Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
  
    
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
   
   
   
  
    
   
   
   
  
   
  
  
   
84 Bibernelle. 
fiedert, ihre Blättchen eifôrmig oder oval-herzfôrmig, stumpf, eingeschnitten ge- 
zähnt, etwa 12—24 Millim. lang; die Stengelblätter viel kleiner, z. T. doppelt 
gefiedert, die Fiedern aber linienfórmig, alle glatt oder auch mehr oder weniger 
fein behaart. Die vielstrahligen, nicht grossen, ein wenig convexen Dolden stehen 
ohne alle Hüllblättchen am Ende der Stengel und haben kleine weisse Blumen. 
Die Früchte sind klein, rundlich eiförmig. Varlirt sehr, z. B. mit starker 
Behaarung und dunkelfarbiger Wurzel, welche einen blauen Milchsaft enthält, 
und ein blaues ätherisches Oel liefert. — Häufig an trocknen Orten, auf Weiden 
sonnigen Hügeln, an Wegen. 
Gebräuchlicher Teil. Die Wurzel, im Frühjahre von nicht zu jungen 
Pflanzen an trocknen Orten einzusammeln; ist meist spindeiférmig, vielköpfig, 
7—14 Centim. lang, getrocknet oben hóchstens fingerdick, gegen den Wurzelhals 
hin deutlich, wenn gleich fein geringelt, nach unten zu hóckerig, der Lánge nach 
gerunzelt, schmutzig hellgraugelb, innen gelblichweiss, mit etwas dunkleren 
Punkten untermengt. An etwas dickern Exemplaren ist die innere Substanz 
weisser, lockerer, sternförmig von Lamellen und kleinen Höhlungen unterbrochen. 
Sie riecht eigentümlich stark und widerlich aromatisch, gleichsam bockartig, 
welcher Geruch auch in der trocknen Wurzel lange andauert; der Geschmack 
ist süsslich aromatisch, scharf und beissend. 
Wesentliche Bestandteile. Nach Brey: áütherisches Oel, mehrere Harze 
und Weichharze, Fett, Stárkmehl, Zucker, Gerbstoff etc. 
Verwechslungen. r. Mit der Wurzel der Pimpinella magna (s. den fol- 
genden Artikel). 2. Mit der Wurzel von Athamanta Oreoselinum; sie ist grôsser, 
oft 3o Centim. lang und oben Daumendick, die Querringe sind jedoch teils nicht 
So ausgezeichnet und gehen auch meist nicht so weit herab, wie an der wahren 
Pimpinelle, der übrige dünnere Teil 1st nicht so hóckerig runzelig. Im Innern 
ist sie entweder locker, porós oder dicht, holzig und záhe; sie riecht schwach 
aromatisch und schmeckt bitter, spüter anhaltend gewürzhaft, nicht beissend. 
3. Mit der Wurzel der Pastinaca sativa; sie ist gewóhnlich gerade, mit den 
Rudimenten des Wurzelhalses besetzt, inwendig von fester holzartiger Struktur, 
háufig einen etwas gelben Kern zeigend, aussen bráunlich gelblich, innen gelb- 
lich weiss, sonst geruchlos und von petersilienartigem Geschmacke. 4. Mit der 
Wurzel von Heracleum Sphondylium (s. Bárenklaue, gemeine). 
Anwendung. Als Pulver oder im Aufguss, äusserlich und innerlich; als 
Tinktur. 
Geschichtliches. Bei den alten Griechen hiess diese Pflanze Kavxahlıc, 
ebenso (Caucalis) bei den Römern. Die alten deutschen Aerzte gaben aber der 
Pimpinella magna den Vorzug vor ihr, und erst LINNÉ führte letztere allgemein 
als Medikament ein. 
Der Name Pimpinella ist das veränderte 6zpinnula, und bezieht sich auf 
die Fiederung der Blätter; doch wurde er nicht bloss auf Doldengewächse, 
sondern auch auf Arten von Poterium und Sanguisorba mit ähnlichen Blättern 
angewendet. 
Saxifraga ist zus. aus saxum (Fels) und /ramgere (zerbrechen), d. h. eine 
Pflanze, welche steinige Standorte liebt, zwischen die Steine in den Erdboden 
C" agt, und dieselben dabei gleichsam spaltet, woraus man dann den Schluss 
zog, dass sie ein gutes Mittel gegen den Blasenstein sei. 
  
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