556 Handwörterbuch der Chemie.
ausgezogen und der Auszug mit Soda neutralisirt; die abgeschiedene Base wird
entweder mit Wasser gewaschen oder in Benzol oder Aether aufgenommen;
zuletzt wird dieselbe aus heissem Aether umkrystallisirt. Das Oxyhydromethyl-
chinolin besitzt starke Basicität; leichte Löslichkeit in ätzenden Alkalien, in
Benzol, warmem Alkohol, Holzgeist und in Aether, Wasser löst es schwierig;
aus Aether wird es in tafelförmig ausgebildeten, rhombischen Krystallen, aus
Alkohol in Prismen erhalten. a:à:c —0:6809:1:1-5383. Siedep. 114°.
Reactionen: In kalter, alkoholischer Lösung erzeugt ein Tropfen Fe,Cl,
eine tiefbraune Färbung, es entsteht Trübung, schliesslich scheiden sich dunkel-
braune Flocken ab. Ueberschtissiges Fe,Cl, färbt dunkel schwarzbraun. FeSO,
erzeugt in derselben Lösung vorübergehend eine dunkelrothe Farbe; ist die
Lösung concentrirt, ergiebt sich ein schmutziger Niederschlag. K,FeCy, bringt
selbst in sehr verdünnter saurer Losung einen farblosen Niederschlag hervor, der
aus siedendem Wasser in kleinen, bläulichgrünen Nädelchen krystallisirt.
Salze: C,,H,,NO, HCl J- H,O. Salzsaure Oxyhydromethylbase, O. FISCHER’s »Kairin«.
Farblose, glänzende, monokline Krystalle, leicht löslich in Wasser; sie färben sich leicht violett
und verlieren bei 110° C. ihr Krystallwasser. a:ô:e—0-7180:1:03858. Die neutrale Lösung
wird durch schwache Oxydationsmittel wie Chloranil in alkoholischer Lösung bläulichroth ge-
färbt. (Kairin als antipyretisches Mittel, s. Prof. FILEHNE), (Berl. Klin. Wochenschrift 1882,
No. 45, und 1883, No. 6).
Sulfat, (C4 4H, ,NO),H,SO,, aus verdünnter H,SO,-Lósung durch Verdunsten über Kalk
in leicht löslichen, glänzenden, flachen Prismen.
Pikrat, C,,H,;NOC;H;OH(NO,);, krystallisirt aus 20—302 Alkohol in hübschen,
grünlichgelben, glänzenden Täfelchen, die in Wasser schwer löslich sind.
Oxyhydroäthylchinolin, C,H,OHNC,H, (83). 1 Mol. Oxyhydrobase wird
mit 1 Mol. Bromüthyl im Rohre auf 1209 C. erhitzt; der Röhreninhalt löst sich klar in Wasser
und Soda, scheidet die Base in róthlichen Blüttchen ab; man filtrirt rasch, wüscht mit Wasser
und krystallisirt aus Aether und Ligroin.
Blendend weisse Tafeln oder Blättchen. Schmp. bei 76° C. Benzol, Alkohol,
Holzgeist und Aether sind gute Lösungsmittel; Wasser löst sehr schwer, Ligroin
ziemlich schwer.
Salze: C,H,,(NOC,H;)HCI (Kairin A). Blendend weisse Prismen, in Wasser leicht, in
Salzsäure schwer lóslich. PtCl, oxydirt in der Warme unter Rothfürbung.
Kairocoll, C,,H,,NO, (83). Werden 2 Mol. Hydrobase und 1 Mol. Chlor-
essigsäure in wässriger Lôsung unter Druck bei 100—110? C. erhitzt, so resultiren
im Rohre eine schwach róthlichgelbe, strahlige Masse und eine Lósung salzsaurer
Hydrobase; die feste Masse wird getrocknet und gepulvert mit heissem Ligroin
ausgezogen, aus dem schneeweisse, lange, feine Nadeln sich ausscheiden. Schmelz-
punkt 66? C.; schwer löslich in Wasser, leicht in Alkohol und Aether.
(OR) C,H, N-C,H, (OH)CI (84), eine quaternáre Verbindung des Oxychino-
lins 1. mit Aethylenchlorhydrin. Das Chlorhydrat bildet kleine, gelbe, wasser-
freie Krystalle und liefert in wässriger Lôsung mit Ag,O eine alkalische, rothe
Flüssigkeit. Das Platinsalz ist ein in Wasser sehr wenig lósliches Krystallpulver.
Das Goldsalz zersetzt sich rasch.
Oxychinolin 4, OHC,H,N, SkraUP’s Metaoxychinolin, FiscHER’s und
RIEMERSCHMIED's B-Oxychinolin (86). Der SkrAUP’schen Synthese mittelst Metamido-
phenol, Metanitrophenol etc. ist das Schmelzen der Chinolinsulfosäure (4), wie schon beim
Oxychinolin (1) angegeben, vorzuziehen. Nachdem die (1)-Oxybase durch Wasserdampf über-
getrieben, wird die zurückbleibende (4)-Oxybase in warmer Soda gelóst; es bleibt das grüne