Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 2. Band)

   
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Aromatische Säuren. 21 
Benzolrestes durch dieselben Atome und Atomgruppen ersetzt werden, wie in 
dem Benzol und seinen Homologen. 
Es existiren also Chlor-, Brom-, Jod-, Nitroderivate, die zu den entsprechend 
substituirten Kohlenwasserstoffen in derselben Beziehung stehen, wie die nicht 
substituirten Sáuren zu den Kohlenwasserstoffen: 
C,H,CH,  Toluol, C,H,.CO,H  Benzoésàure. 
CH T a Monochlortoluol, | C,H, e H Monochlorbenzoësäure. 
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Dem entsprechend entstehen sie durch Oxydation der substituirten Kohlen- 
wasserstoffe, wie die nicht substituirten Säuren aus den Kohlenwasserstoffen. 
Einen zweiten Weg zu ihrer Gewinnung bietet die direkte Einwirkung der 
Halogene resp. der Salpetersäure auf die fertigen aromatischen Säuren. 
Chlor und Brom wirken übrigens viel weniger energisch auf die Sáuren ein, 
als auf die entsprechenden Kohlenwasserstoffe oder führen unter gleichen Be- 
dingungen zu weniger hoch substituirten Produkten. Jodsubstitutionsprodukte 
erhält man überhaupt nicht auf direktem Wege. Die Nitrirung findet durch 
rauchende Salpetersäure in der Kälte oder durch gewöhnliche Salpetersäure in 
der Hitze meistens sehr leicht statt. 
Die Substitutionsprodukte, welche man auf dem zweiten Wege erreicht, sind 
nicht immer identisch, sondern häufig nur isomer mit den nach der ersten 
Methode dargestellten, d.h. die Halogene und die Nitrogruppe treten bei direkter 
Substituirung oft in eine andere Stellung zu dem Carboxyl, als bei Substituirung 
in die Kohlenwasserstoffe zu der betreffenden Seitenkette. Während z. B. bei 
der substituirenden Einwirkung auf Kohlenwasserstoffe mit einer Seitenkette vor- 
wiegend Paraderivate und nebenher Orthoderivate entstehen, gelangen Chlor, 
Brom und die Nitrogruppe beim Eintritt in die fertige Benzoésáure wesentlich in 
die Metastellung zum Carboxyl. Enthält indess die aromatische Säure ausser der 
Carboxylgruppe noch Alkyl-Seitenketten, so kann, wie z. B. bei der Metatoluyl- 
säure, die Stellung der eintretenden Substituenten auch durch diese Alkylgruppen, 
anstatt durch die Carboxylgruppe bestimmt. werden. 
Beim Nitriren einer aromatischen Säure, die eine lüngere saure Seitenkette 
enthält, tritt die Nitrogruppe in die Para- und Orthostellung zu dieser, doch kann 
auch hier das Vorhandensein anderweitiger Seitenketten das Resultat abändern. 
Durch Einwirkung von nascirendem Wasserstoff werden aus den halogen- 
substituirten Säuren die Säuren selbst regenerirt, aus den Nitrosäuren die betr. 
Amidosäuren gebildet: 
NO; aq NH 
CH, S COH + 3H, = C,H, CO.H + 2H,0 
Nitrobenzoésáure Amidobenzoësäure. 
Die letztere Reaction entspricht der Ueberführung der nitrirten Benzolkohlen- 
wasserstoffe in die Aniline. Wie aus diesen Anilinen werden auch aus den 
amidirten Säuren durch salpetrige Säure Diazoverbindungen resp. Diazoamido- 
verbindungen erzeugt: 
* — NH,: NO,H ^ —N:N:NO, t^ 
CoH, COH NOH = CoH, = CO, H 2 -- 23.0 
Salpeters. Amidobenzoësäure Salpeters. Diazobenzoësäure. 
NH, + — N:N-NH-C,H, -CO,H 
2C,H, C COH + NO,H = C:H, { CO,H 5 74 M 2H;Q 
Amidobenzoësäure Diazoamidobenzoësäure. 
Die Analogie erstreckt sich auch auf die Bildung von Azoxy-, Azo- und 
    
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
    
    
  
    
   
    
   
  
  
  
   
  
    
    
  
  
    
  
  
  
   
  
  
     
	        
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