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Chemie, 525
Nachgraben finden. Bei der Hälfte der drei Ellen wirst du einen schwarzen Gurt finden. Heb’
ihn auf und richte ihn zu«; und anderswo einen grüngelben Gurt y^epàv; dies letztere sind
die in das westliche libysche Gebirge gezeichneten (yeypaupéva 1? xeyapaypéva gehauenen)
Goldgruben, ganz im Geheimen gesagt. Lauf nicht vorbei. Es sind grosse Geheimnisse«. Wer
den Jargon kennt, braucht des Olympiodoros Erklàrung nicht, dass hier zeitlich sich folgende
Erscheinungen bei den Operationen der »Schwürzung, Weissung und Gilbung« gleichsam
graphisch dargestellt werden. — Es hängt hiermit die weitere häufige Allegorie zusammen,
welche den Sublimationsapparat als Tempel der Metallgötter darstellt (45). Er heisst geradezu
Ormanuthi (46) (Hormanuthi) in der Einleitung der Schrift Isis an Horos, die nichts weiter
als eine allegorische Darstellung der Goldpräparation ist. Isis steht für Kupfer, Amnael der hohe
Priester (ein Jude) ist der verwandelnde Quecksilbergeist (der sogen. tds Ypusds) an der Decke
des Destillirkolbens »am ersten Firmament«.
Soviel darf hiernach zugegeben werden, dass die Chemiker den anklingenden
Landesnamen Chémi mit dem Namen der Kunst zusammenbrachten. Aber die
Kunst kann schwerlich »Aegypten« heissen. Deswegen nicht, weil die griechischen
Ableitungen von ynpla oder ynpela, wie ypevtdc yypebw u. s. w., beweisen, dass
das Wort, soweit Ueberlieferung zurückreicht, als ein substantivum abstractum
nach Analogie entweder von payela u. s. wW. oder von «aptyeím, pecalls(a aufge-
fasst wurde (47), d. h. eine Thätigkeit, Beschäftigung bedeutete, entweder:
eines NN, oder: mit einem XX. Auch »Beschäftigung der Aegypters konnte
es nicht bedeuten, da chêmiî das Land, nicht die Leute, heisst. Dazu kommt,
dass dieser Name nicht von Nationalägyptern, sondern von Einwanderern, wie
Juden, welche die Chemie eifrig trieben, oder Griechen gegeben sein müsste.
Für die Verfasser der Petosiris- und Nechepsosschriften ist die Astrologie ebenso
gut eine ägyptische Kunst. Auf der andern Seite begriffe man nicht, warum
die Tradition der Chemiker, die sich auf Aegypten doch sonst so viel zu
Gute thun, grade den Nationalnamen ihrer Wissenschaft so selten gebraucht
hätte. Im gothaer Codex kommt er ein paarmal bei Stephanos von Alexandria
vor; nur einmal bei Olympiodoros (Fol. 179r), wo dieser andeutet, dass auch Jesus
Thv xexpoppéyny Téyyÿmy Ts Ynpelas (so) gekannt habe. Sonst sagt Olympiodor:
AWOTLAN wy 187 V; PlBoy yyzeutinny 171 V3 pyszeutiais Gams ral sldous, yuypmeutixdy
eldos (— chemische Spezerei) 187v; mpdtov ypevtod 189v; Stephanos: 7, pou
Jiu (S0) 71; postxZe quas 7r. —
Nach diesen Ablehnungen sei es erlaubt, eine Vermuthung vorzutragen:
4npsía kann »Beschüftigung mit einem schwarzen Prüparat« — »schwarz« heisst
chémi auf ägyptisch — bedeutet haben, nümlich demjenigen, welches nach den
Schilderungen der ältesten Kunstverständigen das A und das O der Verwandlungs-
kunst war. Mit dieser Etymologie wäre Chemie, d. i. die Metallverwandlung,
zugleich auf ihren principiellen Ursprung, wie alsbald soll wahrscheinlich gemacht
werden, im Osirismythos zurückgeführt.
Von erheblicher Wichtigkeit für die Geschichte der Metallverwandlung wire,
bestimmt zu wissen, welche Nation zuerst das Quecksilber mit dem Planeten
Mercur verbunden hat. Es giebt im Wesentlichen zwei Reihen der Planeten-
metalle, denen gemeinsam ist: Sonne — Gold, Mond — Silber, Mars — Eisen,
Saturn — Blei, Venus — Erz (zuweilen Orichalcum); von welchen die eine aber
dem Jupiter das Electrum, d. i. silberhaltiges Gold, dem Mercur das Zinn zu-
theilt (48), und diese Reihe entspricht der ältesten Metallzählung. Dagegen die
andere, also die jüngere und in der Chemie üblich gewesene, schreibt dem
Jupiter das Zinn, dem Mercur das Quecksilber zu (49). Merkwürdig dabei ist,
dass die chemischen Zeichen für Zinn: der Caduceus des Mercur, für Quecksilber