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Alkaloide. 351
Gewinnung (4, 8, 18—28). Von den zahlreichen vorgeschlagenen Darstellungsmethoden
empfiehlt sich. die von MoHR angegebene, welche sich auf die Lóslichkeit des Morphins in Kalk-
wasser gründet, namentlich dadurch, dass sie von vornherein die Beimengung der meisten andern
Opiumbasen ausschliesst: Das zerschnittene Opium wird dreimal mit etwa der dreifachen Menge
heissem Wasser ausgezogen, die abgepresste Flüssigkeit auf die Hälfte eingedampft und in eine
aus } Thl. Kalk und 8 Thln. Wasser bereitete siedende Kalkmilch eingetragen. Nachdem kurze
Zeit gekocht ist, wird colirt, der Rückstand noch zweimal mit Wasser ausgekocht, die Flüssigkeit
auf das doppelte Gewicht des angewandten Opiums eingedampft, filtrirt, darauf noch heiss mit
Salmiak (4 vom Gewicht des Opiums) versetzt und im Sieden erhalten, so lange noch Ammoniak
entweicht. Das nach längerer Zeit in braunen, kórnigen Massen ausgeschiedene Morphin lóst
man in Salzsäure, reinigt das salzsaure Morphin durch Umkrystallisiren und eventuell durch Be-
handlung mit Thierkohle, zersetzt es durch Ammoniak und krystallisirt das Morphin aus Alkohol
(26). Mann kann auch die Reinigung des rohen Morphins durch Lösen in kalter Kalilauge,
Entfärbung dieser Lösung mit Thierkohle und Fällung mit Salmiak bewirken (27). Nach
DE VRY (29) wird nicht aus jedem Opium der ganze Morphingehalt durch reines Wasser aus-
gezogen, so dass in manchen Fällen die vielfach vorgeschlagene Extraction mit verdünnten
Säuren vorzuziehen ist. Hierbei wird auch das Narcotin in Lösung gebracht, welches bei der
Behandlung mit reinem Wasser wesentlich im Rückstand bleibt. Dasselbe kann indess mit Be-
nutzung seiner Unlöslichkeit in Kalilauge von dem Morphin leicht getrennt werden. Nach der
Methode von GREGORY (24), welche sich namentlich empfiehlt, wenn auch die Gewinnung der
übrigen bekannteren Opiumalkaloide beabsichtigt wird, zieht man das Opium wiederholt mit
lauwarmem Wasser aus, verdampft die Auszüge unter Zusatz von gepulvertem Marmor zur Syrups-
consistenz, fügt überschüssiges Chlorcalcium hinzu und kocht einige Minuten lang. Die Flüssig-
keit wird darauf mit«Wasser verdünnt, vom ausgeschiedenen Harz abfiltrirt, nochmals mit etwas
Marmor eingedampft, von dem sich absetzenden meconsauren Calcium getrennt und zum Syrup
eingeengt. Dieser erstarrt nach einiger Zeit zu einem Brei von Krystallen, welche durch Aus-
pressen von der schwarzen Mutterlauge möglichst befreit und unter Zusatz von Thierkohle aus
wenig Wasser umkrystallisirt werden. Sie sind ein Gemenge von salzsaurem Morphin und
Codein. Ammoniak fällt aus ihrer Lösung nur das Morphin. Aus dem eingedampften Filtrat
scheidet man durch Kochen mit Kalilauge das Codein ab. Die schwarze, dickliche Mutterlauge
von dem salzsauren Morphin und Codein kann man nach dem folgenden, von ANDERSON (30)
angegebenen Verfehren auf Narcotin, Papaverin, Thebain und Narcein und das indifferente, stick-
stofffreie Meconin verarbeiten: Sie wird mit Wasser verdünnt, mit Ammoniak vollstündig aus-
gefült; der wiederholt mit Wasser angefeuchtete und stark ausgepresste Niederschlag, aus
Narcotin, Thebain und einem Theil des Papaverins bestehend, wird mit Weingeist ausgekocht.
Beim Erkalten krystallisirt Narcotin mit etwas Papaverin. Man wüscht das Gemenge mit wenig
kaltem Weingeist, rührt es mit concentrirter Kalilauge an, wäscht mit Wasser und krystallisirt
das Narcotin wiederholt aus Weingeist, wobei das Papaverin in den Mutterlaugen bleibt. Aus
dem Verdampfungsrückstand der letzteren wird durch verdünnte Essigsäure nur das Papaverin
aufgenommen, während der Rest des Narcotins ungelöst bleibt. Man fällt das Papaverin durch
Ammoniak und krystallisirt es aus heissem Weingeist — Die weingeistige Mutterlauge von der
ursprünglichen Krystallisation des Narcotins und Papaverins enthält vorwiegend Thebain mit
Papaverin. Ihr Verdunstungsrückstand wird in heisser, verdünnter Essigsäure aufgenommen und
die essigsaure Lösung mit basisch essigsaurem Blei gefällt. Der Niederschlag enthält ausser
harzigen Substanzen etwas Narcotin und die Hauptmenge des Papaverins. Man digerirt ihn mit
Alkohol, verdampft den Auszug, behandelt den Rückstand mit Salzsäure und gewinnt aus der
Lösung Krystalle des in Salzsäure schwer löslichen salzsauren Papaverins, aus welchen die
Base durch Fällen mit Ammoniak und Krystallisiren aus Weingeist rein erhalten wird. — Die
mit Bleiessig ausgefällte Flüssigkeit wird durch Schwefelsäure von Blei befreit, durch Ammoniak
das Thebain gefällt und durch Krystallisiren aus Alkohol unter Zusatz von Thierkohle ge-
reinigt.
Das Filtrat von der ursprünglichen Ammoniakfällung der schwarzen Morphinmutterlauge
enthält ausser Meconin und etwas Papaverin hauptsächlich Narcein. Man fällt mit neutralem
essigsauren Blei aus, entbleit das Filtrat mit Schwefelsäure, übersättigt mit Ammoniak und ver-
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