Manihot.
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und Alkohol löslich unter Hinterlassung von Unreinigkeiten, welche grösstentheils
in Gummi bestehen.
Wesentliche Bestandtheile. In der Fruchtschale nach W. ScHmmp:
Bitterstoff, eisenschwärzender Gerbstoff, Harz und eine goldgelbe krystallinische
geruch- und geschmacklose Substanz (Mangostin).
Das Harz des Stammes ist nach REITLER amorph, und wird durch Alkalien
in einen darin lóslichen und einen darin unlöslichen Theil geschieden, welch’
letzterer ein Hydrat des ersteren ist.
Anwendung. Die Fruchtschale in der Heimath gegen Fieber etc.; dort
und auch bei uns zum Gerben. Ueber die Benutzung des Harzes ist bis jetzt
nichts Náheres bekannt geworden.
Wegen Garcinia und Mangostana s. den Artikel Gummigutt.
Manihot.
(Kassavastrauch.)
(Amylum Jatropnae, Kassava, Mandioka, Tapioka.)
Manihot utilissima POHL.
(Janipha Manihot KUNTH, Jatropha Manihot L.)
Monoecia Monadelphia. — Euphorbiaceae.
Grosser Strauch mit dicker knolliger, oft bis 15 Kilogrm. schwerer Wurzel,
die voll von einem giftigen Milchsafte ist. Die Blätter sind handförmig.
5—7theilig, glatt, unten graugrün, mit lanzettlichen ganzrandigen Lappen. Die
blassgelben Blumen stehen in Trauben. Die Springfrucht enthält glänzende
weissgraue, schwarzgefleckte, glünzende Samen, denen des Ricinus ähnlich. —
In West-Indien und Süd Amerika.
Gebràáuchlicher Theii. Die Wurzel oder vielmehr das daraus bereitete
Stürkmehl. Zu dessen Gewinnung zerreibt man die Wurzel, presst den giftigen
Milchsaft aus, wäscht den mehligen Rückstand wiederholt mit Wasser, sammelt
den aus dem Wasser sich ablagernden Satz und trocknet ihn. Das Präparat er-
scheint nun als feines weisses geruch- und geschmackloses, vôllig unschädliches
Pulver, besteht aus 2—8 regelmässig zusammengesetzten Körnern von 0,008 bis
o,022 Millim. Durchmesser, deren Theilkórnchen dem entsprechend z. Th. von
einer gerundeten, z. Th. von einer oder mehreren ebenen Flüchen begrenzt sind.
Von der Seite gesehen erscheinen sie daher háufig paukenfórmig oder kurz und
stumpf konisch, von oben gesehen kugelig mit ansehnlicher, háufig nach der ab-
geflachten Seite erweiterten Kernhóhle, jedoch ohne Schichtung.
Ueber die Natur des Giftstoffs der Wurzel weiss man bis jetzt nur so viel
dass er flüchtig ist. Die Angaben von O. HENRY, dieser Giftstoff sei Bláusáure
oder eine Substanz, aus der sie entstehen kónne, erfordert noch genauere Prüfung.
Anwendung. Obiges Stürkmehl, welches Kassava, brasilianische
Arrowroot und, mit Wasser unter schwacher Erwärmung in eine mehr sago-
artige Form gebracht, Mandioka, Tapioka, auch westindischer, brasi-
lianischer Sago genannt wird, ist eins der unentbehrlichsten Nahrungsmittel
im tropischen Amerika, auf mancherlei Weise, als Brot zubereitet. — Auch die
Blätter werden dort als Gemüse genossen, und selbst der giftige Milchsaft, von
welchem schon ein paar Gramm tódtlich wirken, mit Pfeffer gekocht als Würze
zu Fleischspeisen benutzt, indem durch die Kochhitze der giftige Stoff verjagt
wird. Durch Gährung erhält man aus der Wurzel ein berauschendes Getränk.