Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

Kardobenedikt. 
auf beiden Seiten kurzwollig, etwas rauh, hochgrün, weitläufig netzartig geadert, 
Die Blumenkôpfe stehen einzeln am Ende der Stengel und Zweige, sind von 
mehreren grossen blattartigen, z. Th. fast herzfórmigen Bracteen umgeben, die 
meist lánger als die gelben Blumenkópfe, am Rande dornig gezáhnt, und mittelst 
spinngewebeartiger Haare mit der Hülle verbunden sind. Diese ist oval bauchig, 
kompakt, aus dicht anliegenden grünen Schuppen bestehend, in lange, starke, 
abstehende, róthliche Dornen endigend, wovon dieáussersten oft einfach, dieinneren 
aber an der Basis mit kleineren Dornen versehen sind. Die Scheibe der Köpfchen 
besteht aus nicht zahlreichen, etwas hervorragenden, gleich langen, röhrig-trichter- 
förmigen gelben Blümchen, wovon die mittleren fruchtbare Zwitter und 5 spaltig, die 
des Randes z. Th. geschlechtslos und 3spaltig sind. — In Spanien und Griechen- 
land wild, bei uns in Gárten gezogen. 
Gebráuchliche Theile. Das Kraut und die Frucht. 
Das Kraut; es muss kurz vor Entwicklung der Blumen, von den Stengeln 
befreit, gesammelt werden. Frisch ist es hochgrün, etwas klebrig, nicht stechend, 
trocken mehr graulich-grün, z. Th. ins Gelbliche, mehr oder weniger kurzwollig. 
Frisch riecht es etwas widrig, trocken nicht mehr, schmeckt stark und anhaltend 
bitter. 
Die Frucht ist lánglich rund, etwas gekrümmt, 4— 5 Millim. lang, 14. Millim. 
dick, graubraun, der Lànge nach gestreift, an der Basis schief abgestutzt wie 
ausgebissen, mit einem gezühnten Ringe und einer doppelten Reihe stehen blei- 
bender steifer Borsten gekrönt, jede Reihe aus ro bestehend, die äusseren länger 
als die Frucht, aufrecht ausgebieitet, die innern kaum 2 Millim. lang.. Schliesst 
einen óligen Kern ein und schmeckt bitter ólig. 
Wesentliche Bestandtheile. Im Kraute: Bitterstoff, eisengrünender 
Gerbstoff. Der Bitterstoff, von MORIN noch unrein, von NATIYELLE rein und 
krystallisirt erhalten (Cnicin), ist nach SCRIBE auch in allen übrigen Distelarten 
zugegen. 
In der Frucht: fettes Oel und wohl derselbe Bitterstoff. Nicht näher unter- 
sucht. 
Verwechselungen des Krautes. Mit Cirsium oleraceum; dessen Blätter 
sind aber glatt und schmecken kaum bitter. Noch weniger ist an eine Ver- 
wechslung mit Cirsium lanceolatum oder Silybum marianum zu denken. 
Anwendung. Das Kraut im Aufguss, Absud, meist als Extrakt. — Der 
Same ist obsolet; die Landleute verlangen ihn noch, wie den Samen der Marien- 
distel, gegen Seitenstechen, daher der Name Stechkórner. 
Geschichtliches. Die Alten kannten und gebrauchten schon den 
Kardobenedikt; er kommt bei ihnen unter der Bezeichnung êtepa xvnxos vor, 
(Kvnxos oder Kvxosc ohne náühere Bezeichnung ist Carthamus tinctorius, und ihr 
dypta xvaxos ist Serratula attica Fr.) Die Einführung des Kardobenedikts in die 
Offcinen geschah, weil man ihn für A«paxctuA« der Alten hielt, deren Blätter und 
Samen gegen Skorpionstich dienten, die jedoch Carthamus lanatus L. ist. Im 
Mittelalter galt der Kardobenedikt für ein Hauptmittel gegen Lungengeschwütre, 
auch gegen die Pest und andere Krankheiten. 
Cnicus kommt von xwilewv (jucken, verletzen), in Bezug auf die stachelige 
Beschaffenheit. 
Carduus kommt von arduus (stachelig). 
Centaurea, xevtavpetov abgeleitet vom Centaur (xevravpos, zus. aus xevtely 
stechen und tavpos: Stier, also: Stiersteoher, d. h. Stierhirten zu Pferde, welche mit 
     
   
   
    
   
  
  
  
   
   
   
   
   
   
     
   
    
      
       
    
    
   
       
    
    
   
        
        
    
    
    
     
    
   
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