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Alkaloide. 215
letzteren ist kein einziges Alkaloid in Gefässkryptogamen nachgewiesen worden,
und in Algen, Flechten, Laub- und Lebermoosen hat man bisher überhaupt
keins aufgefunden.
Selten nur findet man ein Alkaloid (wie namentlich das Berberin) durch
mehrere Pflanzenfamilien verbreitet, sondern meistens sind besonderen Familien
besondere Alkaloide eigenthümlich, und zwar entweder in der Weise, dass in
mehreren, resp. allen Gattungen der betreffenden Familie dieselben Alkaloide
vorkommen, wie bei den Strychnaceen, oder dass die verschiedenen Gattungen
wieder besondere Alkaloide führen, wie zum Theil bei den Solaneen.
Sehr häufig finden sich mehrere Alkaloide in einer und derselben Pflanze
vor, wie die zahlreichen Alkaloide des Opiums und der Chinarinden. So ver-
gesellschaftete Basen, und ebenfalls solche, welche in verschiedenen Pflanzen
derselben Gattung oder Familie auftreten, pflegen sich auch chemisch nahe zu
stehen, äussern auch häufig ähnliche physiologische Wirkungen. Von den Opium-
alkaloiden z. B. gehören ihrer empirischen Zusammensetzung nach mehrere einer
homologen Reihe an, andere sind unter sich isomer. Die wichtigeren China-
basen sind paarweise isomer. Von den mydriatisch wirkenden Alkaloiden der
Solaneen findet sich das Atropin in Afropa belladonna und in Datura stramonium,
das Hyoscyamin in denselben Pflanzen und ausserdem in Zyoescyamus niger und
Duboisia myoporowdes. Beide lassen sich in Tropasiure und Tropin spalten,
während das in Ayoscyamus noch vorkommende Hyoscin bei der Spaltung Tropa-
sáure und das dem Tropin isomere Pseudotropin liefert.
Mehrfach hat man Alkaloide künstlich in solche andere überzuführen ver-
mocht, welche mit den ersteren zusammen in denselben Pflanzen vorkommen,
so das Harmalin in Harmin, das Conydrin in Coniin, das Hyoscyamin in Atropin,
das Morphin in Codein, das Narcotin in Hydrocotarnin. Die Vertheilung der
Alkaloide im einzelnen Pflanzenkórper ist eine verschiedene; die meisten der be-
kannteren pflegen in den Früchten oder Samen, bei baumartigen Pflanzen auch
in der Rinde angehäuft zu sein. Fast immer scheinen sie nicht innerhalb der
Zeilen, sondern in den Milchgefissen oder in besonderen Secretionsbehiltern
ihren Sitz zu haben.
Gewóhnlich sind wenigstens die entschiedener basischen Alkaloide in den
Pflanzen an Säuren gebunden enthalten, und zwar entweder an allgemein ver-
breitete Pflanzensäuren, wie Aepfelsäure und die Gerbsäuren, oder an solche,
welche den betreffenden Pflanzen eigenthümlich sind, wie Meconsäure und China-
saure, auch wohl an unorganische Sduren, wie die Basen im Opium z. Th. an
Schwefelsäure gebunden zu sein scheinen.
Darstellung. Die flüchtigen Alkaloide wie Coniin, Nicotin, isolirt man
durch Destillation der betreffenden Pflanzentheile mit Wasser, unter Zusatz von
Kalk oder Alkalien, Neutralisiren und Verdunsten des Destillats, Ausziehen des
Rückstands mit Aetherweingeist und Destilliren des dadurch gelósten Salzes mit
Alkali im Wasserstoffstrom. Von den festen, nicht flüchtigen Alkaloiden sind die
meisten, und namentlich alle diejenigen, welche in grôsserer Menge dargestellt
werden, in Wasser unlóslich, während die Salze, welche sie mit den gewöhnlichen
Mineralsäuren bilden, in Wasser leicht löslich zu sein pflegen. Damit ist im
Princip der Weg gewiesen, sie durch angesäuertes Wasser aus den Pflanzen-
theilen auszuziehen und die durch Verdampfen eingeengten Auszüge durch
Ammoniak, Alkalien, Kalk oder Magnesia zu fällen. Da die Alkaloide selbst
sowohl wie ihre Salze gewöhnlich in Weingeist löslich sind, so kann man auch