Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

30 Handwörterbuch der Chemie. 
Die Citronensäure krystallisirt aus nicht zu heissen wässrigen Lösungen in 
compakten, rhombischen Krystallen, welche 1 Mol. Krystallwasser enthalten. 
Unter gewissen Umständen erhält man aber auch diese krystallwasserhaltige Säure 
in flachen, langen Krystallindividuen (3). Aus heissen Lösungen krystallisirt sie 
krystallwasserfrei (?). 
Die wasserhaltige Sáure verliert ihr Wasser beim Erhitzen auf 1007; sehr 
langsam giebt sie dasselbe bereits beim Stehen über Schwefelsáure, ja selbst bei 
sehr langem Liegen an der Luft ab (4). Krystallwasserhaltig hat sie das spec. 
Gew. 1:542 (5). Sie löst sich in $ Thln. kalten, in $ Thin. heissen Wassers (7) 
und in 1:15 Thln. 80proc. Alkohols (8) 100 Thle. absoluter Alkohol lósen bei 
15? 43:15 Thle. wasserfreier (9), 100 'Thle. entwásserter Aether 9-12 Thle. krystalli- 
sirter Säure (10). Spec. Gew. (6), Ausdehnung und Siedepunkt wássriger Citronen- 
säurelôsungen (11). 
Wasserfreie Citronensäure schmilzt bei 153—154°. Die wasserhaltige Säure 
giebt, wie bereits oben erwähnt wurde, beim Erhitzen Wasser ab; ihr Schmelzpunkt 
wird daher, je nachdem man die Temperatur mehr oder weniger rasch steigen 
làsst, oberhalb 100? bei verschiedenen Temperaturen gefunden. Erhitzt man die- 
selbe, bis im Destillat reichlich Oeltropfen sich zu zeigen beginnen (ca. 1759), 
so entháült der Rückstand neben unzerzsetzter Citronensáure Aconitsáure (resp. deren 
Anhydrid): 
C,H,(OH)(COOH); = C,H,(COOH); + H,0. 
Neben Wasser und Aconitsäure bildet sich noch Kohlensäure, Kohlenoxyd 
und Aceton, so dass man annehmen muss, dass ein Theil der Citronensäure sich 
im Sinne der Gleichung: 
C,H,(OH)(COOH), = 2C0, + CO + H,0 + CH,COCHS, 
zersetzt. Steigt die Temperatur höher, bis über 200°, so zersetzt sich die gebildete 
Aconitsäure unter Abspaltung von Wasser und Kohlensäureanhydrid und man 
findet im Destillat, welches bei ca. 220° übergeht, die Anhydride der Citracon- 
säure und Itaconsäure. Das Anhydrid der letzteren verwandelt sich alsbald, wenn 
es mit dem abdestillirten Wasser in Berührung gebracht wird, in die Säure. Es 
ist wohl anzunehmen, dass die Aconitsäure zunächst in Anhydrid übergeht und 
dieses sodann Kohlensäure abspaltet: 
CO. 
C,H, (COOH), = H,O 4^ C,H,CO ^O 
COOH 
Aconitsäure Aconitsäureanhydrid 
COS CO 
C:H.CO-0=CO,+ C,H 0 
3 COOH 2 saco 
Citracon- u. Itaconsáureanhydrid. 
Im Rückstand bleibt bei fortgesetzter Destillation, nachdem noch ein dunkles, 
Citraconsáureanhydrid enthaltendes Oel übergegangen ist, eine lockere, sehr 
glänzende Kohle (12). 
Bereits durch längeres Kochen in wässriger Lösung werden aus Citronensäure 
kleine Mengen von Aconitsäure gebildet. Beim Erhitzen mit conc. Salzsäure geht 
diese Umwandlung rascher und vollständiger vor sich (13). Steigert man die 
Temperatur dabei bis über 140°, so entsteht neben Aconitsäure Diconsäure 
(s. unten) (14). Kochen mit Bromwasserstoffsäure führt die Citronensäure gleich- 
falls in Aconitsäure über (15), bei der Einwirkung von Jodwasserstoff erhält man 
hauptsächlich Citraconsäure neben kleinen Mengen Aconitsäure (16). Beim Er- 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
   
  
  
   
   
  
    
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
    
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