Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

  
      
    
  
   
   
  
  
  
   
     
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
  
   
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
   
  
Diazoverbindungen. 205 
führt, wie erwähnt, im Allgemeinen nicht zur Bildung von Diazoverbindungen, 
sondern zur direkten Ersetzung der Amidogruppe durch Hydroxyl. Neuerdings 
ist indess von TH. CURTIUS (49, 50) in der freiwilligen Wasserabspaltung aus den 
Salpetrigsäuresalzen der Amidosäureester, beziehungsweise in der Einwirkung von 
salpetrigsaurem Natrium auf die Salzsäureverbindungen der Amidosäureester, ein 
allgemeiner Weg zur Gewinnung von Verbindungen gefunden worden, die sich 
nach ihrem Verhalten den wirklichen aromatischen Diazoverbindungen anreihen 
lassen. In ihrer Constitution unterscheiden sich jene Verbindungen allerdings 
dadurch von den letzteren, dass die Diazogruppe mit beiden Affinitäten an 
Kohlenstoff, und zwar an ein und dasselbe Kohlenstoffatom, gebunden ist: 
N 
C,H, CO, CH,-NH,-NO,H = C,H, CO,-CH | + 2H,0 
i 
Salpetrigs. Glycocollester »Diazoessigester«. 
N 
TS + ^ ^ ST x x17 - + 
C,H, CO, CH, NH, HCI + NO,Na = CyH;- COy- CH 4| + 2H20 + NaCl 
Salzsaurer Glycocollester »Diazoessigester«. 
Die Abspaltung von zwei Molekülen Wasser aus den salpetrigsauren Salzen 
der Amidosáureester flndet schon bei gewóhnlicher Temperatur statt, so dass z. B. 
die Krystalle des salpetrigsauren Glycocolláthylesters im Vacuum über Schwefel- 
säure bald unter Verflüchtigung der Spaltungsprodukte (Wasser und Diazoessigester) 
vollständig verschwinden. 
Die Ester der fetten Amidosäuren kônnen nicht durch diese Säuren selber 
ersetzt werden. Auch die sauren Ester zweibasischer Amidosäuren, wie der 
Asparaginsäuremonoäthylester, liefern mit salpetrigsaurem Natrium keine Diazo- 
verbindungen. 
Die auf dem angegebenen Wege erhaltenen eigenartigen Diazoverbindungen 
sind relativ beständig; einige sind unzersetzt für sich oder unter nur theilweiser 
Zersetzung mit Wasserdampf destillirbar. Am genauesten untersucht wurde bis- 
her der 
Diazoessigester, C,H;CO,-CH:N, (49, 50), dessen chemisches Verhalten 
als typisch für dasjenige aller analogen Verbindungen gelten kann. 
Salzsaurer Glycocollüthylester wird in concentrirter wüssriger Lósung mit 
das dadurch abgeschiedene gelbe Oel in Aether aufgenommen, 
Darstellung. 
salpetrigsaurem Natrium behandelt, 
nach dem Verdunsten des letzteren einige Zeit mit Barytwasser stehen gelassen und im Wasser- 
dampfstrom destillirt, wobei zun 
Dieser wird in #therischer Losung durch 
sichtiges Erhitzen auf 95? von Aether befreit. 
Goldgelbe, neutrale Flüssigkeit von starkem, hóchst eigenthümlichem Geruch, 
mischbar mit Aether und Alkohol, in Wasser kaum löslich. Der Luft ausgesetzt 
verflüchtigt sich die Verbindung vollständig. In ganz reinem Zustande ist sie bei 
kleinen Mengen unverändert destillirbar. Siedep. 143° bei 721 Millim. Der noch 
nicht ganz reine Ester explodirt häufig schon weit unterhalb dieser Temperatur. 
Beim Kochen mit Wasser zerfällt der Diazoessigester allmählich in Stickstoff 
und Glycolsäureester, resp. Glycolsäure und Alkohol; beim Kochen mit absolutem 
Alkohol entstehen Stickstoff und Aethylglycolsäureester. 
Gegen Alkalien ist die Verbindung ziemlich beständig. Mineralsäuren wirken 
schon in der Kälte heftig ein. Ein Tropfen concentrirter Schwefelsäure bewirkt 
eine heftige Detonation. Beim Eintropfen des Diazoessigesters in concentrirte 
icht unter starker Erhitzung mit explosionsartiger Heftig- 
ächst der grösste Theil der Verbindung unzersetzt übergeht. 
Chlorcalcium getrocknet nnd durch schliessliches vor- 
wässrige Salzsäure entwe 
  
  
  
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