418 Handwörterbuch der Chemie.
Platindoppelsalz, C,,H,,N,O,'2H CI-PtCI, + H, 0. Wohlausgebildete, in Wasser
und verdünntem Weingeist lösliche Krystalle.
Golddoppelsalz, C,H, (N,0, 2HCl 2 AuCl,, federartig vereinigte Nadeln, schwer lós-
lich in Wasser, sehr leicht in Alkohol.
Das Lupinin ist eine tertiire Aminbase. Mit Aethyljodid erhitzt bildet es das
Aethyl-Lupininammoniumjodid, C,,H, oN,0,°2C,H, J (11), we'ches in hexagonalen
Blättchen krystallisirt, durch Kalilauge nicht zersetzt wird und bei der Behandlung mit Silber-
oxyd die freie Ammoniumbase liefert. Das salzsaure Salz derselben bildet weisse, perlmutter-
glänzende Blättchen und giebt mit Platinchlorid und Goldchlorid krystallisirbare Doppelsalze.
Durch Erhitzen mit rauchender Salzsäure auf 200° wird aus dem Lupinin kein Methyl abge-
spalten, das Lupinin aber in Anhydrolupinin, C,,H4,N4,O, und Dianhydrolupinin,
C, H44,N,, (Ber. 1882, pag. 2745) überge:ihrt (12). Das Anhydrolupinin bildet sich auch
beim Erhitzen des Lupinins mit Phosphorstureanhydrid auf etwa 1909 (r3). Es bildet ein aus
Wasser in schönen, rothen, quadratischen Tafeln krystallisirendes Platindoppelsalz. Natrium
löst sich ir. geschmolzenem Lupinin un:er Wasserstoffentwicklung aut. Die entstehende Verbindung
wird durch Wasser in Lupinin und Natriumhydroxyd zersetzt (13).
Erythrophlein (18). Aus der Rinde von Erythrophlaeum guineense, welche in Senegambien
für Gottesurtheile und zum Vergiften der Pfeilc benutzt wird, isolirten GArLois und HARDY 1876
dieses Alkaloid, indem sie die Rinde mit salzsáurehaltigem Alkohol extrahirten, den Verdampfungs-
rückstand des Auszugs in Wasser aufnahmen und nach dem Uebersüttigen mit Ammoniak das
Alkaloid durch Essigäther ausschüttelten. Farblos, krystallinisch, schwer löslich in Aether und
Chloroform, leicht in Weingeist und Essigüther. Das salzsaure Salz und das Platindoppelsalz
sind krystallisirbar. Mit Schwefelsáure und übermangansaurem Kalium fürbt sich das Erythrophlein
violett. In Rinde, Früchten und Blättern von Z. coumenge ist dasselbe, oder ein ähnliches Alka-
loid enthalten.
Plysostigmin (Eserin). Von JOBST Hrsse (19) 1864 in den Calabarbohnen, den Samen
des in Ober-Guinea wachsenden P”ysostigma venenosum BALE entdeckt. Es ist nur in den Co-
tyledonen enthalten. Eine mehr cylinderfórmige Art der Calabarbohne, welche von Mueumna
cylindrosperma NELWITSCH (nach Holmes Physostigma cylindrospermum) abstamrat, scheint dasselbe
Alkaloid noch reichlicher zu enthalten (20).
Die Zusammensetzung entspricht nach Hesse (21) der Formel C oH, N40.
Darstellung (21—23). Das frisch bereitete weingeistige Extract der Calabarbohnen wird
mit überschüssiger Sodalósung vermischt und mit Aether ausgeschüttelt, die ätherische Lösung
mit sehr verdünnter Schwefelsäure behandelt, die wässrige Flüssigkeit mit doppelt kohlensaurem
Natrium übersättigt und wieder mit Aether ausgeschüitclt, welcher dann, wenigstens nach mehr-
maliger Wiederholung der letzteren Operation, beim Verdunsten das reine Alkaloid hinterlässt (21).
Eigenschaften. Fast farbloser, Schliesslich zu einer spröden Masse eintrocknender Firniss.
Die Masse erweicht schon bei 40° und ist bei 45° ganz flüssig. Leicht löslich in Alkohol,
Aether, Benzol und Chloroform, weniger leicht in kaltem Wasser. Linksdrehend (28). Ge-
Reaction stark alkalisch. VEE (24) macht die von keiner Seite bestätigte Angabe,
(von ihm Eserin genannt) sich in farblosen, bei 69° schmelzenden,
schmacklos.
dass das Physostigmin
rhombischen Blättchen krystallisirt erhalten lasse. Husse (25) hilt die beobachteten Krystalle
für alkaloidhaltiges Physosterin.
Reactionen. Concentrirte Salpetersiure lóst mit gelber, concentrirte Schwefelsäure eben-
falls mit gelber, aber bald in Olivengrün übergehender Farbe. Die Lösung des salzsauren Salzes
röthlich weisse, flockige Fällung, mit Quecksilberchlorid bei nicht zu
giebt mit Gerbsäure eine
röthlich weissen, in Salzsäure leicht löslichen Niederschlag, mit Gold-
grosser Verdünnung einen
chlorid einen bläulichen Niederschlag, der bald Gold ausscheidet. Platinchlorid fällt nicht.
Phosphorwolframsäure fällt saure Physostigminlösungen rein weiss. Chlorkalklósung fürbt zu-
nüchst intensiv roth, weiterer Zusatz wirkt wieder bleichend. Neutralisirt man die Base mit ver-
dünnter Schwefelsäure, setzt überschüssiges Ammoniak hinzu und erwürmt auf dem Wasserbade,
so fürbt sich die Flüssigkeit successive roth, rothgelb, grün und schliesslich blau. Beim Ab-
dampfen bleibt ein prachtvoll blauer, krystallisirbarer Farbstoff zurück (26), Für die Erkennung
kleiner Mengen Physostigmins kann die Verkleinerung der Pupille benutzt werden,
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