768 Senegawurzel.
wunden, einfach oder sparsam verästelt, unten mit einem Kiele an der konkaven
Seite versehen, mehr oder weniger graubräunlich, der Länge nach runzelig und
oft. hóckerig. Die äusseren !—1 Millim. dicke Rindenschicht umgiebt einen
weissgelblichen holzigen Kern. Geruch schwach süsslich, Geschmack anhaltend
scharf kratzend, speichelerregend, kaum bitterlich.
Wesentliche Bestandtheile. Die Wurzel ist nach einander untersucht
worden von GEHLEN, PESCHIER, DULONG, FENEULLE, FOLCHI, "TROMMSDORFF,
QUEVENNE, CHRISTOPHSOHN, die von ihnen gefundenen Stoffe sind: Polygala-
säure, Isolusin, Virginische Säure, Pektinsáure, eisengrünender Gerbstoff,
gelber bitterer Farbstoff, Gummi, Eiweiss, Wachs, fettes Oel, Harz etc. PFSCHIER’s
Polygalasäure hált TRoMwMsponrr für nichts als Aepfelsäure; QUEVENNE’s Poly-
gin
galasäure ist Senegin (Saponin), PESCHIER's Isolusin ist gleichfalis Sene
(Saponin); QUEVENNE’s Virginische Säure ist eine flüchtige Fettsäure.
Verfälschungen. 1. Mit Wurzeln unserer einheimischen Polygala-
Arten; sie sind weit kleiner, zarter und im Geschmacke sehr abweichend. 2. Mit
der Wurzel von Cynanchum Vincetoxicum; sie hat ein cylindrisches Rhizom
von etwa 8 Millim. Dicke, zeigt auf dem Durchschnitt ein gelbes Centrum und
deutliches Mark, vom Wurzelstocke entspringen zahlreiche Wurzeln in Büscheln,
welche etwa 24 Millim. von einander entfernt, weiss und glatt sind. Geruch
und Geschmack unbedeutend. 3. Mit der Baldrianwurzel; ihr Wurzelstock
ist 6—12 Milim. dick, aus allen Seiten desselben entspringen graue, gefurchte
Fasern, welche die Hauptwurzel geradezu einhüllen. Durchschnitt der Haupt-
wurzel dunkel, die Fasern braun mit dunklerem Centrum. Geruch eigenthümlich
stark, Geschmack bitterlich. 4. Mit der Ginsengwurzel von Panax quinque-
folius (s. Ginseng, amerikan.) 5. Mit der Wurzel einer andern amerikanischen
Polygala, deren Species von MaiscH als M Boykinià NUTT. erkannt ist, und
die besonders in Florida und Georgien vorkommt. Nach SIEBERT befindet
sie sich erst seit Kurzem in unserem Drogenhandel, und wird von ihm wie
folgt. charakterisirt. Sie hat nicht die für die echte Wurzel so charakteristi-
schen darmartigen Windungen mit hervortretendem Kiele, sowie die ring-
fórmigen Einschnürungen, ist dagegen mehr láüngsrunzelig. Der Querschnitt
sieht zwar ähnlich aus, doch ist der Holzkern kreisrund oder elliptisch, nie
unvollständig; die Markstrahlen wie bei der echten, die àltern Wurzeln mit
deutlichen Jahresringen. Sehr verschieden sind Geruch und Geschmack, was beides
besonders am Absude bemerklich ist. Der Absud scháumt weniger beim Kochen,
bleibt beim Erkalten klar, riecht kaum senegaartig, etwas aromatisch, und schmeckt
fast gar nicht kratzend. Ihre Bestandtheile sind aber nach H. GÖBEL ziemlich
dieselben wie die der officinellen Wurzel. 6. Mit der Wurzel der sogen. weissen
holzigen Ipekakuanha (von Viola [Jonidium] Ipecacuanha, s. auch pag. 107),
wie unlängst CHARBONNIER mitgetheilt hat. Der Verf. fand sie zu 15% unter der
Senega, und beschreibt sie als grauweissliche, 5—6 Centim. lange, federkieldicke,
unregelmässig gekrümmte, unten meist getheilte, oben mit einem holzigen Stengel-
reste versehene Stücke mit stark ausgeprägten Längsfurchen und mehr oder
weniger tiefen Querrissen, Durch die dünne, harte und schwer loszutrennende
Rinde unterscheidet sie sich leicht von der unter No. 5 beschriebenen Senega,
während das Fehlen des knotigen Wurzelkopfs und des seitlichen Kiels eine
Verwechselung mit echter Senega ausschliessen.
Anwendung. Meist als Absud, dann als Extrakt, Sirup, Tinktur.
Geschichtliches. Die Senegapflanze wird zuerst von JoH. RAJus (} 1705)