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Wermuth. 911
Darstellung eines, besonders in Frankreich sehr beliebten Liqueurs (Extrait
d'Absinth), dessen Genuss indessen nach BoucHEREAU und MAGNAN schon Ver-
giftungs-Erscheinungen hervorgerufen haben soll.
Geschichtliches. S. den folgenden Artikel.
Absinthium ist zus. aus à (ohne) und qwe: (Vergnügen) wegen des bittern
Geschmacks; oder aus & und mwvew, mvdew (trinken), d. h. ungeniessbar, ebenfalls
in Bezug auf die Bitterkeit. Bei den Alten kommen die Schreibarten "Adıydıov,
’Aßowdıov und ’ Arıydıov vor.
Wegen Artemisia s. den Artikel Beifuss.
Der deutsche Name Wermuth ist offenbar auf »Wurm« zurückzuführen.
Wermuth, römischer.
(Römischer Beifuss, Pontischer Beifuss oder Wermuth.)
Herba und Flores (Summitates) Absinthii pontici, romani.
Artemisia pontica L.
Syngenesia Superflua. — Compositae.
Dem gemeinen Wermuth und der Eberraute ähnliche perennirende Pflanze.
Die Wurzel kriecht horizontal weit umher und treibt viele, 6o—go Centim. hohe,
aufrechte, üstige, schlanke, runde, unten fast holzige, glatte, oben etwas weisslich
filzige, stark beblitterte Stengel mit aufrechten Zweigen; die doppelt gefiederten,
oben einfach gefiederten und z. Th. ungetheilten Blitter sind feiner zertheilt als
beim Wermuth, die Lappen und Blätter aber etwas breiter als bei der Eberraute,
zart, und zeichnen sich schon von fern durch ihr weissgraues Ansehn aus. Die
Blumen bilden ähnliche beblätterte Trauben und Rispen wie beim gemeinen
Wermuth, nur sind die Zweige mehr gerade aufgerichtet, und die kurz gestielten,
rundlichen gelben Blümchen mit weisslichem Kelche mehr überhängend, der
Fruchtboden nackt. — Im südlichen Europa (hie und da auch in Deutschland)
und dem mittleren Asien an sonnigen, trocknen, gebirgigen Orten; bei uns in
Gärten.
Gebräuchlicher Theil. Das blühende Kraut; es riecht stark und
angenehm aromatisch, der Eberraute ähnlich, und schmeckt stark aromatisch
bitter, doch angenehmer und nicht so intensiv-bitter als der gemeine Wermuth.
Wesentliche Bestandtheile. Aetherisches Oel und Bitterstoff. Nicht
näher untersucht. ;
Anwendung. In Substanz und Aufguss, jedoch nur noch selten.
Geschichtliches. Der Wermuth ist eine sehr alte Arzneipflanze. "Wahr-
scheinlich kannten die Alten sowohl den gemeinen, als den pontischen Wermuth,
aber letzterem gaben sie überall den Vorzug. Schon Droskomms bemerkt, dass
der Wermuth die Eigenschaft habe, Insekten von den Kleidern abzuhalten; auch
räth er, die Tinte mit Wermuth zu kochen, weil dann die damit geschriebenen
Micher von den Màusen verschont würden. Primivs beschreibt die Bereitungsart
eines Wermuth-Extrakts. Kindern gab man die Blätter in Feigen, um den bittern
Geschmack zu verhüllen, und bei Schlaflosigkeit legte man Wermuth unter das
Koptkissen. Den pontischen Wermuth erwühnt auch Ovip, der bei seiner Ver-
bannung am Pontus ihn kennen zu lernen Gelegenheit hatte. Die bei DIOSKORIDES
als «góov sioe vorkommende ’Apreprowa ist Artemisia arborescens L.
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