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Kurare.
Kurare.
(Urari, Wurali.)
Extractum toxiferum americanum.
Strychnos guianensis MART.
Pentandria Monogynia. — Apocyneae.
2—3 Meter hoher Strauch mit sehr langen Aesten, die sich über die Bäume
hinausbreiten; die Blätter gegenüberstehend, rundlich, ganzrandig, oben blassgrün,
unten weissgrau. Blümchen in Doldentrauben in den Blattwinkeln. Die Früchte
sind gelbliche Kapseln. — An den Flussufern in Guiana.
Gebrüuchlicher Theil Die Rinde oder vielmehr das daraus von den
Indianern in Südamerika bereitete Extrakt, welches ihnen als Pfeilgift dient.
Hierbei muss aber gleich hervorgehoben werden, dass jene Rinde keineswegs das
einzige Material dazu ist, sondern dass noch verschiedene andere giftige oder
scharfe Gewüchse verwendet werden, worüber jedoch die Nachrichten sehr mangel-
haft sind, weil die Indianer von der Bereitung jeden Fremden móglichst fern zu
halten suchen. — Nach ScHOMBURGK wire Strychnos toxifera das Hauptmate-
rial zur Bereitung des Giftes bei den Indianern am Orinoko. — Dr. JoBERT war
Augenzeuge der Bereitung bei den Tekunas zu Calderao in Brasilien; es wurden
dazu hauptsächlich eine rankende Strychnee und eine rankende Menispermee
genommen und ausserdem noch, aber mehr nebensächlich, eine Aroidee, eine
Amarantacee und 3 Piperaceen. — Nach Crevaux benutzen die Einge-
bornen in Guiana zur Bereitung ihres Pfeilgiftes eine grosse Anzahl von Rinden
und Blättern, die meisten derselben sind aber für diesen Zweck ganz werthlos,
und die allein wirksame Pflanze sei eine neue Art, Strychnos Castelneaeana.
Jüngst hat nun PLANCHON alle bis jetzt über das Kurare bekannt gewordenen
Nachrichten einer sorgfältigen Prüfung unterzogen und ist zu folgenden Ergebnissen
gelangt.
Man kann genau 4 Regionen bezeichnen, wo Kurare bereitet wird, und für
jede eine Strychnos-Art nennen, welche als Basis der Bereitung dient. Sie sind
von Westen nach Osten fortschreitend:
1. Die Region des oberen Amazonas oder der- Strychnos Castelnaeana. Sie
ist zugleich die grösste, denn sie umfasst den Solimoens, Javari, Iga, Yapura,
und liefert das Kurare der Tikunas, Pebas, Yaguas und Oregones.
2. Die Region des oberen Orinoko bis zum Rio negro. Dort findet sich
Strychnos Gubleri, das Material zum Kurare der Moquiritaras und Piaroas. Dazu
gehôrt der von HUMBOLDT und BONPLAND 1800 besuchte Distrikt.
3. Die Region des englischen Guiana oder der Strychnos toxifera SCHOMB.,
incl. Str. Schomburgkii Kr. und Str. cogens BENTH., woher das Kurare der Ma-
kusis, Orekunas und Wapisianas kommt.
4. Die Region des oberen franzósischen Guiana (oberen Paru) oder der Strych-
nos Crevauxii, welche das Kurare der Trios und Rukonyennes liefert.
Das Pfeilgift ist so, wie es zu uns gelangt, eine schwarzbraune, harzig zu-
sammenhüngende Masse, die aber ganz spróde, leicht zu zerbróckeln, und zer-
rieben graubraun aussieht. Der Geruch schwach, eigenthümlich aromatisch, fast
an das frische Kraut der Artemisia Abrotanum erinnernd: der Geschmack an-
fangs fast aloéartig, dann aber fast wie unreife Orangen, etwas aromatisch.
Wesentliche Bestandtheile. BoussimNGAULT und RounmN fanden darin ein