Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

386 Handwörterbuch der Chemie. 
Die frische oder getrocknete Wurzel wird mit schwefelsäurehaltigem Wasser ausgezogen, der 
Auszug mit Ammoniak gefällt, der gewaschene und ausgepresste Niederschlag in schwefelsäure- 
haltigem Weingeist gelóst, nach Zusatz von Wasser der Alkohol abdestillirt und der Rückstand 
wieder durch Ammoniak gefällt, Aus dem getrockneten und zerriebenen Niederschlag zieht man 
mittelst Aether das Chelerythrin aus, löst ihn dann in möglichst wenig schwefelsüurehaltigem 
Wasser und versetzt mit dem doppelten Volumen concentrirter Salzsäure. Das allmählich als 
körnig krystallinischer Niederschlag ausgeschiedene salzsaure Chelidonin zersetzt man durch Am- 
moniak und reinigt es durch wiederholtes Fällen mittelst concentrirter Salzsäure aus schwefel- 
saurer Lösung und schliessliches Umkrystallisiren aus siedendem Weingeist (217). 
Eigenschaften. Kleine, farblose, glasglänzende Tafeln, 1 Mol. Wasser enthaltend, 
welches bei 100° entweicht. Schmp. 130° (220). Unlöslich in Wasser, in Weingeist und nament- 
lich in Aether nur mässig leicht löslich, leichter in fetten und ätherischen Oelen (218, 219). Mit 
Wasserdämpfen flüchtig (218). Geschmack bitter, dann kratzend. Reaction alkalisch. Nicht giftig. 
Reactionen. Aus den Salzlösungen fällen Alkalien das Chelidonin als käsigen, allmäh- 
lich krystallinisch werdenden Niederschlag. Die Lösung des essigsauren Salzes wird durch Blei- 
essig und durch Gerbsäure weiss, durch Jodtinctur kermesfarbig, durch chromsaures Kalium gelb, 
durch Goldchlorid dunkelrothgelb gefällt. Mit salpetersáurehaltiger concentrirter Schwefelsäure 
färbt das Chelidonin sich grün, bei 150° olivengrün, daranf nach dem Erkalten mit Salpetersäure 
dunkelbraun (222). Wird das Alkaloid in Zuckerlösung vertheilt und langsam concentrirte 
Schwefelsäure zugesetzt, so tritt eine rothviolette bis blauviolette Fürbung ein (223). 
Die Salze (217) sind meistens gut krystallisirbar. Sie reagiren sauer, 
Chelerythrin (Sanguinarin) Neben Chelidonin in Chelidonium majus L., neben Glaucopikrin 
in der Wurzel von G/aucium lIuteum SCOP. sowie neben Pucein und Sanguinarin-Pophyroxin in 
der Wurzel von Sanguinaria canadensis L. vorkommend. DANA (224) fand das Alkaloid 1829 
in der letzteren Wurzel und nannte es Sanguinarin. PROBST gewann es aus Chelidonium (217), und 
aus Glaucium (225). Ex bezeichnete es als Chelerythrin und erkannte die spüter von ScHIEL (226), 
bestätigte Identität mit dem Sanguinarin. Auch das »Pyrrhopin« von PoLEX (219) (aus Cheli- 
donium) war wesentlich Chelerythrin. SCHIEL analysirte sowohl die aus CAe/idomium, wie die aus 
Sanguinaria isolirte Base und stellte die Formel C,,H,, NO, auf, die LIMPRICHT in C, 4H, NO, 
abänderte. 
Darstellung (224, 217, 225—227). Aus der Wurzel von Chelidonium oder Sanguinaria 
erhàlt man das Chelerythrin durch Ausziehen mit stark schwefelsüurehaltigem Wasser, Füllen mit 
Ammoniak, Lösen des Niederschlags in Aether, Behandeln mit 'Thierkohle und Zusatz einer 
Lösung von Schwefelsäure in Aether, Das ausfallende schwefelsaure Salz wird durch Ammoniak 
zerlegt und die Base aus Weingeist krystallisirt (227). 
Eigenschaften. Farblose, zu Sternchen oder Warzen vereinigte, feine Nadeln, die beim 
Trocknen undurchsichtig werden. Unlöslich in Wasser, leicht löslich in Weingeist, Aether, fetten 
und ätherischen Oelen. Bei 65? erweicht es harzartig. Der Staub erregt heftiges Niesen. Giftig. 
Im festen Zustand geschmacklos, die weingeistige Lósung stark bitter. 
Reactionen. Verdünnte Säuren oder Säuredämpfe färben orangeroth. In den Salz- 
lösungen erzeugen Alkalien einen käsigen Niederschlag, Gerbsäure eine gelbrothe Fäliung. 
. Die Salze sind roth gefärbt. Salzsaures Ch. scheidet sich beim Verdunsten seiner al- 
koholischen Lösung krystallinisch aus. Unlöslich in Aether und in concentrirter Salzsäure. 
Schwefelsaures Ch. ist leicht löslich in Wasser und Weingeist, schwierig krystallisirbar. 
Das phosphorsaure Salz krystallisirt leichter. 
Essigsaures Ch. Leicht löslich. Es wird beim Eindampfen nicht zersetzt. 
Puccin. Diesen Namen hat GIBB (228) einem 1856 von WAYNE (229) in der Wurzel von 
Sanguinaria canadensis L. aufgefundenen zweiten Alkaloid beigelegt. Das Puccin lässt sich aus 
der ätherischen Flüssigkeit gewinnen, aus welcher das Chelerythrin (s. d.) durch Schwefelsäure 
ausgeschieden wurde. Es ist ein in Wasser unlósliches, in Weingeist und Aether lósliches blass- 
rothes Pulver. Das salzsaure Salz krystallisirt in hellrothen Nadeln, das seh wefelsaure in 
rothen Warzen. 
Sanguinaria-Porphyroxin. Ein weiteres, wenig untersuchtes Alkaloid der .Sazguizaria- 
  
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