Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

   
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Kichererbse. 401 
Geschichtliches. Gleich der Verbena wurde auch diese Pflanze im Alter- 
thum sehr hoch gehalten. Sie hiess Avyos, ‘Ayvos, [sos und 'Üucoc. PAUSANIAS 
erwähnt eines Tempels des Aeskulap, in welchem die Statue desselben von 
dem Holze des Vitex gefertigt war, um dadurch die grossen Heilkräfte der 
Pflanze anzudeuten, von denen DioskoriDES, PLiNIUS und andere sehr umstind- 
lich handeln. Mit dem Holze brannten die Wundärzte Hühneraugen aus, und 
schon THEOPHRAST sagt, dass es sich dazu »wegen seiner milden Hitze« am 
besten eigne. 
Vitex kommt von ze (binden, flechten); die Zweige dienen zu Kórben 
und die Blätter haben einige Aehnlichkeit mit den Weidenblittein, in beiden 
Füllen also ist Vitex eine der Weide (welche früher auch Vitilia hiess) analoge 
Pflanze. 
Kichererbse. 
(Rothkicher, deutsche oder franzósische Kaffeebohne.) 
Czer arzünum L. 
Diadelphia Decandria. — Papilionaceae. 
Einjährige Pflanze mit aufrechtem ästigem, 30—60 Centim. hohem, zart be- 
haartem Stengel, abwechselnden, unpaarig gefiederten, drüsig behaarten Blättern, 
aus 15—17 Ovalen, gesägten Blättchen bestehend, und einzelnen, auf achseligen, 
später knieförmig zurückgebogenen Stielchen stehenden kleinen violettrothen oder 
weisslichen Blüthen, 18 Millim. langen Hülsen, fast rautenförmig aufgeblasen, 
mit rauhen Haaren und Drüsen besetzt und 2 Samen enthaltend. — Im südlichen 
Europa auf Feldern wachsend, hie und da angebaut. 
Gebráuchlicher Theil Der Same; er ist erbsengross, rundlich, etwas 
hóckerig, mit einer kurzen, zusammengedrückten, etwas gebogenen Spitze, unter 
welcher eine kleine Vertiefung liegt, ungefáhr von der Gestalt eines Widderkopfes, 
dunkelbraunroth oder weisslich; unter der dünnen Schale liegt ein harter, weiss- 
licher, mehliger Kern ohne Geruch und von mehligem, bitterlichem Geschmacke. 
Wesentliche Bestandtheile. Der Same ist nicht untersucht. Aus den 
Haaren des Stengels, der Blitter und Hülsen schwitzt ein klebriger saurer Saft, 
der nach DzvEeux Oxalsáure, nach DisPAN eine eigenthümliche Sáure (Kicher- 
erbsensáure), nach VauQUELIN Oxalsáure, Aepfelsáure und Essigsäure, nach 
DuLoNG aber nur Aepfelsáure und Essigsäure enthält. 
Anwendung. Ehemals das Samenmehl zu erweichenden Umschlägen. Im 
südlichen Europa ist der Same ein beliebtes Nahrungsmittel. Geróstet dient er 
als Kaffeesurrogat. 
Geschichtliches. Die Kichererbse kommt in den Schriften der Alten 
unter verschiedenen Namen vor, als ’EpeBrvdos, "Opofttoc, Kpotoc, Cicer; während 
GALEN’s ’Opoßaıos eher auf nyepos "EpeBwdos DIOSK. = Pisum sativum geht. 
Cicer kommt vom hebráischen ^25 (£z&az: rundlich), in Bezug auf die Form 
der Samen. 
WirTsTriN, Pharmakognosie. 
     
     
   
  
  
    
     
   
  
     
  
    
   
  
  
  
     
    
   
   
   
   
    
   
    
   
    
   
  
  
  
   
	        
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