Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 2. Band)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
  
  
  
522 Handwörterbuch der Chemie. 
Dies erzählt, wohl nicht nach Eusebios Pamphilos, sondern nach dem ägyptischen Mönch 
Panodoros, der um 400 unter Arcadius lebte, Georgios der Synkellos (24). Denn die arme- 
nische Uebersetzung des Eusebios deckt diese Notiz nicht. Nach dem was Suidas von dem 
Inhalt der Kestoi erzählt, passen chemische Dinge recht wohl hinein: überdies citiren die Chemiker 
den Afrikanos (s. o.). 
Im Einklang hiermit berichtet von Diocletian, der im Jahre 296 einen Auf- 
stand der Aegypter mit sehr harten Maassregeln dümpfte, eine Notiz aus der 
Chronik des Joannes Antiochenus, welche auch Suidas unter ynpeix hat, dass 
dieser Kaiser »die über die Chemie Silbers und Goldes (rzpt ynpefus dpyópou xai 
409709) von den Alten der Aegypter geschriebenen Bücher aufsuchen und ver- 
brennen« liess. Zwar wird im Verfolg dieser Mittheilung dem Kaiser das Motiv unterstellt, 
er habe den Aegyptern die Mittel zum Aufruhr aus der Goldquelle ihrer nationalen Kunst ab- 
schneiden wollen; indessen statt sie zu verdüchfigen, verstürkt dieser Umstand nur die Zuver- 
lüssigkeit jener Nachricht, insofern er zeigt, dass die Verehrer der Chemie aus einer gelegent- 
lichen Verfolgung und Schádigung derselben, etwa bei Einüscherung der Tempellaboratorien, ein 
Argument für ihre Kunst ableiteten. — Zum ersten Mal direkt in einer alten Schrift 
erscheint der Name derselben bei Jul. Firmicus Maternus (25). Wenn der Mond, 
heisst es, an neunter Stelle vom Horoskop ab, im Hause des Mercur steht, 
schenkt er die Astronomie . . ......, wenn in dem des Jupiter, den religiósen 
Cultus und scientiam in lege, wenn im Hause des Saturn, scientiam chimiae. 
So, statt scientiam alchimiae, wie ALDUS edirte, steht nach G. J. Voss in den Hand- 
schriften. Die Lesart chimiae, und keineswegs etwas anderes, wie KorP argwóhnt (27), setzt auch 
KIRCHER voraus, da deutlich seine Meinung ist, dass Firmicus zwar chimia, im Sinne von 
Metallurgie, nicht aber Alchimie gekannt habe. Dass indessen Firmicus unter chimia die auf 
Goldprüparirung ausgehende Metallverwandlungskunst verstanden, geht aus dem Zusatz scientia 
hervor für den, welcher berücksichtigt, dass der mit seinen Ausdrücken genau unterscheidende 
Autor sonst oft erwühnt: aurifices (Goldschmiede) aut fossores auri aut absconsarum qua- 
rundam artium magistros (III, 8, 4? loco); metallorum inventores (VIII, 17); aurifices et qui 
ex auri operatione lucrentur (VIII, 22) u. s. w. Ohnehin ist chemia noch nirgends in der Be- 
deutung »Metallurgie« erwiesen worden. Der Grund, warum Saturn mit dem Silbermond Chemiker 
d. h. geheimnissvolle Gold- und Silberprüparanten hervorbringt, wührend die übrigen Planeten 
hier andere Priesterwissenschaften zeitigen, liegt nach der im Buche II, 10 gegebenen Charak- 
teristik jenes ernstesten und tiefsinnigen Planeten nahe: bewirkt er doch auch magicam artem; 
wie ebenso im Verein mit Mercur nach V, 12: rerum occultarum inquisitores ut thesaurorum, 
sepulchrorum aurique et argenti absconditique metalli et omnium denique rerum quae a communi 
hominum consuetudine sunt alienae u. s. w., also Geheimwissenschaften. 
Nun aber hat Firmicus den Ausdruck scientia cAimiae gewiss nicht erfunden; 
sondern ihn aus der griechischen Bearbeitung eines ägyptischen Buches über 
Astrologie entnommen. Das bezeugt er selbst, indem er in der Vorrede zu dem 
betreffenden dritten Buche das in diesem abgehandelte Thema, nämlich die Ein- 
richtung des menschlichen Mikrokosmus gemäss dem Einfluss des siderischen 
Makrokosmus, ebenso wie die daraus folgenden Einzelheiten auf eine Schrift des 
Petosiris und des (ägyptischen Königs) Necepso zurückführt, von der er noch 
oft spricht. 
Beide Männer, sagt er weiter (III, 1), seien in der Beschreibung der genitura mundi »secuti 
Aesculapium et Anubium, quibus potentissimum Mercurii numen istius scientiae secreta 
commisit.« Dieses Buch des Aesculap habe den Titel poptoyéveotz, vergl. V, 1: si vero myrio- 
genesin Aesculapii legeris quam sibi venerabilem Mercurii stellam intimasse professus 
est, invenies. IV, 1r Omnia enim quae Aesculapio Mercurius Enichnus que (l. ? Anubiusque) 
tradiderunt, quae Petosyris explicavit et Necepso; quae Abraham ... in his perscripsimus 
libris (29). Solche Schriften des Petosiris und Nechepsos, wie Plinius (30) sagt, aus der schola 
Aesculapi, sind schon im augusteischen Zeitalter bekannt (31) und finden sich mit derselben 
    
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