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Zuckerrohr. 947
rasches Erkalten zu einer durchsichtigen amorphen Masse erstarrt, die nach
längerer Zeit undurchsichtig wird (abstirbt), was auf dem Uebergange des
amorphen Zustandes in den krystallinischen beruht. Bei 212 bis 2209 fürbt sich
der geschmolzene Zucker unter Verlust von 109. Wasser gelbbraun bis
schwärzlich, und bildet nun den sogenannten gebrannten Zucker oder
Karamel, eine amorphe, an der Luft zerfliessliche Masse von bitterlichem
Geschmack, welche. nicht wieder in den gewóhnlichen Zucker zurückgeführt
werden kann, und der geistigen Gáhrung unfühig ist.
Der Zucker löst sich schon in 4 seines Gewichts kaltem Wasser, in heissem
in jedem Verhältniss auf; eine kalt gesättigte Lösung heisst Sirup. Dampft man
eine Zuckerlösung rasch bis zu dem Punkte ein, wo eine herausgenommene
Probe zu einer festen Masse erstarrt, so erhält man, wie beim vorsichtigen
Schmelzen des Zuckers, eine durchsichtige amorphe Substanz, die nach und nach
wieder krystallinisch wird (Gerstenzucker). Reine Zuckerlösung hält sich
ziemlich lange unverändert; wird aber Hefe zugesetzt, so geht sie in die wein-
geistige Gährung über, doch nicht so schnell, als die des Krümelzuckers
(Traubenzuckers), es muss sich nämlich erst durch Aufnahme einer kleinen Menge
Wasser Krümelzucker bilden. — Auch Weingeist löst den Zucker, aber in um so
geringerer Menge, je wasserfreier er ist. Verdünnte Sáuren verwandeln den
Zucker in Krümelzucker und unkrystallisirbaren Zucker. Concentrirte Schwefel-
sáure verkohlt ihn.
Verunreinigungen und. Verfálschungen. Alles, was beim Auflósen
des Zuckers in der gleichen Menge Wasser ungelóst bleibt, ist als Verunreinigung
zu betrachten. Aber auch die Lósung kann noch fremde Stoffe enthalten,
z. B. Kalk von der Raffinrung her, in welchem Falle oxalsaures Ammoniak
eine Trübung hervorbringt.
Manche Fabrikanten suchen die nicht ganz weisse Farbe ihrer Waare durch
Zusatz einer blauen Farbe zu verdecken, und benutzen dazu theils Smalte, theils
Ultramarin. Lóst man solchea Zucker in der zehnfachen Menge Wasser und
lässt die Lösung in einem hohen, schmalen Cylinderglase 12 Stunden stehen, so
lagern sich diese Farben vollstándig ab, und sind dann nach dem vorsichtigen
Abgiessen der Lósung leicht daran zu erkennen, dass auf Zusatz von Salzsáure
die Smalte keine Veränderung erleidet, der Ultramarin dagegen sich rasch entfürbt.
und dabei einen Geruch nach faulen Eiern ausstósst.
Vor mehreren Jahren kam sogenannter Würfelzucker vor, der viel K rüm el-
zucker enthielt, was sich nicht nur durch weniger süssen Geschmack, sondern
auch durch die beim Erhitzen mit Aetzkalilauge entstehende schwarzbraune Farbe
verrieth. Er verschwand daher auch bald wieder aus dem Handel; doch ist man
vor einem abermaligen Auftauchen keineswegs sicher.
Anwendung. Allgemein bekannt. Die Melasse dient zur Rum-Fabrikation ;
der gebrannte Zucker als sog. Zuckerkouleur zum Füárben von geistigen
Getránken.
Geschichtliches. Das Zuckerrohr ist eine schon in alten Zeiten bekannte,
aber erst seit dem 12. Jahrhundert, vorzüglich durch ihre Benutzung auf Zucker
wichtig gewordene Pflanze.
Saccharum, caxyxp, caxyapoy, arabisch: sækar; ursprünglich stammt aber das
Wort aus Indien, und unser »Zucker« ist ebenfalls davon abgeleitet.
Melis kommt von Melite, dem alten Namen der Insel Malta, wo früher das
Zuckerrohr kultivirt wurde.
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