Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

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Handwörterbuch der Chemie. 
aldehyd (Bittermandelöl) aus dem Amygdalin der bittern Mandeln. Ausser nach 
den oben erwähnten Methoden entstehen Aldehyde, obgleich in geringer Menge, 
auch 
durch trockene Destillation oder Oxydation von Eiweissstoffen und anderen 
complicirteren Verbindungen. 
Eigenschaften und Reactionen. Aehnlich wie die Glieder anderer 
homologen Reihen, zeigen uns die Aldehyde in ihren physikalischen Eigenschaften 
eine allmähliche Gradation, indem die niedrigsten Glieder gasförmig oder leicht 
flüchtig, die mittleren flüssig und die höheren fest und nicht mehr unzersetzt 
destillirbar sind. Ihre Siedepunkte liegen im Allgemeinen beträchtlich niedriger 
als die der entsprechenden Alkohole. 
In chemischer Beziehung sind die Alde- 
hyde neutrale Körper, die indessen leicht durch Aufnahme von Sauerstoff in 
Säuren übergehen. Auf dieser leichten Oxydirbarkeit beruht auch die Eigenschaft 
vieler 
Aldehyde oder ihrer Verbindungen in alkoholischer alkalischer Lösung 
beim Durchleiten von Luft oder Sauerstoff zu leuchten (10). Leichter als durch 
Sauerstoff wird die Oxydation der Aldehyde durch andere Oxydationsmittel be- 
wirkt. Auch beim Erhitzen mit Alkalien, namentlich in alkoholischer Lósung, 
werden die Aldehyde häufig unter Wasserstoffentwicklung zu Säuren oxydirt 
(CH, CHO+ KOH =CH;- CO-OK + H,), wobei durch den freiwerdenden 
Wasserstoff gewôhnlich ein zweites Aldehydmolekül zu Alkohol reducirt wird; so 
entsteht aus Benzaldehyd benzoésaures Salz und Benzylalkohol. 
Besonders charakteristisch für die Aldehyde ist ihre leichte Oxydirbarkeit 
durch Oxyde und Salze der Edelmetalle, wobei letztere in freiem Zustande ab- 
Fügt man zu einer schwach ammoniakalischen Silbernitrat- 
geschieden werden. 
lösung eine wässrige Aldehydlósung, so scheidet sich beim Erwärmen das redu- 
cirte Silber an den Gefüsswandungen meist als Metallspiegel ab. 
Aehnlich 
werden auch alkalische Kupferoxydlósungen durch viele Fettaldehyde reducirt (11). 
Diese Reactionen sind jedoch nicht der Aldehydgruppe allein eigen, sondern 
kommen auch einigen anderen Atomgruppirungen zu (vergl. Benzoylcarbinol und 
Glycidalkohol). Fine andere sehr empfindliche, und, wie es scheint, stets den 
Aldehyden eigene Reaction, besteht in der intensiv violetten Färbung, welche 
sie in durch schweflige Säure entfärbten Rosanilinsalzlôsungen erzeugen (12). 
Wie zur Aufnahme von Sauerstoff sind die Aldehyde auch zu verschiedenen 
anderen Reactionen befihigt, welche alle auf der direkten Bindung von zwet 
Affnititen durch die Aldehydgruppe CHO beruhen, wobei in letzterer die 
doppelte Bindung des Sauerstoffatomes in ein 
CH,.CHO -- XH — CH,-CH 7. x 
e einfache übergeht: 
COH 
So werden sie durch nascirenden Wasserstoff (Natriumamalgam und Wasser 
8 ) 
Zink und Ammoniak) in primäre Alkohole übergeführt: 
— CH, CH, OH. 
(wie auch für manche Ketone) ist ihre Fähigkeit, mi 
krystallinische Verbindungen zu bilden ( 
gesätt 
CH,-CHO + H, 
Zugleich findet hierbei häufig eine Condensation zweier 
Aldehydmoleküle statt (s. pag. 192). Sehr charakteristisch für fast alle Aldehyde 
t primáren Alkalisulfiten 
0H j 
CH,.CHO-- H80,K —CH;-CH* 50 x 
welche als Salze von Oxysulfosáüuren aufzufassen sind. Dieselben sind in den 
igten Sulfitlósungen meist unlóslich oder kónnen durch Alkohol aus diesen 
Lösungen gefällt werden; durch Kochen mit verdünnten Mineralsáuren oder 
mit Alkalicarbonaten werden aus ihnen wieder die Aldehyde abgeschieden: 
CH CB OH, CH,.CHO 4- 50,H,. Es werden daher diese Reactionen 
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