466 Handwórterbuch der Chemie.
getorftem Moor in Holland (sogen. Veenculturen) angewendet (272) und auch in
neuerer Zeit wird über günstige Wirkungen der Schlickdüngung berichtet, insbe-
sondere auf sauren Wiesen mit Grünlandsmoorcharakter, wie auch auf leichtem,
bisher nicht kleefáhigem Ackerboden (290). Der Schlick repräsentirt im Allge-
meinen eine sehr fruchtbare, nährstoffreiche, kalkige, thonige Erde, welche daher
auf jedem armen, der Düngung bedürftigen Boden von Erfolg sein wird. Wenn
auch der Kalkgehalt in der Regel stark vorherrscht, so ist derselbe doch meist
von ansehnlichen Gehalten an Phosphorsäure und Stickstoff begleitet. Da der
Schlick reich ist an feinthonigen Theilchen, so wirkt seine Anwendung auf
leichtem, sandigen Boden nicht allein düngend, sondern auch physikalisch ver-
bessernd, indem er die Bindigkeit, Wassercapacität, Absorptionskraft erhöht. Die
mancherorts schon mit Erfolg durchgeführte Schlickdüngung des leichteren Sand-
bodens wird neuerdings in ernste Erwägung gezogen, namentlich da, wo günstige
lokale Verhältnisse einen möglichst billigen Transport gestatten. (Näheres darüber
enthalten namentlich die Sitzungsber. d. Central-Moorcommission, Berlin.) Um
transportfähig zu werden, muss der Schlick nach dem Ausbaggern an der Luft
durch längeres Lagern getrocknet werden, wodurch zugleich etwaige schädliche
Bestandtheile durch Oxydation umgewandelt werden.
Analysen von Schlickablagerungen vergl. FLEISCHER (273), ZÖLLER (274),
KôNIG (275), Rer. u. G. LoGES (276), KREUSLER (283).
Schlamm aus Flüssen, Seen, Teichen wird sich in ähnlicher Weise wie
Schlick (s. d.) zur Düngung armer Ländereien, zur physikalischen Verbesserung
leichten Sandbodens verwenden lassen. Oft ist der Kalkgehalt ein ansehnlicher,
wie z. B. in dem bei Hochwasser gesammelten Rheinschlamm (277), im Uebrigen
fällt manchmal ein im Verhältniss zum Ackerboden hoher Gehalt an Phosphor-
säure, Kali, Stickstoff ins Gewicht.
Jeder Schlamm, der aus stagnirendem Wasser stammt z. B. aus Teichen
(sogen. Teichmodde), sowie solcher, welcher reich ist an organischen Resten,
oder sich durch eine dunkle Färbung verdächtig macht (Schwefeleisen), muss vor
seiner Anwendung lüngere Zeit gelagert und ófters durch Umarbeiten gelüftet werden.
Da die Zusammensetzung des Schlamms sehr von der Art seiner Bildung abhängt, so be-
schrünken wir uns hier auf einige Literaturnachweise :
Schlamm aus Teichen vergl. HOFFMANN (278), TOD (279), SIEGERT (280), PiNcus (281),
PETERS (282) Schlamm aus Flüssen vergl. KREUSLER (283), HENNEBERG (284), POTT (285),
E. SCHULZE (277), W. WICKE (286), KURMANN (287), Strassenschlamm vergl. SIEGERT (288),
PETERS (289).
IX. Reste pflanzlichen Ursprungs,
Sehr mannigfache Reste pflanzlicher Herkunft werden in den Wirthschaften
zur Bereicherung der Düngergrube verwendet. Es empfiehlt sich meist nicht,
diese Materialien direkt auf das Feld zu bringen. Erst durch Fäulniss wird der
Zusammenhang solcher Massen soweit gelockert, dass sie mehr und mehr zer-
fallen und durch die gleichzeitig eintretende Zersetzung einen Theil der vor-
handenen Nährstoffe eine lösliche Form annehmen lassen. Es ist daher rathsam,
pflanzliche Reste irgend welcher Art dem Composthaufen einzuverleiben, wo sich
jene vorbereitenden Prozesse vollziehen können. In vielen Wirthschaften ist man
genöthigt, das fehlende Winterstroh durch pflanzliche Abfälle oder umgewandelte
Pflanzenreste zu ersetzen. In diesem Falle ergiebt sich eine zweckmässige An-
wendung der genannten Materialien von selbst, indem diese zuerst im Stall zur
Einstreu dienen, dann mit Jauche durchtränkt in die Dungstätte gelangen, wo