Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

    
    
   
    
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
    
  
  
   
  
   
   
  
   
   
  
   
  
  
   
   
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
     
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Senf. 771 
paivaól verfülscht gefunden. Das reine Oel löst sich in conc. Schwefelsäure 
und färbt sich dadurch kaum etwas dunkler, während diejenigen Oele, mit 
welchen es verfälscht zu werden pflegt, sich entweder nicht in der Säure lösen 
oder sich dadurch roth bis braun färben. Den Versuch stellt man in einer Probe- 
röhre mit 5 Tropfen Oel und 50 Tropfen Säure an. Da aber der Weingeist da- 
durch nicht nachgewiesen werden kann, so muss man noch eine grössere Portion 
des Oeles im Wasserbade der Destillation unterwerfen. Dabei würde dann 
zuerst der Schwefelkohlenstoff übergehen und hierauf der Weingeist folgen. 
Wenn nichts mehr übergeht, giesst man den Retorteninhalt in ein Becherglas 
und stellt dieses zum freiwilligen Verdunsten an die Luft. Zuerst entweicht das 
Senföl daraus, und der Rückstand giebt nun durch den Geruch das eine oder 
das andere flüchtige Oel zu erkennen. Nachträgliche Unterstützung durch Wärme 
oder Anfeuchten von Papier entscheidet endlich darüber, ob auch noch ein fettes 
Oel zugegen ist. 
Anwendung. Der Hauptverbrauch des Senfs und speciell des schwarzen, 
in der Medicin, ist der eines hautröthenden Mittels, als Senfteig, meist noch unter 
Zusatz anderer Substanzen, wie Meerrettig, Pfeffer etc., sowie als ätherisches Oel 
und destillirtes Wasser. Seine Benutzung als Würze zu Speisen ist bekannt. 
Geschichtliches. S. den folgenden Artikel. 
Sinapis von varu (Senf) mit dem Augmentativum ot, um die Schärfe des 
Senfes noch mehr hervorzuheben. 
Senf, weisser. 
(Gelber oder englischer Senf.) 
Sem Sinapis albae, Erucae. 
Sinapis alba L. 
Tetradynamia Siliquosa. — Cruciferae. 
Einjährige Pflanze, der vorigen ähnlich, aber leicht von ihr zu unterscheiden 
durch den gestreiften mit abwärts gerichteten steifen Haaren besetzten Stengel, 
die sämmtlich zertheilten Blätter und die horizontal abstehenden weiss rauh- 
haarigen Schoten. Letztere sind auch länger gestielt, dicker, rundlich, höckerig, 
etwa ı2 Millim. lang und mit einem bis 18 Millim. langen, aufwärts gekrümmten, 
zusammengedrückten, schwertförmigen Schnabel gekrönt; sie enthalten in jedem 
Fache nur 2—3 erbsengelbe oder weisslich gelbe, seltener braune Samen. — 
Wächst im südlichen Europa wild, auch in wärmeren Distrikten der Schweiz, in 
Siebenbürgen; bei uns kommt die Pflanze nur verwildert vor, sie wird aber auch 
kultivirt, obwohl nicht in so ausgedehntem Grade wie der schwarze Senf. 
Gebräuchlicher Theil. Der Same; er ist etwas grôsser als der schwarze 
Senfsame, r Millim. dick, mehr kugelrund, erbsengelb oder róthlichgelb, und 
unter der Lupe betrachtet, ebenso wie der schwarze, nur viel feiner kórnig 
punktirt. Im Geruch und Geschmack stimmt er mit dem schwarzen Senf über- 
ein, bald mehr, bald weniger. 
Wesentliche Bestandtheile. Die im vorigen Artikel genannten «Chemiker 
sind es auch, welche über die chemische Natur des weissen Senfsamens die 
gründlichste Aufklärung gegeben haben. Die von ihnen ermittelten wichtigeren 
Bestandtheilé sind: Sinalbin (KónNER und WiLL) Myrosin (BouTROoN und FnÉ- 
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