Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 2. Band)

  
262 Handwörterbuch der Chemie. 
säure unter Abspaltung von Kohlensäure und Bromwasserstoff in Dibromacryl- 
säure über (93). 
Amidobernsteinsäure (Asparaginsäure, Asparagsäure, Asparamin- 
säure, Aspartsäure), C,H,(NH,)(COOH),, wurde von PLIsson (94) entdeckt; 
nachdem von LIEBIG (107, 107a) ihre Zusammensetzung ermittelt und als zwei. 
basische Sáure erkannt worden war, wurde von KOLBE (108) ihre chemische Con- 
stitution vollständig aufgeklärt. Sie bildet sich beim Zersetzen von Asparagin mit 
Sáuren oder Basen, beim Kochen von Proteinstoffen (Casein, Eiweiss, Horn etc.) 
mit Schwefelsäure (95) und beim Behandeln solcher Körper mit Brom oder Zinn- 
chlorür und Salzsäure (96). 
Der mit Kalk behandelte Saft der Runkelrübe und namentlich die Melasse enthält eine 
nicht unbeträchtliche Menge von (durch Zersetzung des Asparagins gebildeter) Asparaginsäure. 
Um sie daraus zu gewinnen, versetzt man die mässig verdünnte Lösung mit Bleiessig, filtrirt 
nnd fällt aus dem Filtrat die Asparaginsäure mit salpeters. Quecksilberoxydul. Das Quecksilber- 
salz wird nach dem Auswaschen mit Schwefelwasserstoff zersetzt, das Filtrat zum Syrup ver- 
dampft und die auskrystallisirende Süure durch Ausziehen mit mássig starkem Alkohol und Um- 
krystallisiren aus Alkohol gereinigt (97). — Das Asparagin zersetzt man zweckmässig zur Dar- 
stellung der Asparaginsäure durch dreistündiges Kochen mit überschüssiger Salzsäure. Man 
verdunstet, löst die zurückbleibende salzsaure Asparaginsäure in Wasser, neutralisirt zur Hälfte 
mit Ammoniak und lässt krystallisiren (98). 
DESSAIGNES (99) hat Amidobernsteinsäure künstlich dargestellt durch Be- 
handeln des beim Erhitzen von saurem äpfelsaurem, saurem maleinsaurem oder 
saurem fumarsaurem Ammoniak (s. dieses Bd. IL, pag. 38) entstehenden Pro- 
duktes mit Salzsäure oder Salpetersäure. Während jedoch die nach den oben 
angegebenen Methoden dargestellte Asparaginsüure und deren Salze optisch activ 
sind, ist diese künstliche sowohl in freiem Zustand, wie auch in Form ihrer Salze 
optisch inactiv. Auch in der Lóslichkeit, sowie in der Krystallform ihrer Salze 
unterscheiden sich die beiden Sáuren von einander. Die active Süure wird in 
die inactive übergeführt, wenn man actives asparaginsaures Ammoniak auf 900? 
erhitzt oder activen asparaginsauren Baryt mit áthylschwefelsaurem Kali erhitzt 
und die entstehenden Produkte mit Salzsäure oder Salpetersäure kocht. 
Optisch active Asparaginsäure krystallisirt in undeutlichen Formen des 
rhombischen Systems. Die Krystalle haben das Aussehen rectangulärer, an den 
Ecken abgestumpfter Blättchen (100). Spec. Gew. 1:6613, bez. auf Wasser von 
12:5". 1 Thl. Sdure 16st sich bei 0? in 376:3, bei 100? in 18:6 Thln. Wasser (101). 
In absolutem Alkohol ist sie unlöslich. Optische Eigenschaften (151). Bei der 
Einwirkung salpetriger Säure liefert sie Aepfelsäure (s. Bd. L, pag. 32), beim Be- 
handeln mit Jodmethyl und alkoholischem Kali Fumarsáure (152). 
Als Amidosáüure verbindet sich die Asparaginsüure sowohl mit Süuren als auch mit Basen. 
Salzsaure Asparaginsäure, C,H,(NH, (COOH),'HCl. Rhombische, an der Luft zer- 
fliessliche Prismen. Wird beim Lósen in Wasser theilweise unter Abscheidung von  Aspara- 
ginsäure zersetzt (98, 100). 
Schwefelsaure Asparaginsäure, C,H;(NH,)(COOH), H,SO,. Grosse, zusammen- 
gewachsene Prismen. 
Saures asparaginsaures Natrium, C,H,(NH,)COOH-COONa + H,O. Rhombische 
Prismen. 100 Thle. Wasser lôsen bei 12-29 89-194 Thle. des Salzes. 
Neutrale Alkalisalze sind nicht bekannt. 
Asparaginsaures Baryum, C,H;,(NH,)(COO),Ba +- 3H,0, krystallisirt in Prismen 
und entsteht beim Lösen der Säure in heissem Barytwasser. Kohlensäure zersetzt es unter 
Bildung des sauren Salzes, (C,H,(NH,)COOHCO 0),Ba + 4H,O, welches in feinen Nadeln 
krystallisirt und beim Behandeln der Sdure mit kohlensaurem Baryt direkt erhalten wird. 
      
   
   
   
   
  
  
   
    
  
   
    
   
  
  
  
   
    
    
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
     
  
    
    
   
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