Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

    
   
  
   
   
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
   
  
   
    
     
    
   
     
  
  
————— 
  
  
  
  
  
886 Wallnuss. 
also etwa im Juli; sie sowie die grüne Schale der reifen muss man rasch durch 
künstliche Wärme trocknen, wobei sie schwarzbraun werden. Frisch schmecken 
beide áusserst scharf, fast ützend, ihr anfangs farbloser Saft firbt die Haut braun 
und wird an der Luft schnell dunkelbraun unter Abscheidung von Flocken. 
Durch Trocknen werden sie milder, verlieren fast alle Schürfe und schmecken 
jetzt mehr bitter. Die Kerne der reifen Früchte schmecken angenehm süsslich 
olig, das sie überziehende Hiàutchen (ehedem gleichfalls officinell) besonders im 
frischen Zustande bitter und scharf. 
Wurzel, Rinde und Blumen schmecken, ähnlich den Blättern, frisch widerlich 
scharf, z. Th. fast ätzend, trocken mehr bitter. 
Wesentliche Bestandtheile. Die in den Blättern und noch mehr in den 
grünen Fruchttheilen enthaltene, an der Luft so leicht veränderliche Substanz ist 
nach BUCHNER eine besondere Säure (Juglanssäure), und der daraus entstehende 
braune Körper ebenfalls eigenthümlich (Jugiansbraun). 
Die griinen Fruchtschalen enthalten nach BRACONNOT: Bitterstoff, eisen- 
grünenden Gerbstoff, Stärkmehl, Citronensäure, Aepfelsäure; der eingedickte Saft 
der unreifen Nüsse nach WACKENRODER noch: Eiweiss, Zucker, Fett, Wachs. Die 
Existenz des Gerbstoffs in den Blättern und Früchten stellt BUuCHNER in Abrede. 
In dem Safte der frischen Fruchtschalen fanden REISCHAUER und VOGEL einen 
eigenthümlichen rothgelben krystallinischen Kórper (Nucin; nicht zu verwechseln 
mit dem Nucin der Kokosnuss), der später auch von PurPsoN untersucht und 
Regianin genannt wurde. 
Anwendung. Die Blätter äusserlich gegen Gicht; ihr Absud färbt dauer- 
haft braun. 
Die frischen unreifen Früchte besonders zur Bereitung eines wässerigen 
Extrakts. Ausserdem werden sie, nachdem sie durch wiederholtes Maceriren mit 
Wasser eines Theils ihrer Schárfe beraubt sind, mit Zucker und Gewürz einge- 
macht. Mit Branntwein extrahirt und mit Zucker und Gewürz versetzt, geben 
sie einen angenehmen Liqueur (Nussliqueur). — Die getrockneten Frücbte und 
Fruchtschalen in der Abkochung bilden auch einen Bestandtheil des Decoctum 
Polling. — Die Kerne der reifen Frucht giebt man zuweilen als Wurmmittel; das 
Pulver des bitteren Oberháutchens früher gegen Kolik. Das aus den reifen 
Kernen gepresste fette Oel, zu 404 darin enthalten, von mildem, angenehmem 
Geschmack und erst bei — 27° erstarrend, dient in Haushaltungen als Salatöl, 
und wegen seiner trocknenden Eigenschaft in der Oelmalerei. 
Die Wurzel gab man früher in der Abkochung gegen Fieber, Gicht etc.; die 
innere scharfe Stammrinde früher als Brechmittel, auch legte man sie auf die 
Handwurzel und Fusssohlen um Blasen zu ziehen. 
Geschichtliches. Der Wallnussbaum ist schon seit Alters bekannt und 
benutzt. Vermuthlich ist die Frucht das xaguov Qacuuxov der griechischen Autoren, 
sicher aber die /ovis glans der Römer, woraus dann das jetzige /uglans ent- 
standen ist. 
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.