Diazoverbindungen. 209
Durch Neutralisiren von Diazobenzolchlorid mit kohlensaurem Natrium
erhielt FRANKLAND (60) ausser Phenoldisazobenzol einen in Alkalien unlóslichen
mikrokrystallinischen Kórper, C4,H, N50.
Durch Zusatz von gelbem Blutlaugensalz zu Diazobenzolnitrat in gesättigter,
kalter Lôsung bis zu bleibender Grünfärbung gewann Griess (61r) ausser Azo-
benzol und einem braunrothen Oel eine neue Verbindung, C,,H,,N;, die aus
Alkohol in sehr kleinen, gelben Blüttchen krystallisirt, bei 150° schmilzt und
sich in höherer Temperatur ohne wesentliche Zersetzung verflüchtigt.
Trägt man schwefelsaures Diazobenzol in wässrige Schwefelkaliumlôsung
ein, so fällt unter lebhafter Stickstoffentwicklung ein gelbes Oel nieder (5),
welches vermuthlich wesentlich aus Phenylsulád (C;H;),S besteht. Durch vor-
sichtigen Zusatz von Schwefelwasserstoff oder besser von Schwefelammonium zu
abgekühltem schwefelsauren Diazobenzol wird zunächst ein sehr explosiver, roth-
gelber Niederschlag (Diazobenzolsulfid?) erhalten, der sich bald unter Stickstoff-
entwicklung in ein Gemenge von Phenylsulfid und -disulfid umsetzt (62).
Alkyljodide wirken auf Diazobenzolsalze wie freier Jodwasserstoff, d. h. es wird
Jodbenzol gebildet: C,H;-N:N.S0,H--CHjJ —N; + C,H;J + CH,: SO,H (63).
Metallderivate des Diazobenzols (5) Das Diazobenzol und seine
Homologen vermógen sich nicht nur mit Säuren, sondern auch mit Basen zu
verbinden. Die Alkaliverbindungen entstehen durch Einwirkung der sehr concen-
trirten Aetzlaugen auf die Diazosalze. Audere Metallderivate wurden aus jenen
durch Fällung gewonnen.
Diazobenzolkalium, C,H,-N,-OK. Man trägt eine gesättigte Lösung von Diazo-
benzolnitrat allmühlich in sehr überschüssige, höchst concentrirte Kalilauge ein und verdampft
auf dem Wasserbade. Die nach dem Erkalten krystallinisch erstarrte Masse wird zwischen
poräsen Steinen gepresst, durch Aufnehmen in absolutem Alkohol von Salpeter und nach noch-
maligem Krystallisiren, Auspressen und Trocknen im Vacuum, durch Waschen mit Aether von
dem rofhbraunen Nebenprodukt befreit. — Weisse, perlmutterglänzende Blättchen, sehr leicht
löslich in Wasser und Alkohol, unlöslich in Aether, begierig Kohlensäure anziehend. Die wässrige
Lösung zersetzt sich bald unter Gelbfärbung und Abscheidung einer braunrothen, amorphen
Substanz. Beim Erhitzen im trocknen Zustande tritt erst über 1309 eine schwache Verpuffung
ein. Durch die berechnete Menge Essigsäure wird aus der Kaliumverbindung das freie Diazo-
benzol gewonnen.
Die Barium- und die Calciumverbindung werden nur aus concentrirter Lösung des
Diazobenzolkaliums als weisse, krystallinische Niederschläge erhalten.
Die Zink- und die Bleiverbindung sind unlösliche, amorphe, weisse Niederschläge.
Diazobenzolsilber, C;H,-N,.O Ag. Grauweisser, unlóslicher Niederschlag, leicht lós-
lich in Salpetersäure. Die Verbindung ist sehr beständig. In höherer Temperatur verpufft sie
heftig. Schwefelwasserstoff zersetzt die in Wasser suspendirte Verbindung zu Schwefelsilber und
freiem Diazobenzol. Ueber die trockne Verbindung geleitet verursacht Schwefelwasserstoff eine
sehr heftige Explosition.
Diazobenzolquecksilber, (C;H,:N,),Hg. Weisser, amorpher, sehr bestándiger Nieder-
schlag.
Substitutionsprodukte des Diazobenzols und seiner Homologen werden
durch Einwirkung von salpetriger Sáure auf die substituirten Aniline erhalten.
Sie zeigen im Allgemeinen, selbst im freien Zustande, grôssere Beständigkeit, als
die entsprechenden nicht substituirten Verbindungen, denen sie sich im Uebrigen
analog verhalten.
p-Chlordiazobenzol, C,H,CI'N, OH (64). Die freie Base wurde aus ihrer Kalium-
verbindung durch Essigsäure gewonnen. Sie bildet einen äusserst explosiven, gelben Nieder-
schlag. — Ihr Platinsalz, (C,H,CI: N,*CD,: PtCl,, krystallisirt in feinen, gelben Nadeln.
LapENBURG, Chemie. Ill. 14
eM