Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

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742 Schierling. 
geflügelt, der Geruch ist stark aromatisch, aber widerlich, und von dem des 
Schierlings sehr verschieden; gleichwohl hat man diese Pflanze fiir das Conium 
der Alten ausgegeben. 
Verwechselungen der Frucht. 1. Mit Cicuta virosa; diese ist fast kugelig, 
etwas von der Seite zusammengedriickt, 2 Millim. lang und breit, oben von einem 
5zähnigen Kelche und dem konvexen Griffelfusse gekrônt, aus dem die beiden 
langen, zurückgekrümmten Griffel hervortreten. Die 5 Rippen der Theilfrucht 
sind fast flach, aussen rothbraun, innen weiss, holzig, die randständigen breiter 
und bilden den grössten Theil der Berührungsfläche. 2. Mit Aethusa cynapium; 
sie ist stielrund, eifórmig-kugelig, 2—3 Millim. lang, strohgelb, oben von einem 
convexen Griffelfuss und kurzen Griffeln gekrónt. Die 5 einander sehr genáherten 
Rippen der Theilfrucht sind erhaben, dick, scharf gekielt. 
Anwendung. In Substanz, innerlich und äusserlich, zu Umschlägen etc. 
Als Extrakt, Pflaster. 
Geschichtliches. Die alten griechischen Aerzte kannten vom Schierling 
(ihrem Keovstov, Cicuta der Romer) sowohl die Heilkráfte, als auch die gefähr- 
lichen und giftigen Eigenschaften. Nach SIBTHORP wichst das Conium viel 
zwischen Athen und Megara, sowie auch im Peloponnes. SiEBER sah die Pflanze 
in grossen Mengen auf Kreta. Schon in den hippokratischen Schriften kommen 
die Früchte als Medikament vor. AmncHIGENES bediente sich derselben bei Augen- 
krankheiten, APorLoNiUs bei Brustkrankheiten, CoRNELIUs CkErLsus bei Hysterie. 
Sonst diente besonders der frisch ausgepresste Saft als Heilmittel. Allbekant ist, 
dass die alten Griechen ihre Verbrecher durch einen Schierlingstrank tódteten, 
und dass auch SokRATES daran starb; übrigens scheint dieser Gifttrank nebst 
dem Schierling auch Opium enthalten zu haben, wie man aus einer Stelle bei 
TuHEOPHRAST schliessen móchte. — Merkwiirdig ist, dass man sich an dieses 
Giftkraut gewóhnen kann, wie GALEN von einem alten Weibe in Athen erzählte. 
Auch in neueren Zeiten kannte BERGIUS einige Kranke, die täglich einige Pfund 
von einem Znfusum saturatum Conii ohne Nachtheil nahmen. Den Staaren ist, 
wie GALEN bemerkt, der Schierling kein Gift, und auch die Ziegen fressen, wie 
Lucretius schon wusste, den Schierling gern. 
Schierling scheint von scheuen, schaudern abgeleitet zu sein, in Bezug 
auf das verdächtige Ansehn und die Giftigkeit des Gewächses. 
Konium, Kovewv, von xevascüa: (sich wie ein Kreisel drehen, schwindelig 
werden) in Bezug auf die Wirkung dieser Pflanze. 
Cicuta von xosw.(hohl sein) in Bezug auf den Stengel. Cicuta der Romer 
ist, wie schon oben angegeben, unser Conium maculatum (nicht Cicuta virosa), 
und ViRGiL gebraucht das Wort Ciceu/a in demselben Sinne wie Ca/amus (Rohr) 
um die hohle Beschaffenheit des Stengels zu bezeichnen. 
Wegen Coriandrum s. den Artikel Koriander. 
Schierling, wasserliebender. 
(Giftwütherich, Parzenkraut, Watscherling.) 
Herba Cicutae aquaticae. 
Cicuta virosa L. 
(Cicutaria aquatica Lam., Coriandrum Cicuta RtH., Sium Cicuta VEST.) 
Pentandria Digynia. — Umbelliferae. 
Perennirende Pflanze mit lànglichem, bis r5 Centim. langem und 6 Centim. 
breitem, mit ringfórmigen punktirten Absátzen gezeichnetem unterirdischem Stamme, 
      
   
  
    
   
  
    
   
    
   
    
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
  
  
     
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