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Chemie. 519
Vertreter seines Fachs, sondern auch seinen Vorgüngern eine solche Art des
Syncretismus war, ersieht man aus den umfangreichen Fragmenten seines Buches
Imuth über die Cheirokmeta, welche z. B. in der gothaer Handschrift, Ch.
n. 249b, Fol r38v (einschliessend ein Fragment aus dem Agatharchides) bis
166r und rgsr ff. (ausser andern Stellen) unzweifelhaft erhalten sind. -
Das Buch umfasste ein Alphabet Abhandlungen in Briefen an Theosebeia; doch mögen
einige an andere Personen (Lazaros?) gerichtet sein. In der Vorrede des Omega, Fol. 195 f£,
welches über den chemischen Kamin und Apparate handelt, theilt Zosimos — ein leidenschaft-
licher Buchstabenspekulant (9) und Etymolog — die Verüchter einer seiner Schriften über den
Sublimationsapparat als Banausen der adamitischen, von der Heimarmené beherrschten Menschen-
klasse zu; (ganz solchen ägyptisch-neuplatonischen Anschauungen huldigend, wie sie bei Jam-
blichos (10) Bitys vorträgt, den er neben dem #rismegas Platon und dem muyriomegas Hermes
mit der » 7a/e/ des Pifos« citirt). Sich selber und die philosophisch gebildeten Chemiker be-
zeichnet er als Streber nach der höchsten Vernunft, nach der Vereinigung mit dem Princip,
dessen höchsten Namen nur »der verborgene Nikotheos« (El-Gibbör?) weiss, dessen Beiname
das Licht ist, welches als Jesus Christus in die Adamiten dringt. Diese stammen von Adam,
nach seinem Etymon »der jungfräulichen, blutigen, fleischigen Erde«. Adam nennen ihn Chaldäer,
Parther, Meder und Hebräer; die Aegypter aber 7%oyfh d. i. Hermes; die Griechen Prometheus
und Epimetheus, deren Fessel Pandora dieselbe wie Eva ist. Das Licht (GG) Christus hat
die Aufgabe, jeden Adam zur Reue zu bewegen, ihn erst zum Menschen (06) námlich Licht-
(Ds) -menschen zu machen, ihn der Vernunft zu gewinnen und ihn der Heimarmené, d. i. dem
Einfluss der Gestirne zu entziehen. Zuletzt wird dieses Licht den Kampf aufnehmen nicht nur
gegen den Antimimos, sondern auch gegen den von diesem gesandten Vorläufer, der
aus Persien kommt. Dieser hat einen Namen mit neun Buchstaben, unter denen ein Vocal
doppelt ist (Slpdoyyoc). (Man erräth leicht Zoroastres, den er vorher auch citirt) Dass
Thoyth, als Hermes trismegistos und als ein von Zosimos sehr gepriesener Seelenführer und
Chemiker, wenigstens als bekehrter Adamit auch Jesu gleichen müsste, entspräche den An-
sichten des Zosimos, aber er sagt es nicht. Sollte dem Priester der Chemie, welcher nach der
Lösung des chemischen Problems und damit zugleich nach der höchsten Vernunft strebt, auch
die »Zusammenfügung der Knochen« des Retortenbaues nicht gelingen — Anspielung auf
Ezechiel, K. 37—: das bringt ihm keinen Untergang. Wehe aber den adamitischen Verspottern
seines Kunstwerks! — »Nur die hebrüischen und heiligen Bücher des Hermes,« sagt Z. wórtlich,
»sprechen über den lichtvollen Menschen und seinen Wegweiser, den Gottessohn; über den
irdischen Adam und seinen Führer, den Antimimos, der sich mit bóser Rede und Tàuschung
den Sohn Gottes nennt.« Und vorher: »Dasselbe ist in den Bibliotheken der Ptolemáer ge-
funden worden, welche (?) sie in jedes Heiligthum, am meisten in das Sarapeum (t0 caparive)
niederlegten, als sie Asenon (Simon?) den Hohenpriester von Jerusalem (Ücevoy Tv dpytepoco)dpwv)
einluden, ihnen Hermes (so) zu schicken, welcher das ganze Hebräische (Buch?) griechisch und
ägyptisch übersetzte. «
Dass aber die Verbindung des Cham mit dem Chemes (Chemeu) und dieses
mit chemeia geradezu eine jüdische Schöpfung sei, um der Chemie einen histo-
rischen Erfinder zu geben, wird erst recht wahrscheinlich, wenn man die Art
der ältesten chemischen Literatur berücksichtigt, welche dem Zosimos nach seinen
Citaten vorlag. Dieselbe bestand aus durchweg pseudepigraphischen Lehrbüchern
der Kunst, die zwar alle ägyptischer Heimath sind, aber dreifacher Herkunft:
ägyptisch-hellenistischer, persisch-hellenistischer und jüdisch-hellenistischer. Die
häufigste Form, in welcher die Geheimwissenschaft ägyptischer Priester — dafür
die Chemie zu halten, werden wir allen Grund haben — überliefert wurde, ist,
dass ein Gott sich seinem Priester oder Propheten, ein Lehrer seinem Schüler,
ein Vater seinem Sohn mittheilt. Weniger Bekanntes sei angeführt:
Hermes an Pauseris (= Pausiris, richtig: LEPSIUS’ Zeitschrift 1883, pag. 164), Hs. Gotha,
Fol. 103r, vergl. 175v; Hermes, © xheıölov über die Komaris gemäss den beiden Verbindungen,