Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

   
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Dünger. 465 
Mergels unterschieden, wie 'TThon-, Lehm-, Sand-Mergel. Ist derselbe sehr reich 
an kohlensaurem Kalk, so bezeichnet man ihn als Kalk- oder Kreidemergel. 
Unter Wiesenmergel versteht man eine kreideartige Ablagerung, die sich oft 
in Wiesen- und Torfgründen vorfindet. 
Den wesentlichsten und wirksamsten Bestandtheil des Mergels bildet der 
kohlensaure Kalk, dessen Menge innerhalb der weitesten Grenzen schwankend 
befunden wird. Von untergeordneter Bedeutung, weil meist nicht reichlich, ist 
im Allgemeinen eine Beimengung von Calciumphosphat. Dagegen enthalten 
manche Mergelarten feldspathreichen Sand, der durch seine Verwitterung dem 
Boden lösliches Kali spendet. 
Die Wirkung des Mergels ist theils eine direkte, in den meisten Fällen aber vorzugsweise 
eine indirekte. Eine direkte Wirkung äussert der Mergel auf den, nicht selten vorkommenden 
Bodenarten, welche an Kalk verarmt und desshalb nur dürftigen Kleewuchs, dagegen eine reich- 
liche Entwicklung sauerer Gräser zeigen, schon durch die Zufuhr des fehlenden Pflanzennähr- 
stoffes allein. Gleichzeitig wirkt der Mergel aber indirekt, indem er die oben beim Kalk be- 
schriebenen. günstigen Einflüsse auf die physikalische Natur- und Absorptionsfähigkeit der Acker- 
krume ausübt. Im Vergleich mit Kalk wird der Mergel im Allgemeinen milder wirken, da er 
weniger feintheilig und keine alkalische resp. ützende Beschaffenheit zeigt. Da der Mergel oft 
in bedeutenden Quantititen auf die Felder gefahren wird, so kann unter Umstünden auch die 
mechanische Bodenbeschaffenheit hierdurch verbessert werden. Ein Sandboden würde durch 
lehmigen Mergel bindiger, ein schwerer Thonboden durch sandigen Mergel gemildert, abgesehen 
davon, dass der Kalk für sich allein schon die Bindigkeit des strengen Thonbodens vermindert. 
Manchmal enthält der Mergel schädliche Substanzen, wie Eisenkies, lósliche 
Eisenoxydulverbindungen. Es ist daher sehr zweckmässig, verdächtige Mergel- 
arten in dieser Hinsicht zu prüfen, indem man ein wässriges Extract durch 
24 stiindige Behandlung mit Wasser in der Kilte bereitet und dieses mit Ferridcyan- 
kalium auf Eisenoxydulsalze geprüft. Mergelarten, welche letztere enthalten, können 
nur durch sehr langes Lagern und öfteres Umarbeiten an der Luft verbessert werden. 
Dieselbe Behandlung empfiehlt sich für alle Mergelarten, welche aus tieferen, von 
der Lutt abgeschlossenen Schichten stammen, deren dunkle oder blaue Farbe für 
die Anwesenheit von Eisensulfür oder Oxydul spricht. Besonders häufig wurden 
schädliche Wirkungen bei Anwendung mancher Mergelarten des Marschbodens 
beobachtet, welche auf einen Gehalt an löslichen Eisenoxydulsalzen zurückzu- 
führen waren. Auch für den Wiesenmergel wird längeres Lagern an der Luft 
vor der Anwendung empfohlen. 
Die Anwendung des Mergels leitet sich schon aus den ältesten Zeiten her. In England 
wurde das Mergeln nachweislich 1100, wenig später das Kalken eingeführt (253). 
Analysen von Mergel liefern je nach dem Material so wechselnde Resultate, dass hier 
einige Hinweise auf die neuere Literatur genügen müssen. 
Ueber Diluvialmergel vergl. KRAUT (262), K. MÜLLER (263), BENTE (264), Ref. (265); 
über Mergelsorten aus dem Fürstenthum Lippe-Detmold vergl. J. KäniG (266), Reg.-Bez. Cassel 
vergl. DIETRICH (267), Mergel der Buntsandsteinformation vergl. DIETRICH (268); über Wiesen- 
mergel, Moormergel vergl. KRAUT (262), E. WoLFF (269), STÜCKHARDT (270). Viele Mergel- 
analysen, insbesondere des Diluviums, finden sich auch in ‘den Untersuchungen der k. preuss. 
geologischen Landesanstalt (271). 
Schlick. Unter dieser Bezeichnung versteht man den an der Ausmündung 
der Flüsse ins Meer sich zu Boden senkenden Schlamm. Seine Bildung wird 
durch die Strom hemmende Wirkung der Fluth (vergl. pag. 333, Bd. II) begünstigt. 
An vielen Strommündungen und Häfen massenhaft ausgebaggert, steht dieses Ma- 
terial für landwirthschaftliche Meliorationen oft sehr reichlich zur Verfügung. Mit 
vielem Erfolg wurde. Schlick aus dem Dollart erfolgreich zur Düngung von ab- 
LADENBURG, Chemie. III. 30 
      
   
   
  
  
  
    
   
    
    
     
     
   
    
   
  
  
  
  
  
    
     
   
  
  
  
  
  
  
     
   
      
	        
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