Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

    
    
  
  
  
  
   
   
  
   
  
    
  
   
   
  
   
  
   
   
  
  
  
   
  
   
  
   
  
  
  
   
  
   
  
  
  
   
  
  
   
  
   
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
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Geschichtliches. Die Droge ist seit dem 17. Jahrhundert in Europa be- 
kannt und als Arzneimittel im Gebrauche. 
Wegen Contrajerva s. den Artikel Dorstenie. 
Wegen Aristolochia s. den Artikel Osterluzei. 
Schlehe. 
(Heckendorn, Schwarzdorn, Spilling.) 
Radix, Cortex, Flores und Fructus Acaciarum, Acaciae nostratis. 
Prunus spinosa L. 
Icosandria Monogynia. — Amygdaleae. 
1,2—1,8 Meter hoher und héherer, sehr ästiger, sparriger Strauch mit 
dunkelbrauner Rinde und braunróthlichem hartem Holze. Der Stamm ist knotig 
mit abwechselnden Zweigen, die in starke Dornen endigen. Die Blätter stehen 
abwechselnd oder in Büscheln vereinigt, sind klein, ldnglich, gekerbt, kurz ge- 
stielt, unten weich behaart oder auch bisweilen ganz glatt. Die weissen Blumen 
stehen einzeln oder zu zwei, auch in dichten Büscheln, und überdecken oft den 
ganzen Strauch. Die rundlichen Früchte haben die Grösse kleiner Kirschen, 
sind erst lange grün, werden beim Reifen schwarzblau und graulich bereift. — 
Ueberall in Deutschland an. Wegen, in Hecken, am Rande der Wälder. 
Gebräuchliche Theile. Die Wurzel, innere Stammrinde, Blumen, Früchte. 
Wurzel und Rinde schmecken adstringirend bitter. 
Die Blumen riechen frisch angenehm, áhnlich den Pfirsichblüthen, was aber 
durch Trocknen verloren geht, schmecken bittermandeláhnlich. 
Die Früchte schmecken unreif äusserst herbe sauer, die reifen durch Frost 
erweichten angenehmer, süsslich herbsauer. 
Wesentliche Bestandtheile. In der Wurzel und Rinde: Gerbstoff und 
Bitterstoff (letzterer wahrscheinlich Phlorrhizin; eine nähere Untersuchung fehlt). 
Die Blumen geben mit Wasser ein blausáurehaltiges Destillat, enthalten mithin 
eine amygdalinartige Materie. Die Früchte enthalten nach ScHEELE Aepfelsáure. 
In den unreifen fand SCHREINER auch Weinsteinsäure und eisengrünende Gerb- 
siure. Die reifen Früchte enthalten nach ENz: eisengrünende Gerbsáure, Gallus- 
säure, Aepfelsäure, wachsartiges Fett, stearoptenartiges dtherisches Oel, Chloro- 
phyll, Zucker, Gummi, Pektin, rothen Farbstoff, griines Harz. Die Steinkerne 
liefern, wie die Blumen, bei der Destillation mit Wasser Blausáure. 
Anwendung. Die (gegenwärtig nur noch gebräuchlichen) Blumen werden 
im Aufguss als gelinde eröffnendes Mittel verordnet. Wurzel und Rinde schlug 
man als Chinasurrogat vor. Die Blätter sollten den chinesischen Thee ersetzen. 
Aus den unreifen Früchten wurde ein Mus gekocht und als Succus Acaciae 
germanicae s. nostratis verordnet. 
Geschichtliches. Die Schlehe, als ein auch durch das ganze südliche Europa 
verbreiteter Strauch, war den alten griechischen und römischen Aerzten wohl be- 
kannt. Sie heisst bei THEOPHRAST Xrwöras, bei DIOSKORIDES ’Ayproxoxxo pmAea, 
bei GALEN Ilpovpvos, bei PLINIUS Pruna sylvestris, bei PALLADIUS Lrunus spinifera. 
ASKLEPIADES rühmte das Mus gegen Ruhr, ebenso ANpROMACHUS, auch die Wurzel 
wird bisweilen als Heilmittel angeführt. Die alten deutschen Aerzte und Bo- 
taniker glaubten in diesem Gewichse ein dem ägyptischen Gummibaume ähn- 
liches gefunden zu haben, daher der noch immer gebräuchliche Name Acacia 
germanica oder nostras. 
Wegen Prunus s. den Artikel Kirsche. 
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