|
{
i
i
———
c ELI
426 ' Handwoórterbuch der Chemie,
des Ammoniaks. Wenn auch die Thatsache feststeht, dass wir mit Hilfe
Pflanzen zu ernähren vermögen, so lassen die meisten Beobachtungen die Deutung zu, dass das
Ammoniak im Boden theilweise nitrificirt worden und daher nur indirekt die Ernährung der
Pflanzen bewirkt habe. Eine Beweiskraft für die vorliegende Frage können nur Versuche bean-
spruchen, bei welchen eine Nitrification ausgeschlossen war, welcher Nachweis jedoch in den
meisten Fallen fehlt. Dagegen gelang es in vielen Füllen bei Wasserculturen nicht, unter An-
wendung neutraler Ammoniaksalze normale Pflanzen zu entwickeln. Nach HAMPE (18) gediehen
aber Maispflanzen in einer Lósung, welche den Stickstoff in Form von phosphorsaurem Ammo-
niak enthielt, in den ersten Wochen kümmerlich, später kräftig, woraus er den Schluss zog, dass
diese Pflanzen erst eine gewisse Ausbildung erlangt haben müssen, um Ammoniaksalze assimiliren
zu können. Auch P. WAGNER (19) gelangte zu ähnlichen Resultaten. Diese Erfahrungen reichen
jedoch nicht aus, um die vorliegende Frage endgültig zu beantworten. Als eine dritte Quelle
für die Ernährung der Pflanzen mit Stickstoff kommen endlich die organischen Verbindunge
n in
Erwägung.
Werden dieselben von den Wurzeln aufgenommen, so wandert zugleich Kohlenstoff
ein, und man hätte daher bei den Versuchen sowohl die Möglichkeit einer Assimilation dieses
Elementes, wie des Stickstoffs im Auge zu behalten und zu unterscheiden. Von hervorragender
Bedeutung würde es sein, wenn gewisse stickstoffhaltige Humusverbindungen des Bodens, die
ohne Zweifel existiren, aber noch nicht rein isolirt sind, einer Assimilation fähig wären. Die
bisherigen Versuche darüber, ob Humuskórper überhaupt assimilirt werden kónnen, sind für eine
allgemeine Beantwortung der Frage ungenügend. DETMER (20) konnte eine Aufnahme von
huminsauren Salzen bei Hafer, Kartoffeln und Ceomverza tenerrima nicht nachweisen, während
Quellsatzsäure von Erbsenkeimlingen aufgenommen wurde. Dass in humusreichem Boden vege-
tirende Pflanzen (Linse, Raps, Lupine u. A.) der atmosphärischen Kohlensäure nicht entbehren
kônnen, dass also in Form von Humus assimilirbarer Kohlenstoff nicht in wesentlicher Menge
dargeboten wird, lehren neuere Versuche von CAILLETET (21), PFEFFER (22), GODLEWSKI (23).
Zu positiven Resultaten führten viele mit anderen organischen Stickstoffverbindungen aus-
geführte Culturversuche. Wenn auch viele derselben, wie Alkaloide, Nitrobenzoesäure, Blutlaugen-
salz völlig unfähig waren, die Pflanze zu ernähren, so lieferten dagegen Versuche mit gewissen
Amidosäuren und verwandten Verbindungen, wie Glycocoll, Leucin, Tyrosin, Kreatin, Harnstoff,
Hippursäure, Guanin günstigere Resultate. Nur für einige wenigen dieser Verbindungen ist zu-
gleich der Nachweis geführt, dass sie unzersetzt in die Pflanze einwanderten, wie für Harnstoff
und Glycocoll von HAMPE (24), für Kreatin mit Wahrscheinlichkeit von P. WAGNER (25).
Hippursäure wird nach den Forschungen WAGNER’s (l. c.) in der Pflanze zerlegt in Benzoesäure
und Glycocoll welch letzteres eine üppige Ernährung bewirkt. Diese Erfahrung hat ein prak-
tisches Interesse, da die Grundsubstanz eines vielgebrauchten Düngemittels, der Knochen, bei
der Fäulniss Glycocoll bildet.
Es ist denkbar, dass die bei der Zersetzung verschiedenartiger Düngemittel auftretenden
Stickstoffverbindungen einen verschiedenen specifischen Werth als Pflanzennührmittel besitzen.
Allgemeiner verbreitet ist jedoch heute die Ansicht, dass die Pflanzen den Stickstoff vorwiegend
in der Form von Salpeter aufnehmen, und dass der Werth verschiedener Stickstoffdünger nament-
lich abhängt von deren Fähigkeit, den Nitrificationsprozess des Bodens zu unterhalten. In dieser
Hinsicht würde auch das Verhalten der betreffenden Stickstoffverbindungen zu den nitrificirenden
Organismen des Bodens (vergl. Bd. II, pag. 349) in Erwägung kommen.
In einem seltsamen Dunkel bewegten sich bis gegen den Anfang unseres Jahrhunderts die
Anschauungen der Theoretiker über die Herkunft der Aschenbestandtheile der Pflanzen.
Der lange geführte Streit über die Herkunft des vegetabilischen Alkalis giebt das. beste Bild
von den herrschenden Meinungsunterschieden. Der Ansicht, dass das Alkali erst durch den
Verbrennungsprozess erzeugt werde, stand gegenüber die Behauptung, dass dasselbe schon in
der Pflanze präexistire. Wenn auch der richtige Zusammenhang von manchen klar sehenden
Chemikern schon früher erkannt war, wie von URBAN HIARNE (1707) (26) und von BOURDELIN
(1727--1730) (26), so wurde die entgegengesetzte irrige Meinung besonders dadurch befestigt,
dass die hervorragendsten Vertreter der phlogistischen Periode, VAN HELMONT, BOYLE, LEMERY,
STAHL, dieselben adoptirten. Die ersten exacten Beweise für die Prüexistenz des Kalis in der
Pflanze rühren von MARGGRAF (1764), dessen Beobachtungen bestätigt und vervollkommnet
von Ammoniaksalzen.
nas
à (faq
[21