MEET FE
208 Handwörterbuch der Chemie.
lösung gewonnen. Es krystallisirt aus lauwarmer weingeistiger Lósung in braunen, derben
Prismen. Schmp. 699. Sehr leicht zersetzlich (55).
Ferridcyandiazobenzol, (C,H;:N,),H,: Fe;(CN),,, und Nitroprussiddiazobenzol,
(C,H;: N,)H- FeC;N,O + H,0, sind gut krystallisirbare und verhältnissmnssig sehr beständige
Verbindungen (56).
Pikrinsaures Diazobenzol (Diazobenzoltrinitrophenolat), CH;-N,-OCH,(NO,),,
durch Fillung von salpetersaurem Diazobenzol mit pikrinsaurem Natrium als gelber, krystalli-
nischer Niederschlag erhalten (57).
Diazobenzol-o-Nitrophenolat, C,H,-N, ÔC,H,(NO2), lässt sich aus o-Nitrophenol
und Diazobenzolnitrat gewinnen (165).
Diazobenzolkaliumsulfit, C,H,-N,-SO,K. Wird erhalten durch Etntragen von
Diazobenzolnitrat in eine kalt gehaltene, schwach alkalische Lôsung von schwefligsaurem Kalium
und Fällen durch Kalilauge (58). Es bildet sich auch bei der Oxydation von phenylhydrazin-
sulfonsaurem Kalium (96). Gelbe Krystalle, die in der Hitze perpuffen und sich beim Kochen
mit Wasser allmählich unter Bildung von Kohlenwasserstoffen zersetzen. Durch Reductions-
mittel, wie Zinkstaub und Essigsüure, wird das Salz in phenylhydrazinsulfonsanres Kalium,
C,H, NH-NH-SO,K, übergeführt, welches deshalb auch entsteht, wenn das Diazobenzolnitrat
in einen Ueberschuss von saurem schwefligsaurem Kalium eingetragen wird (67, 58). Brom-
wasser erzeugt aus dem Diazobenzolkaliumsulfit ziemlich glatt Tribromphenol. ‘Trägt man aber
in eine gesättigte Lösung des Salzes bei 30° eine Lösung von Brom in Bromwasserstoffsäure
ein, so scheidet sich fast reines Diazobenzolperbromid aus: C,H,: N,:SO,K -- 4Br 4- HO
— C,H,-N,- Br, + SO,KH + HBr (59).
Benzolsulfinsaures Diazobenzol, C,H,: N,: 50,. C,H,. Durch Füllung von Diazo-
benzolsalzen mit benzolsulfinsaurem Natrium, sowie durch Erwürmen einer alkoholischen Lósung
von Phenylbenzolsulfazid, C,H;-NH:NH-SO,.C,H;, mit Quecksilberoxyd erhalten (35).
Krystallisirt aus Alkohol in rothgelben Tafeln des rhombischen Systems. Unlóslich in kaltem
Wasser, leicht lóslich in Alkohol, Aether, Chloroform und Benzol, schwer in Petroleumither.
Das Salz schmilzt bei 75— 16? unter Gasentwicklung; bei schnellem Erhitzen verpufft es schwach.
Durch Zinkstaub und Essigsäure wird es zu Phenylbenzolsulfazid reducirt.
Von den Zersetzungen der Diazobenzolsalze sind namentlich diejenigen,
bei welchen die Diazogruppe durch Wasserstoff, Hydroxyl oder Halogene ersetzt
wird, schon im allgemeinen Theil besprochen. Alkalien fällen, wie erwähnt,
aus Diazobenzolsalzen nicht die freie Base, sondern bewirken tiefer greifende
Zersetzungen. Durch verdünnte Kalilauge wird in der Kälte üllmáhlich, schnell
beim Kochen eine amorphe, harzartige, rothbraune Substanz, C1 H4, N30, aus:
geschieden (5). Alkoholische Kalilauge erzeugt ausserdem noch Benzol, Diphenyl
und Aldehyd (5). Verdünntes, wüssriges Ammoniak scheidet, ähnlich wie Kali-
lauge, jene rothbraune Substanz, daneben aber Diazoamidobenzol aus. Giesst
man dagegen eine gesáttigte Lósung von Diazobenzolnitrat unter Abkühlung in
hôchst concentrirte Ammoniakflüssigkeit, so entsteht ausser jenen sich aus-
scheidenden Produkten eine ausserordentlich explosive Verbindung C,4H, N50,
welche beim Verdunsten der ammoniakalischen Lósung in schónen, gelben
Prismen krystallisirt. Sie ist unlóslich in Wasser, lóslich in Alkohol, Aether und
verdünnter Kalilauge. Diese Lósungen werden durch Kochen nicht zersetzt,
wührend die Verbindung durch Kochen mit Sáuren in Phenol, Anilin und Stick-
stoff zerfällt (5). Eine mit aufgeschlimmtem kohlensauren Barium versetzte
Losung von Diazobenzolnitrat zersetzt sich langsam unter schwacher Gasent-
wicklung, wobei sich durch Einwirkung des entstehenden Phenols auf das Diazo-
benzol zwei Körper aus der Klasse der Azoverbindungen bilden, nämlich Oxy-
azobenzol, C,H,-N: N-C,H,-OH, und Phenoldiazobenzol (C¢H;-N:N),-C,H;-OH
(5, 47). (Vergl. Bd. II, pag. 128, 129.)