Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

    
        
   
  
   
   
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
      
    
     
    
    
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
  
       
  
   
Manihot. 
  
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und Alkohol löslich unter Hinterlassung von Unreinigkeiten, welche grösstentheils 
in Gummi bestehen. 
Wesentliche Bestandtheile. In der Fruchtschale nach W. ScHmmp: 
Bitterstoff, eisenschwärzender Gerbstoff, Harz und eine goldgelbe krystallinische 
geruch- und geschmacklose Substanz (Mangostin). 
Das Harz des Stammes ist nach REITLER amorph, und wird durch Alkalien 
in einen darin lóslichen und einen darin unlöslichen Theil geschieden, welch’ 
letzterer ein Hydrat des ersteren ist. 
Anwendung. Die Fruchtschale in der Heimath gegen Fieber etc.; dort 
und auch bei uns zum Gerben. Ueber die Benutzung des Harzes ist bis jetzt 
nichts Náheres bekannt geworden. 
Wegen Garcinia und Mangostana s. den Artikel Gummigutt. 
Manihot. 
(Kassavastrauch.) 
(Amylum Jatropnae, Kassava, Mandioka, Tapioka.) 
Manihot utilissima POHL. 
(Janipha Manihot KUNTH, Jatropha Manihot L.) 
Monoecia Monadelphia. — Euphorbiaceae. 
Grosser Strauch mit dicker knolliger, oft bis 15 Kilogrm. schwerer Wurzel, 
die voll von einem giftigen Milchsafte ist. Die Blätter sind handförmig. 
5—7theilig, glatt, unten graugrün, mit lanzettlichen ganzrandigen Lappen. Die 
blassgelben Blumen stehen in Trauben. Die Springfrucht enthält glänzende 
weissgraue, schwarzgefleckte, glünzende Samen, denen des Ricinus ähnlich. — 
In West-Indien und Süd Amerika. 
Gebràáuchlicher Theii. Die Wurzel oder vielmehr das daraus bereitete 
Stürkmehl. Zu dessen Gewinnung zerreibt man die Wurzel, presst den giftigen 
Milchsaft aus, wäscht den mehligen Rückstand wiederholt mit Wasser, sammelt 
den aus dem Wasser sich ablagernden Satz und trocknet ihn. Das Präparat er- 
scheint nun als feines weisses geruch- und geschmackloses, vôllig unschädliches 
Pulver, besteht aus 2—8 regelmässig zusammengesetzten Körnern von 0,008 bis 
o,022 Millim. Durchmesser, deren Theilkórnchen dem entsprechend z. Th. von 
einer gerundeten, z. Th. von einer oder mehreren ebenen Flüchen begrenzt sind. 
Von der Seite gesehen erscheinen sie daher háufig paukenfórmig oder kurz und 
stumpf konisch, von oben gesehen kugelig mit ansehnlicher, háufig nach der ab- 
geflachten Seite erweiterten Kernhóhle, jedoch ohne Schichtung. 
Ueber die Natur des Giftstoffs der Wurzel weiss man bis jetzt nur so viel 
dass er flüchtig ist. Die Angaben von O. HENRY, dieser Giftstoff sei Bláusáure 
oder eine Substanz, aus der sie entstehen kónne, erfordert noch genauere Prüfung. 
Anwendung. Obiges Stürkmehl, welches Kassava,  brasilianische 
Arrowroot und, mit Wasser unter schwacher Erwärmung in eine mehr sago- 
artige Form gebracht, Mandioka, Tapioka, auch westindischer, brasi- 
lianischer Sago genannt wird, ist eins der unentbehrlichsten Nahrungsmittel 
im tropischen Amerika, auf mancherlei Weise, als Brot zubereitet. — Auch die 
Blätter werden dort als Gemüse genossen, und selbst der giftige Milchsaft, von 
welchem schon ein paar Gramm tódtlich wirken, mit Pfeffer gekocht als Würze 
zu Fleischspeisen benutzt, indem durch die Kochhitze der giftige Stoff verjagt 
wird. Durch Gährung erhält man aus der Wurzel ein berauschendes Getränk.
	        
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