Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

Handwörterbuch der Chemie. 
Durch weiteres Schütteln der ammoniakalischen Lösung mit Benzol werden dann von 
wichtigeren Alkaloiden in dieses übergeführt: Strychnin, Brucin, Chinin, Conchinin, Cinchonin, 
Atropin, Hyoscyamin, Aconitin, Physostigmin, Delphinin, Veratrin, Codein, Thebain und Narcotin. 
Chloroform nimmt dann ausser den Resten von Papaverin und Cinchonin das Narcein und 
geringe Mengen Morphin auf, Amylalkohol darauf das Morphin, Solanin und einen Rest des 
Narceins, worauf endlich die ammoniakalisch wüsserige Lósung mit Glaspulver eingetrocknet 
und durch Chloroform aus dem zerriebenen Rückstand etwaiges Curarin ausgezogen wird. 
Die sehr ausführlich ausgearbeitete Methode ist natürlich mancher Abkürzung fáhig, wenn 
nur auf bestimmte Alkaloide Rücksicht zu nehmen ist. Ueber andere Isolirungsmethoden vergl. : 
SONNENSCHEIN, Ann. IO4, pag. 45. A. HUSEMANN, Handb. der Toxikologie v. Th. und 
A. HUSEMANN, pag. 202; SELMI, Ber. 1874, pag. 80. Ders., Gazza chim. ital. 1876, pag. 153; 
RENNARD, Zeitschr. anal. Ch. 16, pag. 139; E. HEINTZ, Ebend. 17, pag. 166. 
Von besonderen Operationen, welche wenigstens in gewissen Füllen bei der Abscheidung 
der Alkaloide aus organischen Gemengen benutzt werden kónnen, ist die Dialyse zu er- 
wühnen (GRAHAM, Ann. 121, pag. 63; GRANDEAU, Compt. rend. 58, pag. 1048. REVÉIL, bend. 
60, pag. 453. MACHATTIE, Chem. news, 10, pag. 183) sowie die Aufnahme der Alkaloide aus 
ihren Lósungen durch Thierkohle, welcher sie durch Auskochen mit Alkohol wieder entzogen 
werden. (GRAHAM u. HOFMANN, Ann. 83, pag. 39). 
Die verschiedenen Fiállungsmittel für Alkaloide haben, wie erwähnt, für den allgemeinen 
Gang zur Abscheidung der letzteren keine grosse Bedeutung erlangt. Werthvoll sind sie indess 
für die Nachweisung, ob in den schliesslich auf einzelne Alkaloide zu prüfenden Objekten solche 
überhaupt vorhanden sind oder nicht. Sie sind ferner wegen der verschiedenen Färbung, der 
verschiedenen krystallinischen Form und der verschiedenen Färbungsreactionen der Niederschläge, 
sowie wegen des Umstandes, dass durch manche solcher Fällungsmittel nur bestimmte Aida 
niedergeschlagen werden, vielfach verwendbar für die Unterscheidung der einzelnen Alkaloide. 
Auch für die Reindarstellung mancher nicht leicht zersetzbarer Alkaloide kónnen sie wenigstens 
in solchen Füllen zur Anwendung kommen, wo diese Alkaloide in genügender Quantitüt vor- 
liegen, um aus den Niederschlügen mit Sicherheit wiedergewonnen werden zu kónnen. 
Gerbsüure giebt, wie schon BERZELIUS, DUBLANC u. A. beobachteten, mit den neutralen 
oder schwach sauren Lósungen fast aller Alkaloide farblose oder gelbliche, übrigens wenig 
charakteristische Niederschlüge. Aus diesen sind zuerst von HENRY (Journ. de Pharm. 21, pag 222) 
die freien Alkaloide durch Eintrocknen mit Kalk und Ausziehen mit Alkohol wiedergewonnen 
worden. Zweckmässiger wird anstatt des Kalks frisch gefálltes Bleihydroxyd angewandt. 
Phosphormolybdünsüure, zuerst von DE VR empfohlen (Journ. de Pharm. 26, 
pag. 219), dann besonders von SONNENSCHEIN (Ann. 104, pag. 45), auf ihre Anwendbarkeit 
untersucht, fällt alle Alkaloide (sowie Ammoniak und alle Ammoniakbasen) aus ihren sauren 
Lösungen, und zwar meistens noch bei ausserordentlich grosser Verdünnung. Die gelblichen, 
pulverigen oder flockigen Niederschläge sind unlöslich in Wasser, Alkohol, Aether und kalten 
verdünnten Mineralsäuren, mit Ausnahme der Phosphorsäure. Sie sind zu manchen Farbenreac- 
tionen der Alkaloide direkt verwendbar. Schon durch Digestion mit den alkalischen Erden oder 
deren Carbonaten werden sie unter Abscheidung des Alkaloids zersetzt. Durch Erhitzen mit 
Barytwasser kann man also die flüchtigen Alkaloide, durch Eindampfen des mit Kohlensäure 
behandelten Rückstands und Ausziehen mit Alkohol die festen Alkaloide daraus wiedergewinnen 
soweit es deren Beständigkeit gestattet. 
Phosphorwolframsäure und Metawolframsäure (SCHEIBLER, Journ. pr. Ch. 80 
pag. 211), stehen an Werth dem vorigen Reagens nach, Silicoselframsaure, (S. GOBEEROY 
Ber. 1876, pag. 1792). Phosphorantimonsäure, durch Eintrôpfeln von Antimonpenfachlond 
in wässrige Phosphorsäure dargestellt, giebt mit einigen Alkaloiden noch bei sehr grosser, mit 
anderen nur bei mässiger Verdünnung weisse, flockige Niederschläge. (J. SCHULZE, Ann. 109; 
pag. 177.) Kaliumquecksilberjodid giebt mit den salzsauren oder schwefelsauren Salzen 
der meisten Alkaloide weisse oder gelbliche, theils amorphe, theils krystallinische oder allmählich 
krystallinisch werdende Niederschläge. Das Reagens wurde zuerst v. PLANTA angewandt, von 
MAYER (Viertelj. f. Pharm. 13, pag. 43) und von BAUER (Arch. Pharm. (3) 5, pag. 214, 289) 
    
  
    
   
   
   
   
    
       
     
   
   
  
   
   
  
  
  
  
     
   
   
   
  
  
   
   
    
    
   
   
    
   
    
   
     
     
   
   
    
  
   
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2, pag. 70. 
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