Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

Mohre. 
erbsengross mit sehr klebrigem Inhalt. — Im südlichen Europa und südöstlichen 
Deutschland auf Eichen (Q. Cerris und Q. austriaca), in Griechenland und Italien 
auch viel auf Castanea vesca. 
Gebriduchlicher Theil. Die Zweige. 
Wesentliche Bestandtheile. Wohl dieselben wie die der gemeinen 
Mistel. Nach ANTHON auch ein rosenartig riechendes átherisches Oel. 
Anwendung. S. den vorigen Artikel. 
Geschichtliches. Man kann die Nachrichten von dem Gebrauche des 
Viscum und des Loranthus nicht trennen, da beide Gewichse bis in das 18. Jahr- 
hundert herab von den Aerzten und Botanikern oft verwechselt worden sind. 
Schon in den hippokratischen Schriften ist von dem innern Gebrauche der Mistel 
die Rede. DioskoripEs sagt, man mache den Vogelleim aus den Friichten eines 
Strauches, der auf der Eiche wachse, worunter er offenbar den Loranthus ver- 
steht; da er aber hinzusetzt, man finde ihn auch auf Aepfel-, Birnen- und andern 
Bäumen, so ist darunter ohne Zweifel Viscum album mitbegriffen. Uebrigens 
spricht er lediglich von der äussern Anwendung des Vogelleims, nicht von der 
Pflanze selbst. PrmiUS dagegen erwáhnt schon die Benutzung gegen Fallsucht, 
und da er dazu die Mistel der Eiche verwendet wissen will, so folgt daraus, dass 
er den Loranthus meinte, und man findet hierin auch die Ursache, warum die 
spüteren Pharmakologen vorzugsweise Eichenmistel gegen die Epilepsie verlangten. 
Die abergläubischen Zusätze des PLINivs (die Einsammlung soll bei Neumond 
geschehen, mit dem Gewächse kein Eisen in Berührung kommen, auch dürfe es 
den Erdboden nicht berühren) können nicht auffallen, denn die Römer, unter 
ihnen namentlich VrgGiL, schrieben der Mistel ausserordentliche magische Kráfte 
zu. Vielfach ist die Mistel im Mittelalter gegen Epilepsie gebraucht worden, 
weshalb schon Murray auf GoRDpoN verweist, dessen Lilium medicinae im Jahre 
1305 herauskam; auch GENTILIS DE FALIGNO in Padua, einer der berühmtesten 
Aerzte seiner Zeit, sowie JAcoB DE PARTIBUS, der 1491 eine Edition des Avi- 
CENNA besorgte, sind grosse Empfehler dieses Mittels. THEOPHRASTUS PARACEL- 
 SUS liess Epileptischen statt Salz Mistelpulver in die Speisen mischen. C. BAuHIN 
ernnert, dass nur die Mistel von Eichen und Kastanien anzuwenden, jene von 
Aepfel- und Birnbáumen aber ganz unnütz sei, was offenbar auf den Loranthus 
europaeus hindeutet, der also als die wahre officinelle Eichenmistel um so mehr 
anzusehen ist, da auch andere griechische und römische Aerzte nur Viscum 
quernum verlangen, worunter sie nur den in Italien und Griechenland überall 
auf Eichen wachsenden Loranthus verstehen konnten. So benutzte ihn ScniBo- 
NIUS LARGUS in zertheilenden Pflastern, ALEXANDER TRALLIANUS bei Diarrhóen u. s. w. 
Diejenige Mistel aber, welche zu dem Druidischen Gotterdienste verwendet 
wurde, war Viscum album. 
Möhre, gelbe, 
(Gelbe Rübe, Karote, Mohrrübe, Vogelnest.) 
Radix Dauci satz. 
Daucus Carota L. 
(Caucalis Carota CrTZ., Daucus vulgaris NECKER.) 
Pentandria Digynia. — Unmbelliferae. 
Einjährige oder zweijährige Pflanze mit spindelförmiger Wurzel, welche bei 
der wilden dünn, weisslich, holzig und ästig, bei der kultivirten hingegen bis 
5 Centim. und darüber dick, wenig oder nicht ästig, 20—45 Centim. lang, blass- 
      
   
    
   
   
   
   
    
  
  
  
    
    
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
    
    
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