Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

   
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h. 1874, 
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PRINGS- 
  
Chlorophyll. 5 
Lósung ist ausgezeichnet durch eine Reihe sehr auffallender optischer Eigen- 
schaften, namentlich die rothe Fluorescenz und die Absorptionserscheinungen 
für bestimmte Bezirke des Spectrums. — Die Lósung ist in durchfallendem Lichte 
grün — nur bei sehr starker Concentration roth — und klar, in auffallendem 
Licht roth und triib. Beide Erscheinungen — 'Trübung und rothe Fürbung — 
sind Fluorescenzerscheinungen (STokEs) (1). Die Fluorescenz verschwindet beim 
Eintrocknen der Lósung, tritt jedoch wieder auf, wenn man den Rückstand auf's 
Neue in Alkohol, Aether oder Chloroform löst. 
Bringt man einen angemessen verdünnten alkoholischen Auszug von Blättern 
vor den Spalt eines Spectralapparates, der durch eine leuchtende Flamme be- 
leuchtet ist, so zeigt das Spectrum einen Absorptionsstreifen im Roth, der hinter 
der FRAvENHOFER'schen Linie Z2 beginnt, zwischen B und C am intensivsten ist 
und nahe hinter C, wenig scharf begrenzt, endet. Ein zweiter schwácherer, 
diffuser Streifen zeigt sich zwischen D und. C, schwache Verdunkelungen noch 
hinter D und vor Æ Der violette Theil des Spectrums ist absorbirt; verdünnt 
man die Lósung noch weiter, so treten auch im violetten Theil des Spectrums 
Maxima und Minima der Absorption auf (HoPPE-SEYLER) (2). 
Das Chlorophyll ist in alkoholischer Lósung sehr unbestándig, die Lósung 
wird allmählich, namentlich am Licht, wahrscheinlich durch Oxydation bräun- 
lich, missfarben. Säuren, seibst organische, zersetzen das Chlorophyll in einen 
gelben und einen blaugrünen Farbstoff, 
Schüttelt man eine alkoholische Lösung von Chlorophyll mit Salzsäure, 
Aether und etwas Wasser, so geht in den Aether ein gelber Farbstoff über — 
Fremy’s (3) Phylloxanthin oder Xanthophyll, — während die Salzsäure sich 
grünlichblau fürbt: FREMv's Phyllocyanin oder Cyanophyll. Fremy nahm 
darnach an, dass das Chlorophyll aus 2 Farbstoffen bestehe, von denen der eine 
vielleicht identisch ist mit dem gelben Farbstoff der herbstlich gefärbten Blätter, 
doch ist die Präformation dieser beiden Farbstoffe nicht erwiesen, vielmehr wahr- 
scheinlich, dass sie erst durch Einwirkung der Säure aus dem Chlorophyll ent- 
stehen. 
PRINGSHEIM tritt auf Grund spectroskopischer Untersuchungen der Anschauung, 
dass das Chlorophyll aus 2 Farbstoffen bestehe, entgegen (4), dagegen unter- 
scheidet derselbe (5) noch drei dem Chlorophyll nahestehende gelbe Farbstoffe, 
deren Spectren dem des Chlorophylls ähnlich sind, jedoch mit dem Unterschiede, 
dass die Absorptionserscheinungen in der ersten Hälfte des Spectrums schwächer 
sind. Diese drei Farbstoffe sind das Etiolin — der gelbe Farbstoff der im 
Dunkeln wachsenden Pflanzen, — das Anthoxanthin, der Farbstoff der gelben 
Blüthen, insoweit er die Löslichkeitsverhältnisse mit dem Chlorophyll theilt, — 
und das Xanthophyll — der Farbstoff der herbstlich gelb gefärbten Blätter. Das 
gewühnliche Blattgriin enthilt nach PriNGsHEIM ausser dem eigentlichen Chloro- 
phyll stets gelbe Farbstoffe, wahrscheinlich Etiolin und Xanthophyll. 
Einigermassen reine Lósungen von Chlorophyll erhält man nach Horpe- 
SEVLER (6), wenn man Gras zuerst durch Ausziehen mit Aether von Wachs, Fett 
und harzigen Bestandtheilen befreit, dann mit Alkohol digerirt, der schon etwas 
Chlorophyll aufnimmt und das rückständige Gras mit einem Gemisch von 
Alkohol und Aether digerirt. 
Vorschriften zur Reindarstellung von Chlorophyll selbst sind von älteren 
Autoren in grosser Menge gegeben, sie sind jedoch lediglich von historischem 
Interesse, da das Produkt keine Garantie für chemische Individualität bietet und 
   
  
  
  
   
  
   
   
  
  
   
   
  
  
   
   
  
   
  
   
  
    
  
  
  
  
   
   
    
   
  
  
     
  
  
   
   
   
   
   
   
   
   
  
   
   
  
  
   
  
    
  
   
	        
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