Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

   
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Dünger. 467 
sie unter dem Einfluss der dort statthabenden Gáhrung noch weitere, für den 
Zweck ihrer Verwendung sehr fórderliche Umsetzungen erfahren. Der Dungwerth 
dieser Massen ist übrigens ein sehr veründerlicher und richtet sich nach dem 
Gehalt an den bekannten wichtigeren Náührstoffen, sowie nach der Zersetzbarkeit 
derselben unter dem Einfluss der Gährungserreger. Je grösser die letztere, um 
so günstiger ist dies für die Verwerthung. Für den gedachten Zweck werden 
die verschiedenartigsten Abfálle verwendet, wie verschimmeltes Heu, Kartoffelkraut, 
Schilf, Sägmehl, Teichgras, Tang. Insbesondere ist es aber der Wald, welcher 
in Form der Rech- und Hackstreu mannigfache Streusurrogate liefert. Zur Rech- 
streu gehören die Laubabfälle der Bäume und das Moos, zur Hackstreu die 
Nadeln und jüngeren Zweige der Nadelhölzer. Ferner liefert der Wald eine 
Mäh- oder Unkräuterstreu, bestehend aus Haiden, Besenpfriemen, Beerkräutern, 
Farrenkraut, Schilf- und Riedgräsern, und eine Erdstreu, bestehend aus dem 
Bodenfilz der Haide, Haideplaggen, Torf, Moorerde. 
Wenn diese für die Erhaltung der Bodenkraft und eine günstige physika- 
lische Bodenbeschaffenheit des Waldes nothwendige Oberlage demselben öfters 
zur landwirthschaftlichen Nutzung entzogen wird, muss dies von den nachtheilig- 
sten Folgen für die Weiterentwicklung des Waldbestandes werden. Die Entnahme 
der Mähstreu kann jedoch unter Umständen aus forstwirthschaftlichen Gründen 
geboten sein. — 
Wir müssen darauf verzichten, den sehr variablen und oft sehr geringen Dungwerth der 
angegebenen Materialien durch analytische Daten zu belegen, sondern beschränken uns auf einige 
wenigen Literaturangaben: 
EBERMAYER, Die gesammte Lehre der Waldstreu, Berlin 1876. 
Derselbe: Naturgesetzliche Grundlagen des Wald- und Ackerbaues I. Berlin 1882. 
Derselbe: Die Bedeutung d. Streudecke d. Wälder, BIEDERM. Centralbl. VII. Bd. 1875, pag. 398. 
JUL. SCHRÔDER (Tharandt), Forstchemische und pflanzenphysiologische Untersuchungen. 
Heft I, auch BIEDERM. Centralbl. 8 (1879), pag. 875 und 951. 
G. LOGEs, chemische Analysen frisch abgefallenen Baumlaubes, mitgetheilt von Oberförster 
Emels, allg. Forst- und Jagdzeitung 1884, Märzheft pag. 85. 
Untersuchungen der Versuchsstation in Eberswalde, vergl. DANKELMANN’sche Zeitschr. für 
Forst- und Jagdwesen 1882— 1884. 
E. v. Worrr, Tabellen und Aschenwerk (31). 
v. SCHORLEMMER, Ueber Plaggendüngung, Agrik. Jahresb. 8, pag. 243. 
R. HOFFMANN, Landw. Versuchsst. I, pag. 269. 
L. Durk, Ueber Waldstreu, ebendas. XVIII, pag. 204. 
Die Anwendung des Torfes zum Diingen ist schon ziemlich alt, da sie von 
den Humustheoretikern (s. o.) mit Nachdruck gelehrt wurde. THAER empfahl, 
den Torf mit Sand durchschichtet, im feuchten Zustand längere Zeit lagern zu 
lassen, bevor er zum Düngen verwendet wird. Aus neuerer Zeit werden günstige 
Wirkungen in Folge einer Düngung mit Torf oder Torfmull auf unfruchtbarem 
Haidesandboden berichtet von Ap. MavER (291), auf Keupersandboden von 
SCHREINER (292). Auch von SALFELD (293) wird mitgetheilt, dass Moorerde allein 
auf Sandäckern mit gutem Erfolge verwendet werde. Dass Torf auf einem seiner 
Armuth wegen unfruchtbaren Sandboden günstig wirkt ist unschwer zu erklären, 
da der Torf einerseits die physikalischen Eigenschaften solchen Bodens ver- 
bessert, anderseits oft reichlich Stickstoff und kleine Mengen mineralischer Nähr- 
stoffe enthält, wodurch die Ernáhrungsverhültnisse der in solchem Sande wachsen- 
den Pflanzen etwas verbessert werden. Ein mit Torf versetzter sehr leichter 
Boden wird aber auch jede andere, z. B. eine Stallmistdüngung besser verwerthen, 
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