Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

Handwörterbuch der Chemie, 
ihr ausgesandten Moleküle sich befindet. Je schneller also die einmal gebildeten 
Dampfmoleküle in den umgebenden Raum diffundiren, um so schneller wird 
die Verdampfung fortschreiten, daher muss auch die Verdampfung in Wasserstoff 
eine schnellere als in Luft und in dieser eine schnellere als in Kohlensäure sein, 
wie dies BAUMGÄRTNER (33) experimentell nachwies. 
4. Die Wärmeleitung in Gasen (34). 
Bringt man in einen mit Gas erfüllten Raum, etwa in eine Glaskugel, deren 
äussere Oberfläche auf constanter Temperatur erhalten wird, einen erhitzten Körper, 
etwa ein Thermometer, so kühlt sich dasselbe aus drei Ursachen ab, erstens in 
Folge der Strahlung; zweitens in Folge von Strómungen, die in dem Gase entstehen 
und drittens in Folge einer wahren Wármeleitung. Die letztere geht in der Weise 
vor sich, dass die der würmeren Oberflüche zunüchst liegenden 'Theilchen beim 
Aufprallen auf diese mit einer grósseren Geschwindigkeit abfliegen als sie auftrafen ; 
einen Theil dieser Geschwindigkeit werden sie beim Zusammentreffen mit anderen 
von der Oberfläche entfernteren Molekülen abgeben u.s. f£, bis zuletzt die an der 
äusseren Oberfläche gelegenen an diese ihre überschüssige Bewegung übertragen. 
Die Schnelligkeit, mit der die Ueberführung stattfindet, hängt ab von der Menge 
der in der Volumeneinheit enthaltenen und auf die heisse Oberfläche prallenden 
Theilchen, also der Dichte des Gases, von der Strecke, die sie nach dem Ab- 
Niegen ungestört zurücklegen, d. h. der mittleren Weglänge A (je grösser diese um so 
weiter werden sie die Wärme fortführen), von ihrer Geschwindigkeit v und endlich 
von der Wärmemenge, die ein jedes der Theilchen aufzunehmen vermag, also 
seiner spec. Wärme bei constantem Volumen c. Der Wärmeleitungscoefficient £ 
~ 
oder die Grosse, welche angiebt eine wie grosse Wärmemenge durch die Einheit 
der Fläche tibergeftihrt wird, wenn die Temperaturdifferenz zwischen den um 
die Einheit der Länge abstehenden Flächen gleich 1 ist, ist durch folgenden 
Ausdruck gegeben 
D ane, 
n ist der Reibungscoefficient, in dem A, v und p enthalten sind. Ueber die Con- 
stanten z gehen die Ansichten noch auseinander sie ist etwa — 1:5. Ihre Grosse 
hángt davon ab, in welchem Verháltniss translatorische und rotatorische Energie 
bei den Zusammenstóssen übertragen wird. 
Da n und c unabhängig vom Druck sind, so ist es auch 4; ebenso hüngt 
& in einer ähnlichen Weise von der Temperatur ab wie =. 
9. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles (35). 
Für verschiedene Gase verhalten sich diese Gróssen umgekehrt wie die 
Quadratwurzeln aus den Molekulargeschwindigkeiten. Die Ableitung des abso- 
luten Werthes der Schallgeschwindigkeit stósst indess noch auf Schwierigkeiten. 
Man hat versucht dabei der Stosszeit Rechnung zu tragen, wührend deren die 
Moleküle in Berührung sind. 
6. Fortpflanzungsgeschwindigkeit von Entzündungen. 
BERTHELOT und VIEILLE (36) haben die Versuche BUNSEN’s (37), nach denen die 
Explosionswelle sich in Kohlenoxydknallgas langsamer fortpflanzt als in Wasser- 
stoffknallgas weiter verfolgt und gefunden, dass ihre Geschwindigkeit v gleich 
der molekularen Geschwindigkeit 7 bei den hohen auftretenden Temperaturen 
ist. Für 2H, 4- O, fanden sie 2861:1 Meter in der Secunde, für 2C0 + O, 1089; 
Ist die Explosionstemperatur 3000°, so ist für CO + O nach der Theorie v 
= 1300; fir Hy + O = 2000 bis 2500 je nachdem der Wasserdampf mehr oder 
weniger dissociirt ist. Da mit der Temperatur æ sinkt, so muss dies auch mit 
      
    
   
    
  
  
   
   
    
   
   
     
     
    
   
   
    
    
   
     
     
    
  
    
    
   
  
  
  
  
   
   
   
   
   
   
  
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