Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Wirtschafts- und Verkehrskarte. 
Eine Anzahl von Nntztieren auf eine einheitliche Landfläche, etwa auf 100 ha 
oder 1 qkm, in Beziehung zu setzen, nennen wir die Relation zur geographischen 
Basis. Von ihr unterscheidet sich die fiktive, d. h. die Relation zu keinem in der 
Natur gegebenen Wert, wie z. B. zu einer festgesetzten Anzahl von Tieren, also die 
Beziehung zu 100 Rindern oder 100 Pferden usf. Sie mag für den Landwirt passen, 
nicht für den Geographen (S.14B), obwohl dieser die fiktive Relation, wie wir gleich 
sehen werden, auch nicht ganz entbehren kann. In dem Atlas zu dem Werke über 
die' Feldfrüchte Indiens in ihrer geographischen Verbreitung sehen wir die Gepflogen 
heit von Th. Engel brecht, die Anbaufläche jeder Kulturpflanze im Verhältnis 
zur Getreidefläche zu setzen. 1 Rasch erkennt man, welche relative Bedeutung den 
einzelnen Arten an der wirtschaftlichen Ausstattung der verschiedenen Landschaften 
zukommt; indessen schätzt der Geograph mehr die Beziehung zwischen dem Areal 
der Kulturgewächse und der Gesamtfläche, weil dadurch ein besserer Einblick in 
die tatsächliche Ausdehnung der Anbauräume möglich ist. Geographisch näher 
kommt das Verhältnis zwischen Intensität des Anbaues und der Gesanitfläche des 
bebauten Landes, wie wir es in acht Stufen auf C. Bachmanns Karte der Intensität 
des Reisbaues in Asien durchgeführt finden. 1 2 Noch einen Schritt weiter (geographisch) 
ist A. Supan gegangen, als er bei den Vereinigten Staaten untersuchte, wieviel 
von der Gesamtfläche landwirtschaftlich (als Acker- und Grasland, Wein und Obst 
gärten) benutzt wird. Er gelangt zu sechs Stufen, die prozentuarisch abgestimmt 
sind. 3 
Ähnlichen Betrachtungen wie Bachn ann war bereits Engelbrecht nach 
gegangen, indem er betont, daß Acker, Weinberge, Wiesen und Weiden vor allem 
mit dem landwirtschaftlich benutzten Areal in Beziehung zu setzen sind und erst in 
zweiter Hinsicht mit der Gesamtfläche des Landes; denn wertvolle Aufschlüsse für 
Wissenschaft und Praxis sind nur dann zu erwarten, „wenn das Verhältnis zwischen 
denjenigen Bodennutzungen untersucht wird, welche untereinander im engsten wirt 
schaftlichen Zusammenhang stehen und sich gegenseitig ergänzen“. 4 Weiter geht 
Engelbrecht ganz geographisch-statistisch vor, indem er für Deutschland vorschlägt, 
bei den Erhebungen, Vergleichen und kartographischen Feststellungen auf die Ge 
meinden, die Gemarkungen zurückzugehen. Die Eintragungen sollen auf einer 
statistischen Gemarkungskarte des Staates am besten im Maßstab 1:100000 
erfolgen. Etwas Ähnliches liegt vor in den Blättern der Gemarkungskarte für Württem 
berg in 1 : 350000 5 , auf denen wir innerhalb sämtlicher 1910 Gemeinden des Landes 
die Anteile an Acker- und Gartenland, Weinbergen, Wiesen, Weiden und Waldungen 
veranschaulicht sehen. Wie sich Engelbrecht als Landwirt in den Veranschau 
lichungswert der Karte vertieft hat, bezeugt sein Vorschlag der kartographischen 
1 Th. H. Engelbrecht: Die Feldfrüchte Indiens ¡. ihrer geogr. Verbreitung. Abh. d. Hamburger 
Kolonialinstituts. XIX. Mit Atlas von 23 K. Hamburg 1914. 
2 C. Bachmann: Verbreitung u. Intensität des Reisbaues i. Asien. P. M. 1912, I, 4. 
3 A. Supan: Landwirtschaftk. der Ver. St. u. v. Canada nach d. Censusjahr 1880. P. M. 
1884, T. 1. 
4 Th. H. E ngelbrecht: Kartograph. Darstellg. der Anbauverhältnisse des Deutschen Reichs 
nach kleinern Bezirken. Archiv des Deutsch. Landwirtschaftsrats. XXXIV. Berlin 1910, S. 332. — 
Auch enthalten in „Ausgewählte Schriften von Th. H. Engelbrecht“, Festgabe zu seinem 70. Geburts 
tage. Berlin 1924, S. 61 — 77. 
5 Gemarkungskarte des Königr. Württemberg. Württemberg. Jahrbücher f. Statistik u. Landes 
kunde. 1900. 5 Bl. in 1 : 350000.
	        
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