Full text: Sprecher - Stehuhr (10. Band, 2. Abteilung, 1. Teil)

1627 STEHEN (II, C, 13, g) 
2. d. kleinstädter 1, 4. volksthümlich: er steht da wie ein 
begossener pudel (oder hund, s. begieszen, {h. 1, 1294), be- 
schämt und verlegen; dafür luxemb. e Stet do wel) eng 
besecht käz luxemb. wb. 426*; der edelman stunde wie 
das hündlein von Breda, und machte manche tieffe re- 
verentz SCHUPPIUS 89 (Salomo VIII) vgl. WANDER 4, 796, 91 
“ist das hündchen von Bretten gemeint? s. WACKERNAGEL 
kl. schr. I, 423 f.). — andere vergleiche bei LUTHER: wenn 
liese prechtige lester wort ... sind aus gewest, so sind 
sie gestanden als die beschoren menlin, und ist nichts 
mehr dahinden gewest, damit sie yhren yrthum be- 
schirmen 26, 170, 26 Weim. (= schr. 4, 331°); wenn es eyns 
zur antwort kompt, werden wyr stehn wye dy pfeyffer 
{i5, 706, 34; ähnlich 16, 73, 23. wofür vollständiger: also 
mugt ihr sie dringen zur schrift. das werden sie un: 
gern thun; da werdet ihr sehen, dasz sie stehen werden, 
wie die. pfeifer, die den tanz verderbet haben br. 2, 87; 
z. ferner pfeifer 1, £h. 7, 1653. stund da wie ein hosen- 
dämpfer (der dampf in der hose macht, qui pedit?) BRÄKER 
37, 8. I, B, 8, e, %. sehr eigenthümlich ist die els. redens- 
art do stet (e)r wü drei un(d) elf, ‘rathlos, unentschlossen, 
nachdenklich und dabei in nachlässiger, schlaffer haltung, 
auch beschämt MARTIN-LIENHART 2, 564”, auch els. 
jahrb. 7, 196. nd.: un din fru steiht hir woll as trumpf 
sös? REUTER 2, 247, 29 Seelm, (stromt. 2, 14, ähnlich sitten 
as tr. s. 107, 12, wozu der hsg. bemerkt: ‘in spielen, bei 
denen die sieben‘ die unterste karte ist, wird die sechs 
überflüssig”). 
y) gern mit weiteren zusätzen: stehen wie ein pfahl 
m sande FRENSSEN Jörn Uhl s. 250, s. I, GC, 3, f, «; ich 
stehe da wie die perle im gold KOLLMANN üuppensp 
‘, 65; wer... den herren Jesum Christum ... mit glau- 
bigem hertzen ergreiffet, der stehet wie gold im fewer, 
ınnd wird jmmer schöner und reiner drinne MATHESIUS 
Sar. 102*, auch hier bes. häufig vergleiche mit thieren: führt 
einen der zufall dann in eine kleine stadt, so steht er 
da wie eine eule auf der stange KOTZEBUE d. d. klein- 
städter 3, 11; nu mach, dasz du fortkommst, un steh hier 
„ich vor den baum, as en hund, wenn ’ne katt in den 
bom hüppt is REUTER 2, 282, 81 Seelm. (stromt. 2, 18)- 
so sprichw.: (da) stehen wie die ochsen am berge, s. 4, 
a, c; er steht wie die kuh vorm grünen (neuen) thor 
WANDER 4, 795, 64; er steht da, wie der bock vor dem 
metzger KIRCHHOFER schweizer. sprichw. (1824) 272. els. 
stehn) wi(e) e vogl uf ere zwig, wie e geis uf ere leitere, 
wie e katz am dachstuel, unsicher stehen MARTIN-LIEN- 
HART 2, 564%, ferner fränk. är stött wi ’es kind bän 
Jlräk (beim dreck), er weisz sich nicht mehr zu helfen 
T*ROMMANN 6, 318, 221. 
d) besonders zu erwähnen sind zwei redewendungen, die 
jei LUTHER begegnen: ; ; 
aa) (da) stehen wie butter an der sonne, beschämt, 
rabhlos, verblüfft; belege th. 2, 583. bis heute üblich geblie- 
ben, auch im dialect: Fritz stunn dor as botter an de 
sünn REUTER 3, 22, 12 Seelm. (stromt. 3, 31). els.: do stet 
» wü dr butter in dr sunn (synon. mit wü drei un elf, 
s. die erklärung unter 6) MARTIN-LIENHART 2, 564®, 
märk. (westf.): dä steid dä as bueter in dar sunne FROM- 
MANN 5, 163, 151. ; 
6b) nur im 16. jahrh. bezeugt ist die wendung: wo sie 
lie (gleichnisse) nicht anzeigen und wol da mit ein tref- 
en (übereinstimmen), so stehen. sie wie der peltz auff 
seinen ermeln LUTHER 26, 401, 20 Weim.; er stehet auff 
seinen. worten, wie ein beltz auff den ermeln EGENOLF 
sprichw. (1555) 60%, 8. THIELE zu LUTHER sprichw. 120; 
wer aber. auf gottes güte nicht trawet, der wird stehen, 
wie ein pelz auff seinen ermeln CHR. FISCHER ausleg. 
des psalters (1590) bei WANDER 4, 796, 77. der sinn ist 
ulso auch ‘unsicher stehen, zu schanden werden’. 
&) der vergleich wird durch einen satz mit als ob ge- 
geben: sonst würdet ihr die augen wenigstens nieder- 
schlagen und nicht da stehen, als ob alle zehn gebote 
nit‘ feurigen buchstaben auf eurer stirn geschrieben 
ständen HEBBEL 38, 190, 20 (Agnes Bern. 8, 10); sprichw. 
er steht hier, als ob ihm in die hand geschissen.sei 
EISELEIN 278. WANDER 4, 795, 55. fränk.: &r stött, Ass 
wenn ’n die hähr (hühner) ’s brät gnummä hättn FROM 
MANN 6. 317. 188. 
STEHEN (IL, 14, a) 1628 
14) am entschiedensten modalen sinn hat stehen in ver- 
ndung mit adverbien der art und weise: stehen, für, in 
zewisser beschaffenheit oder zustand seyn FRISCH 2, 326°, 
a) so wol, gut, schlecht stehen u. ähnl., zunächst ohne 
weitere bestimmungen. diese redeweise ich stehe wol u. 
ähnl. ist in der älteren sprache nicht selten, tritt jedoch 
in der neueren zurück hinter der unpersönlichen wendung 
3s steht gut mit mir (es geht mir gut), s. D, 10, d; vgl.: 
ler mann hat wol gestanden, es hat wol mit (um) ihn 
zestanden, seine sachen seynd wol gestanden, costui € 
stato bene, le cose sue erano in buono stato KRAMER dirt. 
2, 929%; und GOTTSCHED beobacht. 280. 
&) er stehet gar wol, floret opibus et felicitate STIELER 
27; der mann stehet wol, egli stä bene, agiato, acco- 
nodato di ben di fortuna KRAMER dict. 2, 927°; so wille 
ich ir muter sein und mit einem manne in sölcher 
masse versechen, daz sie ir lebtag wol sten sol ARıco 
lecam. 130, 11 KELLER (20 la mariterö ... in maniera, che 
ara bene 2, 8); man pfleget zu sagen, dasz ein kriegs- 
heer ohne seine obristen und eine vestung ohne jhren 
hauptmann nicht wol stehe schausp. engl. comöd. s. 293, 8 
OÜreizenach (unzeit. vorwitz 8, 4); cimbr. steetar iart bol? 
state vor bene? cimbr. wb. 236®. der gebrauch der wendung 
in der gruszformel bei ARIGO ist dem ital. nachgebildet: 
im entgegen gingen und grüsten und zü im sprachen, 
wolste unser Faczibolo decam. 215, 32 (ben possa stare 
Faziuolo 3, 7), ebenso 365, 28. auf wol stehen beruht das 
zubst. wolstand; sonst sagt man in neuerer sprache lieber 
zut stehen, vgl. unten &. auch: 
wir stehn ganz leidlich. zwanzig schlachten hat 
dies volk geschlagen, und mit diesem sieg 
den weg geöffnet nach Jerusalem 
LuDWwIG 3, 354 (Maccab. 3). 
auch in den steigerungsformen: jetz aber, so wir am 
besten steen, söllen wir dar von, wider in armüt und 
»llend VOGELGESANG frag. Joh. Hussen 8. 24 neudr. (4, 2). 
ß) übel (jetzt schlecht) stehen: wann sie ... nach 
lem frantzösischen sprüchwort den mönch, das ist, den 
hasen oder das unglück im busen haben, so stehn sie 
ıbel Garg. 8. 410 neudr.; 8. auch FISCHART nachtrab 166 
unter I, B, 2, f, %, dd; dann sie an keinem end erger 
stehn möchten als da MONTANUS 247, 1 Bolte (Cym. v. 
Tph. 8); und hätte mancher medicus des Würsungs oder 
Dffenbachs artzney buch nicht, er stünde leiden übel 
SCHUPPIUS 5388. 
y) syntaktisch verschieden gewendet: wie stehet er? 
some stä egli? come la passa? KRAMER diect. 2, 927°; 
Lucifer ... was sagst Mogol? — he! wie stehst in deiner 
beherrschung? ... Mogol. übergüldete‘ armuth meine 
beherrschung! MALER MÜLLER Fausts leben 18, 20 neudr.; 
ich weisz schon wie ich stehe, in was für umständen 
ich mich befinde ADELUNG (2, 83); überlegt man näher, 
wie er (don Johann v. Öst.) stand, was er that, und was 
aus seinen unternehmungen erfolgte... RANKE werke 38, 66. 
wir stehen noch, auf oder ab, wie vorher, es ist weder 
tag noch nacht ruhe GÖTHE br. 18, 48, 5 (aus d. “‘laaqer 
bey Marienborn’ 1798); 
ich kann mit ihm nicht rechten, ... 
denn wie er steht, ist er kein freier mann 
GÖTHE 9, 162 (Tasso 2, 4). 
wie ganz anders, als damals, da sein vater von Oestreich 
verjagt, er selber in Brügge gefangen war, standen nun 
seine enkel! RANKE deutsche gesch. 1, 287. 
d) wol stehen w. s. w. auch von thieren, gedeihen: wem 
die schafe wol stehen, und die bösen weiber wol ab- 
gehen und die bienen wol schwermen, der darf sich 
aichts hermen CoLER hausb. (1640) 405; man hat auch 
an gewissen örtern sonderlich zugerichtete forellen-teiche, 
darinne sie sehr wohl stehen und zunehmen AMARAN- 
THES frauenz.-lex. 558; 
die geisz scharret, wenn sy wol stat, ; 
hört bald uff, wenns jr übel gadt 
H. R. MANUEL weinsp. 3994. 
€) während diese ausdrucksweise im allgemeinen zurück- 
gegangen ist, ist sie in einem specielleren sinne gerade seit 
mitte des 18. jahrh. erst recht üblich geworden, nämlich 
bezogen auf die finanzielle lage: 
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