Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

Handwörterbuch der Chemie. 
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Anilin fällt, Zink, Thonerde, und FEisensalze. Es wird durch Kali und 
Natron aus seinen Salzen abgeschieden. Von Ammoniak wird es in der Kälte 
gefällt, während es in der Wärme Ammoniak austreibt. 
Erkennung des Anilins. Mit Chlorkalklösung entsteht eine violette, mit bi- 
chromsaurem Kali in der Lösung in conc. Schwefelsäure eine bald verschwindende 
blaue Färbung. Wird eine verdünnte Lösung eines Anilinsalzes mit Chlorkalk (20), 
dann mit einigen Tropfen sehr verdünnten Schwefelammoniums versetzt, so ent- 
steht eine rosenrothe Färbung. 1 Thl. Anilin in 250,000 Thlen. Wasser gelöst, 
wird auf diese Weise erkannt. Andere Erkennungs- und Unterscheidungsmittel 
von áhnlichen Basen z. B. Naphtylamin sind von LuPrON angegeben worden. 
Umwandlungen. Wird Anilin durch ein rothglühendes Rohr geleitet, 
so finden sich unter den Zersetzungsprodukten, Ammoniak, Blausüure, Benzol 
und Benzonitrl. Chlor verwandelt trocknes Anilin in eine theerartige Masse; 
aus mit Wasser gemischtem entsteht wesentlich Trichloranilin und Trichlorphenol. 
Brom bildet Mono, Di- und Tribromanilin. Jod erzeugt bauptsáchlich jodwasser- 
stoffsaures Jodanilin. Chlorjod führt Anilin (in essigsaurer Lósung) in der Kälte 
in Jodsubstitutionsprodukte über, bei 350? wird Salzsäure, Stickstoff und Hexa- 
chlorbenzol gebildet. Durch chlorsaures Kali und Salzsüure entsteht Chloranil 
und Trichlorphenol. Cyan vereinigt sich mit Anilin zu Cyananilin; Chlorcyan 
bildet Diphenylguanidin, und in ätherischer Lósung Cyananilin. Oxydationsmittel 
verhalten sich verschieden. Mit Chromsáure tritt Entzündung ein; wásserige Chrom- 
säure oder chromsaures Kali und Schwefelsáure liefern Farbstoffe oder Chinon. 
Uebermangansaures Kali giebt in alkoholischer Lósung Ammoniak, Azobenzol und 
Oxalsäure (202); Chlorkalk oxydirt in Chloroform gelóstes Anilin zu Azobenzol. 
Auf der Behandlung von Toluidin haltigem Anilin mit den verschiedenartigsten 
Oxydationsmitteln beruht die Darstellung einer Reihe von Anilinfarben. Schwefel 
löst sich in siedendem Anilin unter Bildung geschwefelter Kórper, deren Haupt- 
produkt Thioanilin. Concentrirte Schwefelsäure bildet wesentlich p. Amido- 
benzolsulfosäure; Sulfurylchlorid Trichloranilin. Salpetrige Säure führt die wässerige 
Lösung eines Anilinsalzes beim Erwärmen in Phenol, in der Kälte in ein Salz 
des Diazobenzols über; in ätherischer Lösung entsteht aus freiem Anilin Diazoamido- 
benzol. Kalium bildet beim Erhitzen Anilinkalium. Mit Halogenderivaten 
einwerthiger Alkoholradikale vereinigt sich Anilin zu Salzen von secundären und 
tertiären Aminen und Ammoniumbasen.  Dieselben Basen entstehen durch 
Erhitzen von salzsaurem Anilin mit Alkoholen im geschlossenen Rohr. Ana- 
loge Produkte liefern die Halogenderivate zweiatomiger Alkohoiradikale und 
Aldehyde, während durch Einwirkung von Chloroform und Chlorkohlenstoff, 
ausser Farbstoff, der Klasse der Amidine resp. Guanidine angehónge Derivate ent- 
stehen. Durch Einwirkung von Sàáurechloriden, Sáüureáthern oder Anhydriden 
werden Abkómmlinge des Anilins gebildet, in welchen ein Amidwasserstoff durch 
ein Sáureradikal ersetzt ist, sog. Anilide. Zu diesen gehóren auch die durch 
Schwefelkohlenstoff, Cyansáure und Cyanursáure entstehenden Derivate des ge- 
wóhnlichen und geschwefelten Harstoffes. 
Wirkt ein Sáurechlorid bei Gegenwart von Phosphortrichlorid auf Anilin ein 
oder erhitzt man letzteres mit 'TThioamiden, so entstehen Amidine. 
Die Salze des Anilins sind fast sämmtlich krystallinisch, löslich in Wasser 
und Alkohol, unlöslich in Aether. Sie sind meist farblos, und röthen sich an 
der Luft. Ihre Lösungen färben bei Gegenwart von Salzsäure Fichtenholz und 
Hollundermark tief gelb. Viele Salze gehen beim Erhitzen unter Wasserverlust 
    
    
   
     
     
   
    
    
    
     
   
  
  
  
  
     
  
      
     
    
    
   
  
  
  
    
   
    
    
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