Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

  
  
  
    
882 Waid. 
Gebriuchlicher Theil. Der Same; er steckt zu wenigen in einer zwei- 
ficherigen Kapsel, ist glatt, gelblich, den Weizenkórnern ühnlich, doch kleiner, 
ohne Lüngsfurche, an einem Ende stumpfer, hart und hornartig, schwer zu pulvern, 
riecht an sich nicht, aber zerquetscht wie Pilze oder Schlamm, schmeckt anfangs 
zuckerartig fade, hinterher bitter. 
Wesentliche Bestandtheile. Nach GasPARD: eine eigenthtimliche käse- 
artige Materie, von deren Anwesenheit und nach und nach eintretender Zersetzung 
der ins Bläulichschwarze übergehende Farbenwechsel des Samens abhängt, etwas 
Eiweissstoff, Gummiharz, Fett, fárbende gelbrothe Materie, süsse Materie. Kein 
Gerbstoft, kein Stirkmehl. 
In dem krautartigen Theile der Pflanze fand G. dieselbe käseartige Materie. 
Was nun diese von GasPARD im Samen und Kraute gefundene käseartige Materie 
betrifft, so dürfte sie im reinen Zustande wohl mit dem Rhinanthin des Hahnen- 
kamms (s. d.) identisch sein, denn der Same beider Gewächse (des Hahnen- 
kamms und des Wachtelweizens) verhält sich beim Liegen und in Getreidemehl 
zu Brot verbacken auch gleicher Weise. 
Anwendung. Ehemals gepulvert (als Mehl) zu zertheilenden und er- 
weichenden Umschlägen. 
Melampyrum nemorosum L., der Hainkuhweizen, Tag und Nacht, eine 
der vorigen áhnliche Pflanze, verdient hier insofern Erwähnung, als HÜNEFELD 
aus dem Absude derselben einen eigenthümlichen süssen krystallinischen Stoff 
erhielt, den er Melampyrin nannte, der, später von EICHLER untersucht, den 
Namen Melampyrit erhielt, und von GILMER identisch mit dem Dulcit gefunden 
wurde. 
Geschichtliches. Ob das Mehaprupov des THEOPHRAST auf eine unserer 
Melampyrum-Arten passt, bleibt ungewiss. Nach Fraas geht diese Gattung süd- 
lich nicht über den Sperchius (Nordgrenze des heutigen Griechenlands, 
38? nórdl. Br.) 
Melampyrum ist zus. aus pekas (schwarz) und zvpoy (Korn, Weizen), in Be- 
zug auf die oben angegebene Eigenschaft des Samens, seine gelbliche Farbe 
durch längeres Liegen in eine braune bis bläulich-schwarze zu verwandeln, und 
dadurch das Getreidemehl, dem er beigemischt ist und mithin auch das Brot 
(blau-) schwarz zu färben. Uebrigens fürbt auch der frische Same, dem Getreide- 
mehl beigemischt, das Brot schon mehr oder weniger blau, in Folge der Ein- 
wirkung der Hitze auf denselben. Doch wird das Brot dadurch nicht gesund- 
heitsschädlich. 
Waid. 
(Fürbewaid, deutscher Indigo, Pastel.) 
Herba satis, Glasti. 
Isatis tinctoria L. 
Tetradynamia Siliquosa. — Cruciferae. 
Zweijährige Pflanze mit spindelfórmig-cylindrischer Wurzel, o,60— 1,20 Meter 
hohem, aufrechtem, rundlichem, oben àstigem, graugrünem, glattem Stengel, Die 
unteren Blätter sind kurz gestielt zum Theil 20—25 Centim. lang, 25 Millim. 
breit, oval-anzettlich, gezáhnt, etwas rauhhaarig, die oberen kleiner, sitzend, 
stengelumfassend, pfeilartig-lanzettlich, ganzrandig, glatt, graugrün. Die Blumen 
     
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
   
  
   
  
  
   
    
  
   
  
  
  
   
  
  
  
	        
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