Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

420 Handwörterbuch der Chemie. 
Ueber ihre chemische Natur ist fast nichts bekannt. Eine besondre Beachtung verlangen sie 
wegen der Möglichkeit einer Verwechslung mit giftigen Pflanzenalkaloiden, wenn solche bei ge- 
Analysen in verwesten Leichentheilen aufzusuchen sind. Zum ersten Male wurde eine 
Fäulniss in Leichentheilen entstandene Base 1865 von MARQUARDT Wahr- 
genommen (1). Er beschrieb sie als eine dem Coniin ähnliche Flüssigkeit. HAGER (1) hielt 
s nach den von ihm beobachteten Eigenschaften für wahrscheinlich, dass sie ein Gemisch von 
in sei und sich durch weitere Fäulniss aus Leucin gebildet habe. (Aus 
richtlichen 
derartige durch 
e 
Amylamin und Caprylam 
Theilen einer zwei Monate lang beerdigt gewesenen Leiche, die massenhaft Leucin enthielten, 
wurde eine flüchtige Base abgeschieden, die sich durch die Carbylaminprobe als ein primáres 
Amin auswies und in der That nach allen ihren Eigenschaften für Amylamin gehalten werden 
musste. O. JACOBSEN). 
Eine krystallisirbare Base wurde zuerst von ZÜLZER u. SONNENSCHEIN (2) aus putriden 
Sie ühnelte in ihren äusseren Eigenschaften, sowie durch ihre mydriatische 
Flüssigkeiten isolirt. 
von vielen Seiten Leichenalkaloide 
Wirkung dem Atropin und Hyoscyamin. Seitdem sind 
beobachtet worden. SELMI (3) beschrieb zunächst eine Substanz, welche die allgemeinen Alkaloid- 
reactionen zeigte, stark reducirend wirkte und sich beim Erwärmen mit Schwefelsäure violettroth 
SCHWANERT (4) isolirte aus gefaulten menschlichen Leichentheilen eine flüchtige, flüssige 
färbte. 
leren schmutzig gelbem Platindoppelsalz 
Base, deren Geruch an Propylamin ernnerte und in c 
(Für dasjenige des Amylamins berechnen sich 33,69). . Ein 
tiges und nicht giftiges Alkaloid aus faulen Leichentheilen 
Dasselbe wurde nicht nur aus alkalischer, sondern 
Vergl. (11) RORsCH u. FASSBENDER (5) er- 
31,35% Platin gefunden wurde. 
dem Coniin ähnliches, aber nicht flüch 
wurde von LIEBERMANN (8) beschrieben. 
auch aus saurer Lösung von Aether aufgenommen, 
hielten bei einer gerichtlichen Untersuchung eine nicht krystallisirbare, alkaloidartige Substanz, 
die auch aus saurer Lósung durch Aether aufgenommen wurde, und welche sie für einen nor- 
malen Bestandtheil der Leber hielten. Sie fanden dieselbe auch in frischer Ochsenleber. 
GUNNING (5) gewann ebenfalls eine derartige Substanz aus gesunder, gekochter Leber. Auch 
SELMI (3) erhielt sein oben erwühntes Alkaloid nicht nur aus gefaulten, sondern in geringerer 
Menge auch aus frischen Eingeweiden. 
Diese Angaben, dass gewisse organische Basen nicht erst durcl 
in den frischen Leichentheilen enthalten seien, erinnern 
h die Fáulniss entstehen, 
sondern bereits als normale Bestandtheile 
an die schon 1866 von BENCE JONES u. DuPnÉ gemachte Beobachtung, wonach in allen Organen, 
Geweben und Flüssigkeiten des menschlichen und fhierischen Kórpers eine alkaloidartige Sub- 
»animalisches Chinoidin« enthalten sein soll, deren saure Lösungen eine stazke blaue 
Fluorescenz zeigen (6, 7). Dem gegenüber ist allerdings darauf hinzuweisen, dass bei sehr 
zahlreichen Untersuchungen frischer Leichentheile auf Alkaloide durchaus keine solche basische 
Dass durch Fäulniss von Eiweissst.ffen (Eieralbumin) alkaloid- 
wurde von SELMI (9, 10) durch besondere Versuche festgestellt. 
nach den Bedingungen, unter welchen die Fäulniss des 
stanz, 
Substanzen gefunden wurden. 
artige Körper entstehen können, 
Sie erwiesen sich als verschieden je 
Aus einem im lebenden menschlichen Organismus entstandenen eitrigen 
Albumins stattfand. 
Nach SELMI (13, 14), der sich mit der Unter- 
Abscess isolirte Spica (12) vier giftige Basen. 
suchung der Leichenalkaloide besonders eingehend beschiftigt hat, wirken einige derselben auf 
5) RORSCH u. FASSBENDER, Ber. 1874, pag. 1064. 6) BENCE JONES u. DUPRE, 
Proc. Roy. Soc. 15, pag. 73. 7) Duprg, Ber. 1874, pag. 1491. 8) LIEBERMANN, Ber. 1876, 
pag. 151. 9) SELMI, Ber. 1880, pag. 206. 10) Ders., Ber. 1881, pag. 2254. 11) v. GELDER, 
Arch. Pharm. 214, pag. 331. 12) SPICA, Gazz. chim. Ital. 10, pag. 492. 13) SELMI, Monit. 
scientif. (3) 8, pag. 499. 14) Ders., Sulle ptomaine. Bologna 1878. 15) SOLDAINI, Ber. 1882, 
16) SELMI, Gazz. chim. Ital. 9, pag. 35. 17) Ders., Ber. 1876, pag. 196. 18) FI- 
19) HUSEMANN, Arch. Pharm. 216, pag. 169; 217, pag. 327; 
Gazz. 
pag. 1332. 
pag. 542. 
woccHI, Ber. 1881, pag. 2602. 
219, pag. 415. 20) BROUARDEL U. Bourmy, Compt. rend. 92, pag. 1056. 21) SPICA, 
chim. Ital. 11, pag. 486. 22) MORIGGIA, Ebend. 1876, pag. 319. 23) LOMBROSO, Compt. 
1041. 24) BRUGNATELLI u. ZENONI, Gazz. chim. Ital. 1876, pag. 240. 25) SELMI, 
rend. 81, pag. 
26) Ders, Ber. 1881, pag. 119. 27) Ders., Ber. 1880, pag. 2440. 
Ber. 1878, pag. 1838. 
28) Ders., Arch. Pharm. 219, pag. 276. 
      
   
   
  
   
   
  
  
   
  
    
  
   
   
  
   
  
  
  
    
   
   
  
   
   
   
    
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
    
   
  
  
   
   
   
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