Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 2. Band)

    
  
   
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
   
  
   
   
    
    
   
  
  
  
   
   
  
  
   
   
  
   
   
   
   
   
  
  
   
  
    
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mikroskopischen Nädelchen krystallisirter Körper aus, der dem Chitin noch 
sehr nahe steht, aber sich schon in gewöhnlicher conc. Salzsäure leicht löst 
(DRECHSEL). Beim Erhitzen verkohlt und verbrennt Chitin, ohne zu schmelzen; 
mit Kalihydrat geschmolzen liefert es Ammoniak, Essigsäure, Buttersäure und 
Oxalsäure. Mit Salpeterschwefelsäure giebt es einen weissen, unlôslichen, explosir- 
-baren Salpetersäureäther (SUNDWIK). Im Verdauungskanal der hôheren Wirbelthiere 
scheint Chitin nicht verdaut zu werden, wohl aber im Magen der Knorpelfische. 
Das salzsaure Glykosamin, C,H,,NO,-HCI erhält man leicht, wenn 
man Hummerpanzer 3—4 Stunden lang mit conc. Salzsáure kocht und dann 
zur Krystallisation abdampft; die ausgeschiedenen Krystalle werden durch Um- 
krystalisiren gereinigt. Sie sind bis erbsengross, ganz farblos, hell glitzernd, 
luftbeständig, in Wasser leicht, in Alkohol sehr schwer, in Aether nicht lóslich; 
die Lósung ist rechtsdrehend und die spec. Drehung unabhángig von der Tem- 
peratur, abhingig von der Concentration: [ap = 27:69? 54 für eine 10—16:59 
Lósung. Mit Alkalien gekocht wird das Glykosamin unter Bildung von Ammoniak, 
Milchsäure und Brenzcatechin zersetzt; es reducirt beim Kochen leicht FEHLING sche 
Lösung und zwar in demselben Verhältnisse wie Traubenzucker. Die Darstellung 
des freien Glykosamins ist nicht geglückt, denn aus dem erhaltenen Produkte 
kann das salzsaure Salz nicht wieder dargestellt werden (TIEMANN) (6), und ebenso 
wenig ist es gelungen, dasselbe in Glukose überzuführen. .Zwar entsteht mit 
NO,H ein Kórper C,H, ,O,, der FEHLING'sche Lósung reducirt, doch ist der- 
selbe nicht gáhrungsfáhig. Durch Kochen mit Salpetersáure wird es in Isozucker- 
säure, C,H4,0,, verwandelt ((TIEMANN). 
Die Zusammensetzung und Constitution des Chitins ist noch nicht mit Sicher- 
heit bekannt. LEDDERHOsE fand in einer Anzahl Präparate verschiedener Dar- 
stellung 45:04—45:109. C, in anderen 45'82—46 18% C, aber keine dazwischen- 
liegende Werthe. SUNDwIK ist daher der Ansicht, dass das Chitin ein Ammoniak- 
derivat eines Kohlehydrates (C4H, 40,)x ist, dass es aber verschiedene Chitine 
von der allgemeinen Formel: C, ,H,99N5055 -4- nH4O, wo n zwischen 1 und 4 
variüren kann, giebt. Den verschiedenen Werthen für diese Formel entsprechen 
die Resultate mehrerer Analysen sehr genau. Für die Bildung des Glykosamins 
giebt Suxpwik folgende Gleichung: CeoH100N5035 + 14H30 — 8C,EH,,NO, 
--9C,H,,0,, nach welcher also ausser Glykosamin noch ein Korper C,H; ,04 
auftreten wiirde, der wahrscheinlich durch die conc. Salzsäure unter Bildung der 
humusartigen Produkte und der Fettsäuren zersetzt wird. E. DRECHSEL. 
Chlor, *) Cl = 35:37. ScHEELE gewann im Jahre 1774 den von uns Chlor ge- 
nannten Körper zuerst in freiem Zustand, indem er Salzsäure und Braunstein auf 
*) y) GMELIN-KRAUT'S Handbuch, Bd. 1, Abthlg. IL, pag. 346. 2) LuNGE, Handbuch der 
Sodafabrikation. Braunschw. 1880, Bd. IL, pag. 751. 3) Ibid, pag. 746. 4) OXLAND, BERZEL. 
Jahresber., Bd. 26, pag. 136; LAURENT, Repert. chim. appl 3, pag. 100; Jahresber. 1861, 
pag. 898; MALLET, Compt. rend. 66, pag. 349. 5) HENSGEN, DINGL. Bd. 227, pag. 360. 
6) SCHÔNBEIN, J. pr. Ch. 55, pag. 154; GMELIN-KRAUT’s Handb. L, 2, pag. 349. 7) LUDWIG, 
Ber. 1, pag. 232. 8) v. MEVER u. C. LANGER, Berl. Ber. 15, pag. 277. 9) CRAFTS, Compt. 
rend. 9o, pag. 183. 10) MORREN, Compt. rend. 68, pag. 376; Pocc. 137, pag. 165. 11) BIE- 
WEND, J. pr. Ch. 15, pag. 440. 12) MoHm, Ann. 22, pag. 162. 13) REGNAULT, Jahresber. 1863, 
pag. 70. 14) DuMas, Compt. rend. 20, pag. 293; Domy u. MARESKA, Compt. rend. 20, pag. 817. 
15) SCHONFELD, Ann., Bd. 93, pag. 26; Bd. 95, pag. 8. 16) SCHONBEIN, Ann. Suppl. 2, pag. 222. 
17) SCHÔNBEIN, J. pr. Ch. Bd. 55, pag. 154. 18) WôHLER, Ann. Bd. 85, pag. 374- 19) FRE- 
   
	        
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