Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

   
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róthlichen ausgehóhlten Kelchblättchen; die Krone fehlt. Die stehen bleibenden 
Kelchbláttchen verwandeln sich mit den flachgedrückten, gefurchten Fruchtknoten 
in anfangs grüne, dann dunkelrothe, platt gedrückte, etwa erbsengrosse sehr 
safüge Beeren. — In Nord-Amerika und im südlichen Europa einheimisch, bei 
uns in Girten als Zierpflanze. 
Gebräuchliche Theile. Das Kraut und die Beeren. Das Kraut schmeckt 
im ausgewachsenen Zustande scharf und wirkt (gleichwie die Wurzel und die 
unreifen Beeren) brechenerregend und heftig purgirend. Die reifen Beeren 
schmecken sehr süss, und besitzen ebenfalls purgirende Eigenschaften, doch in 
weit minderm Grade. 
Wesentliche Bestandtheile. Nach einigen Versuchen von BRACONNOT 
mit den reifen Beeren, die aber kein bemerkenswerthes Resultat lieferten, unter- 
suchte BouDARD die Stengel, Blätter und Beeren und schied daraus den scharfen 
purgirenden Stoff, als eine ölig-harzige Substanz (Phytolein); derselbe scheint 
sich jedoch erst gleichzeitig mit dem rothen Farbstcff der Beeren zu erzeugen, 
denn solange man noch keinen rothen Farbstoff in denselben bemerkt, schmeckt 
die Pflanze auch nicht scharf Nach LANDERER geht die heftige Wirkung der 
Pflanze durch Kochen verloren. E. CLAASSEN fand in dem Samen einen eigen- 
thümlichen krystallinischen indifferenten stickstofffreien, geruch- und geschmack- 
losen Körper (Phytolaccin). Eine jüngst von W. CRAMER ausgeführte Analyse 
der reifen Beeren lieferte als Bestandtheile nur allgemein verbreitete wie Zucker, 
Gummi, Aepfelsiure, Farbstoff, und dasselbe giit von der W. F. ParE'schen 
Analyse der Wurzel, worin gefunden wurde: Zucker, Gummi, Stürkmehl, eisen- 
blàuender Gerbstoff, fettes Oel, Harz. 
Anwendung. Das Kraut früher innerlich und äusserlich gegen Krebs- 
geschwüre. Die jungen Sprossen, welche unschädlich sind, werden als Gemüse 
genossen. 
Den Saft der Beeren empfahl ZoLLIKOFER gegen chronische Rheumatismen. 
Er war ein Bestandtheil des Balsamum tranquillans. Den Saft der reifen Beeren 
verkauft man, nachdem er mit Zucker eingekocht ist, statt des echten (durch 
Aufkochen der Grana Kermes mit Zuckersaft bereiteten) Sirupus oder Succus 
Alkermes zum Färben von Konditorwaaren und sonstigen Backwerken, was, die 
Richtigkeit der oben angegebenen Beobachtung LANDERER's vorausgesetzt, auch 
ganz unbedenklich ist. Im Süden soll mit dem Safte auch der Wein gefárbt 
werden. 
Geschichtliches. Diese schon in alten Zeiten als Arzneimittel benutzte 
Pflanze — Fraas hält sie für die Olvavdn des THEOPHRAST, Während die Oivevüm 
des DroskorDESs eher auf Spiraea Filipendula passt — wurde in der Mitte des 
vorigen Jahrhunderts besonders durch CoLDENIUS wieder empfohlen, und neuer- 
lich durch ZOLLIKOFER (s. oben). 
Der Name Phytolacca deutet auf die schône rothe Farbe der Beeren. 
Wegen Solanum s. den Artikel Bittersüss. 
Kermeswurzel. 
Radix Phytolaccae drasticae. 
Phytolacca drastica Popp. 
Decandria Decagynia. — Phytolaccaceae. 
60—90o Centim. hoher aufrechter sparriger Halbstrauch, dessen oberirdischer 
Theil mit der riesengrossen Wurzel in keinem Verhàáltniss steht. Die Blätter sind 
   
  
   
  
   
   
   
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
  
   
   
  
  
  
   
  
  
   
  
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
    
  
  
	        
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