neben àtherischem Oel, weichem rothem Fett, krystallinischem Fett, 
zwei Harzsáuren, einem neutralem Harz, Gummi und Stárkmehl, noch eine eigen- 
thümliche, äusserst scharf und schwach bitter schmeckende, geruchlose, gelbe, 
sirupdicke Substanz von 1,09 spec. Gew., die 0,60—1,459 beträgt und von ihm 
    
    
   
  
   
   
  
  
  
   
    
  
  
  
  
   
    
  
   
   
    
      
      
   
   
   
    
   
   
   
   
   
   
    
     
    
     
   
  
  
  
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